Gröschls Mittwochskommentar: 23/2024

Der wöchentliche Blick auf die Märkte, (Geo-)Politik, Known Unknowns und andere wichtige Entwicklungen. Verfasst von e-fundresearch.com Gastautor Florian Gröschl, Geschäftsführer und Miteigentümer der Absolute Return Consulting GmbH. Markets | 05.06.2024 07:53 Uhr
Florian Gröschl, Geschäftsführer und Miteigentümer der Absolute Return Consulting GmbH / © e-fundresearch.com & interfoto
Florian Gröschl, Geschäftsführer und Miteigentümer der Absolute Return Consulting GmbH / © e-fundresearch.com & interfoto

Sind wir seit Wochen ja im Good News/Bad News Dilemma  - sind gute Wirtschaftsdaten tatsächlich gute Nachrichten für den Markt, weil dann die Zinsen doch länger hoch bleiben, oder ist es doch anders rum etc… - , nur unterbrochen von kurzen Brüllen der guten Kitty, haben wir jetzt, anscheinend endlich wieder was gefunden, was offensichtlich zeitlose und interpretationsfreie Gültigkeit hat, nämlich Buy on Rumours, Sell on News oder ins Deutsche transponiert: Die Hoffnung stirbt immer zuletzt. ;-) Soll heißen wir kaufen die Erwartung und preisen dann, bei Eintritt des Ereignisses, die Unsicherheit aus bzw. die neue Realität ein. Das funktioniert besonders gut bei punktuell auftretenden Vorkommnissen, wie Wahlen aber auch Zentralbankentscheidungen. So gerade zu sehen zB in Indien und in Mexiko. Ob wir gleich global korrigieren müssen, nur weil der Vater der indischen Nation nicht ganz so gut abzuschneiden droht, wie er es gern gesehen hätte, darf bzw. muss natürlich hinterfragt werden, vielleicht ist da ja auch noch was ganz anderes im Busch… ;-)

Einzelne US-Frühindikatoren, wie der Chicago PMI, waren in den letzten Tagen zum Beispiel echt schlecht und das bei anhaltend hohen Preisdruck-Daten. Mithin kann man sich da schon ein bisserl Sorgen machen, aber das geht ja bekanntlich immer. Da das aber bekanntermaßen alles furchtbar kompliziert und wir uns mit den Interdependenzen der einzelnen Datenveröffentlichungen und ihren Auswirkungen auf zukünftige Zentralbankentscheidungen generell recht schwertun, fokussieren wir (der Markt ;-)) uns lieber darauf, was wir wissen. In Europa ist das diesfalls der alles überstrahlende Zinsentscheid am Donnerstag. Wäre wohl ein echtes Drama, wenn Madame Lagarde nicht eine 25bps Senkung verkünden würde. Bisserl fragt sich der geneigte Beobachter natürlich da schon: aber für wen?  So frei nach der legendären Trash Metal Compilation aus dem Jahr 1989 – Speed kills… but Who´s dying? – Wer´s kennt… :-)

Worüber es möglicherweise wirklich lohnt nachzudenken, ist, wie es mit der FED weitergeht, sollte DJ Trump tatsächlich im November wieder die Plattenteller übernehmen. Dass er kein ausgesprochener Freund von unabhängigen Institutionen ist, können wir als gegeben annehmen. In vielen Fällen macht das nicht wirklich was, weil Administrationen rund um den Globus – verständlicherweise – dazu tendieren wichtige Posten mit ähnlich denkenden Mitmenschen zu besetzen. In Österreich nennt man das dann Umfärben und Freunderlwirtschaft, inhaltlich ist da aber ein Unterschied kaum auszumachen. Jedenfalls hält das System das normalerweise ganz gut aus, weil´s es a) gewohnt ist und b) der Schaden den einzelne anrichten können normalerweise durch diverse Checks and Balances begrenzt ist.

Auf der anderen Seite wurden aber genau deswegen – oder aus irgendwelchen anderen Gründen, die sich mir grad nicht erschließen ;-) – unabhängige Institutionen geschaffen, die nicht bei jeder Farbveränderung völlig die Richtung wechseln sollten. So Trump der neue, alte POTUS werden und er die Fed näher an sein Gängelband nehmen sollte, man aber davon ausgehen muss, dass die langfristige, globale Finanzmarktstabilität nicht sein unmittelbares Ziel 1, möglicherweise auch nicht seine absolute Kernkompetenz ist, könnte das nicht nur ungewollte sondern auch ungewollt hohe Wellen schlagen. Die Konsequenzen für nahezu alles auf der Welt brauchen wir wohl im Detail nicht zu besprechen, viel Fantasie braucht´s da nicht…

Zum Ende noch eine Beobachtung in eigener Sache: Klar würde ich viel lieber jeden Mittwoch schreiben, dass eh alles super ist, es entweder keine Risiken gibt oder sie fair und korrekt eingepreist sind, aber da tät ich dann jede Woche wissent- und wollentlich gegen das 8. Gebot verstoßen und das wäre wohl selbst für das Karma des geübten Agnostikers nicht so super. Erfreuen wir uns also daran, dass die Welt die Angewohnheit hat, nicht jede Woche unterzugehen, sind wir uns aber bewusst, dass es irgendwann dann doch so weit sein wird. *lol*

Bis dahin: Love, Peace & Happiness!

Florian Gröschl, Geschäftsführer und Miteigentümer der Absolute Return Consulting GmbH

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