Die Qualität der Menschen in der Vorstandsetage – und damit der Unternehmenskultur – ist ein wichtiger Faktor, der darüber entscheidet, ob ein Unternehmen auf Dauer Wert für seine Aktionäre schafft. Über die strategische und finanzielle Analyse hinaus liegt der Schlüssel zu unserem Erfolg als Anleger daher in der Bewertung dieses wesentlichen Elements und des Governance-Rahmens, in dem die Führungsgremien der Unternehmen arbeiten. Welche Faktoren berücksichtigen wir, und welche Trends können wir in den europäischen Vorstandsetagen beobachten?
Der nicht zu vernachlässigende Faktor Mensch
Für uns als Anleger zählt die Corporate Governance zu den wesentlichen zu berücksichtigenden Elementen. Es sind die Qualitätsaspekte der Unternehmensführung, die eine Performance über den in den Aktienkurs eingebetteten Erwartungen ermöglichen, so dass die Aktien des Unternehmens im Laufe der Zeit eine Outperformance erzielen können.
Unsere Bewertung der Unternehmen in Bezug auf die Unternehmensführung bestimmt die Gesamtqualitätsbewertung des Unternehmens. Aus dieser ergibt sich wiederum die geforderte Rendite, die wir in unserem Bewertungsmodell für das Unternehmen verwenden. Daher ist bei Anlageentscheidungen die Bewertung der Qualität der Unternehmensführung ein zentraler Punkt in unserem Anlageprozess.
Bei der Beurteilung der Qualität und Effektivität der Führungsgremien suchen wir nach Führungskräften mit den richtigen Fähigkeiten – basierend auf ihren beruflichen Aufgaben und Erfolgen – sowie der richtigen Einstellung. Letztere umfasst unter anderem Eigenschaften wie Ausgeglichenheit, Skepsis, Zusammenarbeit und soziale Kompetenz. Die Tätigkeit als Vorstands- oder Aufsichtsratsmitglied ist eine anspruchsvolle Aufgabe, die mit beträchtlichem Zeitaufwand verbunden ist. Wir glauben, dass es für Führungskräfte schwierig ist, diese Aufgabe nebenbei wahrzunehmen, und sind daher Befürworter rein professioneller Führungsgremien.
Professionalisierung der Vorstandsetage: Spezialisten rücken ins Zentrum
In den letzten 10 Jahren hat sich die Professionalisierung der Führungsgremien von Unternehmen stark beschleunigt, und die Small-Cap-Unternehmen haben gegenüber den Large-Caps aufgeholt. Erstens hat das Streben nach Vielfalt und besserer Aufsicht zu einer Zunahme von Frauen in Vorständen und Aufsichtsräten geführt. Dies wurde auch durch EU- und nationale Rechtsvorschriften unterstützt.
Zweitens beobachten wir auch eine Veränderung im breiteren Profil der Mitglieder dieser Gremien. In der Vergangenheit bestanden die Vorstände und Aufsichtsräte aus wenigen Spezialisten (in der Regel aus dem Finanz- und Rechtsbereich) sowie aus Generalisten mit Erfahrung in der Unternehmensführung oder im Management. Angesichts der steigenden Anforderungen an die Unternehmensführung und der Tatsache, dass Investoren den Dialog über Themen wie Vergütung, Nachhaltigkeit und Kapitalallokation suchen, werden die Gremien zunehmend mit Spezialisten besetzt, darunter Personal-, Rechts- und Finanzexperten. Die moderne Vorstandsetage von heute ist daher eher eine Mischung aus branchenrelevanten Fachleuten, und jeder Einzelne leistet seinen Beitrag aus einer bestimmten strategischen Perspektive.
Da von den Vorstands- und Aufsichtsratsmitgliedern auch erwartet wird, dass sie das strategische Gesamtbild sehen und die Entwicklung des Unternehmens im Auge behalten, richten einige Unternehmen neben Aufsichtsräten auch Beiräte ein. Auf diese Weise erhalten beide Bereiche die ihnen gebührende Aufmerksamkeit, wobei sich die Aufsichtsräte auf Governance-Fragen konzentrieren und die Beiräte aus Branchenexperten bestehen, die Erkenntnisse zu Innovation, Wettbewerbsposition und Strategie liefern.
Eine enge Beziehung
Die Professionalisierung und Qualitätsverbesserung von Vorständen und Aufsichtsräten erfolgt in der Regel nicht spontan. Aktive Aktionäre spielen eine entscheidende Rolle – vor allem bei Small-Cap-Unternehmen, bei denen in der Regel eine recht enge Beziehung zwischen Aktionären und Führungskräften herrscht.
Wir sehen uns als engagierter, langfristiger Aktionär in Qualitätsunternehmen mit einem starken Nachhaltigkeitsprofil und einer interessanten Bewertung. In Bezug auf Fragen wie Strategie, Vergütung, Kapitalzuweisung, Führungsnachfolge usw. stehen wir in engem Kontakt mit den Führungsgremien der von uns gehaltenen Unternehmen. Wir beteiligen uns grundsätzlich aktiv an der Abstimmung auf Hauptversammlungen und stimmen gegen Vorschläge, wenn unsere Diskussionen erfolglos bleiben und wir mit einem Vorschlag nicht einverstanden sind. Manchmal bieten wir den Gremien Kandidaten an, die sie bei der Suche nach neuen Mitgliedern berücksichtigen können.
Im Großen und Ganzen sehen wir es als unsere Pflicht an, dafür zu sorgen, dass die Unternehmensführung in den Händen der qualifiziertesten Manager, Vorstands- und Aufsichtsratsmitglieder liegt. Sie sollen innerhalb eines effektiven Governance-Rahmens arbeiten, der die Interessen des Unternehmens mit unseren als langfristige Aktionäre in Einklang bringt.
Gespräche mit allen Mitgliedern der Führungsgremien
Unsere enge Beziehung zu Small-Cap-Unternehmen beinhaltet einen umfassenden Austausch, sowohl mit geschäftsführenden als auch nicht geschäftsführenden Mitgliedern der Führungsgremien. Hierdurch unterscheiden wir uns von der Mehrheit der anderen Investoren, denn die meisten richten ihre Aufmerksamkeit auf den CEO und den CFO.
Wir sehen, dass im britischen Governance-Modell, das in der Regel eine monistische Führungsstruktur aufweist, die nicht geschäftsführenden Vorstandsmitglieder ein hohes Maß an Engagement und Verantwortung für den Erfolg des Unternehmens und den Aktienkurs zeigen. Ihre Pendants in Kontinentaleuropa, wo nach dem dualistischen System typischerweise zwei Gremien, Vorstand und Aufsichtsrat, die Grundlage der Unternehmensführung bilden, betrachten ihre Rolle als beratend. Wir stellen hier jedoch ein stärkeres Engagement der Aufsichtsräte fest, da Stakeholder wie Investoren, Aufsichtsbehörden und Nichtregierungsorganisationen ein aktives Engagement wünschen und von den Aufsichtsratsmitgliedern erwarten, dass sie mehr Verantwortung übernehmen und aktiv werden.
Fazit
Die Qualität der Unternehmensführung und die Governance-Struktur eines Unternehmens sind entscheidend für den Shareholder Value und die potenzielle Outperformance im Laufe der Zeit. Als engagierte Aktionäre widmen wir diesem Thema daher viel Zeit und Aufmerksamkeit und sprechen sowohl mit geschäftsführenden als auch mit nicht geschäftsführenden Mitgliedern der Führungsgremien von Unternehmen.
Die Unternehmen schätzen im Allgemeinen unser Engagement und konstruktives Feedback. Unsere Einblicke in Governance-Fragen helfen ihnen, das Unternehmen auf die Interessen der Aktionäre auszurichten, was langfristig zur Wertschöpfung und zu einer interessanten Aktienkursentwicklung führt. Dies bringt auf den Punkt, was in unserer Welt der börsennotierten Small Caps am wichtigsten ist.
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