Gröschls Mittwochskommentar: 24/2024

Der wöchentliche Blick auf die Märkte, (Geo-)Politik, Known Unknowns und andere wichtige Entwicklungen. Verfasst von e-fundresearch.com Gastautor Florian Gröschl, Geschäftsführer und Miteigentümer der Absolute Return Consulting GmbH. Markets | 12.06.2024 13:03 Uhr
Florian Gröschl, Geschäftsführer und Miteigentümer der Absolute Return Consulting GmbH / © e-fundresearch.com & interfoto
Florian Gröschl, Geschäftsführer und Miteigentümer der Absolute Return Consulting GmbH / © e-fundresearch.com & interfoto

Mon Dieu! Oder, sagen wir´s mit dem seligen Dr. Kurt Ostbahn Wos is da do nua eingfalln? Wos host da dabei denkt? (1/2 So Wüd 1991) und Herr Macron? Hoffentlich ist das Blatt, das der französische Präsident offensichtlich schon länger in der Hinterhand hat, tatsächlich so gut, wie er sich´s verspricht. Die andere Variante wäre nämlich, dass ihn diesfalls die Verzweiflung geritten hat, als er diese, doch unmittelbar vor den Olympischen Spielen sehr kurzfristigen Wahlen, vom Zaun gebrochen hat. Das wiederum wäre dann nicht so gut… Leider ist das Gefühl ein nicht so gutes, insbesondere auch mit Blick auf den französischen Anleihenmarkt, der durchaus verschnupft auf die Unsicherheit reagiert.

Positiv ist dabei höchstens zu vermerken, dass sich die originäre Unklarheit bis spätestens 7. Juli erledigt hat. Um aber im deutschen Pop zu bleiben, ist das Ende schon bei der Nena - Seh′ die Welt in Trümmern liegen, Hab' ′n Luftballon gefunden, Denk' an dich und lass′ ihn fliegen – kein besonders Vielversprechendes. Dass gerade die Nation, die eigentlich dazu prädestiniert wäre, Europa zu einen und hier eine Führungsrolle zu übernehmen, hier unter Umständen ganz falsch abbiegt, hilft wohl niemandem. Ob und wie sich die Fußball EM - die Achtelfinale finden genau um den ersten Wahldurchgang statt, die Viertelfinale kurz vor dem zweiten – auf das Wahlverhalten auswirkt, wird sich zeigen. Ein erfolgreiches Abschneiden der französischen Nationalmannschaft, das zu einer positiven Grund- bzw. Aufbruchsstimmung führen würde, wäre da wahrscheinlich eher positiv für die Mitte. Also: Allez les Bleu!!! (Bitte das entspringt aus meiner Feder natürlich der Ratio und nicht der Emotion, weil grundsätzlich gilt natürlich, jetzt und in der Zukunft: Immer wieder, Immer wieder… :-))

Im Großen und Ganzen hätte die Europa-Wahl wohl schlimmer ausfallen können, was aber möglicherweise auch daran liegt, dass die europakritischen Fraktionen sich schwerer tun dürften, ihre Wähler zu mobilisieren. Wer will schon was wählen, dass er eigentlich abschaffen will? – Ob das dicke Ende dann bei den nationalen Abstimmungen, auch im Ö.Reich der Mitte, noch bevorsteht, sehen wir dann. In Frankreich früher, bei uns im Herbst… Vielleicht sollten die Stimmen der Mitte mal versuchen lauter zu sein, als die der Ränder? Das gilt wohl auch für die Medien!

Aber zurück zum Markt. Es lohnt im Umfeld, der sich seit längerem verschiebenden wirtschaftlichen und politischen Kräfteverhältnisse, die europäische Zinsstruktur wieder einmal genauer anzuschauen. Wann war das nochmal, als Griechenland sich nur unter größten gemeinschaftlichen Anstrengungen und größtem griechischen Protest gegen die Troika und vor allem Deutschland vor dem totalen Kollaps bewahren ließ? 2012 – Das Jahr an dem der Maja-Kalender aufgehört hat ;-). Aktuell zahlt Griechenland für Ausleihungen bis zu zwei Jahren genauso viel wie Deutschland bzw. punktuell sogar ein bisserl weniger und das liegt nicht daran, dass die deutschen Renditen (relativ!) so stark gestiegen sind.

Ökonomisch scheinen die einstigen Sorgenkinder Italien und Spanien inzwischen auf einem durchaus vielversprechenden Pfad zu sein, Deutschland muss sich hingegen (hoffentlich eher früher als später) endlich selbst finden. Es ist nicht verwunderlich, dass viele Wähler ihr Heil dort suchen, wo sie einfache Lösungen von vermeintlich starken Persönlichkeiten angeboten bekommen. Es ist auch nicht Aufgabe des Wählers, alle Zusammenhänge zu verstehen, drum wählen wir ja Parteien und Personen, die uns vertreten bzw. uns Entscheidungen abnehmen. Wenn allerdings die Regierenden weder persönlich noch inhaltlich was vorgeben, dem es sich zu folgen lohnt, dann ist der Salat schon angemacht. Beim Wunsch nach einem starken Europa (unter Ignoranz sämtlicher semantischer Unterschiede ;-)) sind sich wohl alle mehr oder weniger einig. Eine starke europäische Führung würde wohl auch starke, nationale Regierungen vertragen, womit sich aus einer Gemeinschaft der Willigen vielleicht wieder eine Gemeinschaft der Tuenden entwickeln könnte.

Oba no is net soweit, no was zu tun befiehlt die Übelkeit. (Niemehrwieder Fohr I Furt, Alkbottle 1996 ;-)) Also fokussieren wir uns doch auf den common ground und nicht auf die Angst vor der Realität, die holt uns am Ende sowieso immer ein…

Soviel zum Wort zum Mittwoch! :-)

Alles Liebe!

Florian Gröschl, Geschäftsführer und Miteigentümer der Absolute Return Consulting GmbH

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