So, das vorletzte Mittwochsmail vor der Sommerpause! Das Wetter ist gut, die EM läuft, die Österreichische Nationalelf hat eindrucksvoll bewiesen, dass sie sich eigentlich nur selber schlagen können, die Torausbeute wäre auch gut gewesen, nur das andere wäre halt feiner gewesen, aber sei´s drum, ein paar Chancen haben wir ja noch. Empfehle in diesem Zusammenhang das WM Journal von den Hektikern aus 1990. :-)
Der Rest der Welt dreht sich – leider – weiter und das Chaos wird dabei nicht weniger, dass sich die Märkte von all dem nahezu völlig abgekoppelt haben, wundert uns/mich ja inzwischen schon seit Jahren, es lohnt also nicht, sich damit noch weiter auseinanderzusetzen. Was mich aber nach wie vor zu überraschen vermag, ist die fortschreitende Simplifizierung der Angelegenheit und – vielleicht noch verwunderlicher – die Kommunikation der rudimentärsten Herausfindungen als denkgewaltige Erkenntnisse. Die Geschichte rund um Nvidia ist inzwischen ja hinlänglich bekannt. Ur groß, ur super und in der Einzelausprägung für rund ein Drittel der year-to-date Performance des S&P500 allein verantwortlich. So weit, so nicht neu. Aber – und jetzt kommts – wenn irgendwas mit Nvidia passiert, wird das wahrscheinlich den ganzen Markt mit in die Tiefe stürzen. So gehört in einem einschlägigen Podcast eines durchaus anerkannten Mediums.
Oarg, oder? Fällt uns den gar nichts mehr ein außer völliger Plattheiten? Fürchte, das haben wir nun von der Demokratisierung der Märkte. Früher hingen wir an den Lippen von Allen Greenspan etc., jetzt ist halt Roaring Kitty am Wort. Eh herzig, aber bitte nachhaltig ist das höchst wahrscheinlich nicht. An den Run-up zur Dot.Com Blase bzw. das Platzen derselben kann ich mich nur mehr bedingt erinnern, bzw. war auch ich damals damit beschäftigt – völlig ahnungslos – Blue C und dererlei herumzuzocken. Lustig war´s, das Ende steht in den Geschichtsbüchern. :-) Was mir und den anderen Veteranen, die noch dabei sind, dagegen noch sehr präsent ist, sind die Ereignisse vor, nach und während 2008. Das Gefühl im Sommer 2007 wo sich – damals am Immobilien Sektor – die ersten, nennen wir es Ungereimtheiten, aufgetan haben, war ein durchaus ähnliches. Schau mer mal, dann seh mer schon… :-)
Dass es auch anders geht und möglicherweise noch nicht alles für immer verloren ist, lässt der Blick nach Argentinien hoffen. Weiß ich, dass der Libertarismus und der Anarcho-Kapitalismus (allein das Wort ist sooo schön :-)) jedermanns Sache nicht ist, insbesondere wenn man, wie wir in Europa mit dem goldenen Regulierungslöffel aufgezogen wurde, muss man schon anerkennen, dass da nun endlich was weitergeht. Kann man nur hoffen, dass er die Chance bekommt sein Experiment zu Ende zu bringen und nicht vorher von irgendwelchen phantasielosen Traditionalisten davon gjagt bzw. aufghängt wird!
Kann auch in Europa was wirtschaftspolitisch Positives passieren? – Naja, nicht leicht, aber anscheinend geht ein bisserl was doch immer. :-) Ausgerechnet Griechenland, dass ja schon letzte Woche im Fokus unserer Betrachtungen gestanden ist - damals wegen der tiefer als Deutschen notierenden kurzfristigen Renditen - meldet sich schon wieder mit wirtschaftlichen Liberalisierungen. Anscheinend darf dort nun der, der Arbeiten will und gebraucht wird, sogar sechs Tage in der Woche seiner Berufung nachgehen. Wenn wir davon ausgehen, dass Wohlstand auf Arbeit aufbaut (It´s a given! :-)), wer wird dann mittelfristig die Nase vorn haben, die, die bis auf den Wiener Altbürgermeister schon Dienstag zu Mittag ans Wochenende denken, oder die die ganze Woche Werte schaffen? :-)
Was natürlich ein bisserl deppert ist – und das lässt sich sowohl an Griechenland als auch an Argentinien festmachen – ist die Tatsache, dass tiefgreifende Reformen immer erst dann angegangen werden (können?), wenn der Karren ordentlich gegen die Wand gefahren ist. Naja, wird schon werden, beschleunigen tun wir ja aktuell ganz ordentlich, wenn ich so um mich blicke. ;-)
Wie soft lässt sich also im Brustton der Überzeugung subsummieren: Die Lage ist wohl völlig hoffnungslos, aber noch keinesfalls ernst genug… ;-)
Glück Auf!
Florian Gröschl, Geschäftsführer und Miteigentümer der Absolute Return Consulting GmbH
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Florian Gröschls obiger Kommentar stellt eine Markteinschätzung aufgrund von selbstentwickelten Systemen und persönlichen Erfahrung dar. Keinesfalls ist obiger Kommentar eine Empfehlung oder Meinung der ARC und/oder Florian Gröschl, Positionen welcher Art auch immer einzugehen.