Gröschls Mittwochskommentar: 26/2024

Der wöchentliche Blick auf die Märkte, (Geo-)Politik, Known Unknowns und andere wichtige Entwicklungen. Verfasst von e-fundresearch.com Gastautor Florian Gröschl, Geschäftsführer und Miteigentümer der Absolute Return Consulting GmbH. Markets | 26.06.2024 12:04 Uhr
Florian Gröschl, Geschäftsführer und Miteigentümer der Absolute Return Consulting GmbH / © e-fundresearch.com & interfoto
Florian Gröschl, Geschäftsführer und Miteigentümer der Absolute Return Consulting GmbH / © e-fundresearch.com & interfoto

So, das erste Halbjahr und die Niederlande sind geschlagen. Wobei ersteres, wie zweiteres im historischen Kontext durchaus bemerkenswerte Ereignisse bzw. Zeiträume waren. Unser ;-) Sieg bewegt dabei die Welt zwar weniger als zB Nvidia, wird aber zumindest in den österreichischen Fußballgeschichtsbüchern durchaus seinen prominenten Eintrag finden, manche vergleichen das gestrige Ergebnis gar mit Cordoba 1978, dabei haben wir gegen die Deutschen noch gar nicht gespielt. :-) Was das zweite Halbjahr und die Positionierung der Öst. Fußballnationalmannschaft bei der EM allerdings gemeinsam haben, ist, dass die Upside wohl limitiert ist. Mehr als Europameister geht (bei diesem Bewerb ;-)) nicht.

Die Aktienmärkte könnten theoretisch natürlich ad Infinitum steigen und werden das, solange wir die Wachstumsillusion aufrechterhalten, und es schaffen eine bisserl nachhaltige Inflation zu produzieren, auch tun, das aber wahrscheinlich nicht ganz so linear und volatilitätsarm wie zuletzt. Auch die Konzentration hin zu den US-Märkten erscheint bei näherer Betrachtung längerfristig nur bedingt nachhaltig, es sei denn wir schaffen den Kapitalismus im Rest der Welt ab und konzentrieren uns nur mehr darauf gesamtgesellschaftliche und global positive Beiträge, um der Sache selbst zu leisten. Jean-Luc schau runter… *lol* Das scheint allerdings zeitlich irgendwie noch nicht um´s Eck.

Interessant ist, dass scheinbar die Chronologie von Kapitalmarkt verflochtenen Krisen in den letzten 50 Jahren immer eine ähnlich ist. Zuerst war dabei zwar sicher auch das Wort, aber gleich darauf folgt die Immobilienspekulation und die zugehörige Immokrise mit mehr oder weniger großen Wellen. So gesehen zB in Japan in den 1980ern, in den USA (und in Europa) gut 25 Jahre später und zuletzt in China. Ob der intensiven Interdependenzen zwischen Volksvermögen, Bankenbewertungen und Immobilienpreisen folgt, wenn´s mal bergab geht, der Finanzmarkt dem Wohnungs- und Häusermarkt meistens auf dem Fuß. Eine in der Konsequenz nicht unlogische Staatsschuldenkrise wäre dann der nächste Schritt. In Europa konnten wir uns Anfang der 2010er Jahre, wie so oft, noch irgendwie rauswurschtlen, nicht zuletzt weil die Welt Super Mario und seinem What ever it takes -Sager zu glauben geneigt war. Aber Hand auf´s Herz würden wir das nämliche auch Frau Lagarde glauben, oder einem Trumpschen FED-Abnicker-Präsident, insbesondere wenn es rund herum Kräfte gibt, die genau darauf warten? Nicht ganz sicher, oder?

Erfreulicherweise ist aktuell zumindest, was die USA angeht die Überlegung eine rein theoretische, ist der USD offensichtlich allerorts gesucht und steigt und steigt und steigt. Es dürfte den US of A also weiterhin recht leicht fallen sich extern zu verschulden und in der Not einfach Währung nachzudrucken. Das hilft nicht nur, wie auch überall anders in der entwickelten Welt, völlig überschuldete System aufrecht zu erhalten, sondern stützt natürlich auch den Welthandel und konterkariert den Untergang der Globalisierung. Deppert ist nur, wenn in einem an sich multivariaten System, eine Variable immer dominanter wird. Globaler Casino Kapitalismus mit drei Feldern – rot, nix und null – sozusagen. ;-)

Auffällig ist unter anderem auch, dass aktuell nirgendwo von einem Währungskrieg gesprochen wird, wie wir das ja schon das eine oder andere Mal in USD-Stärkephasen hatten. Tatsächlich ist das Gegenteil der Fall, die BOJ bekennt sich zwar zur permanenten Intervention, tut aber grade mal so viel, um das Vertrauen des Marktes nicht ganz zu verlieren, die Europäer und die Schweizer etc. senken – on domestic reasons - die Zinsen. Ob´s den Amis einfach wurscht ist, oder ob das Gleichgewicht tatsächlich sehr fragil geworden ist, werden wir im besten Fall nie, in den weniger Guten, aber durchaus mannigfaltigeren Fällen, dann schon mitkriegen.

Einmal mehr müssen wir uns also auf die Drollinge verlassen und hoffen, dass wir nicht nur richtig stehen, sondern gegebenenfalls auch noch, dass das Licht angeht… ;-) In Österreich gelingt unterdessen in der allgemeinen Fußball Euphorie, was bei den Franzosen möglicherweise leider daneben gehen könnte, nämlich sämtliche realpolitischen Events (Postenbesetzungen etc.) durch Spiele (Brot haben wir in der Breite ja erfreulicherweise (noch) genug) zu überdecken. Sollte also Frankreich ob des fehlenden, national einigenden Abschneidens bei der EM, weil der Mbappé mit Maske sich nicht orientieren kann, den lokalen Dissens nicht durch einen Ruck zur Mitte überwinden können und die extremen Ecken nicht nur Frankreich sondern in letzter Konsequenz auch Europa in die Knie zwingen, hätte ein Österreicher zum dritten Mal in knapp 120 Jahren für völliges Chaos und eine darauf folgende Neuordnung gesorgt. Diesmal war´s dann halt ein Steirer… :-)

Hoffen wir also das Beste, halten unserem Team und den Franzosen ;-) die Daumen und harren der Dinge, die da kommen mögen.

Alles Liebe & einen schönen Juli!!!

Florian Gröschl, Geschäftsführer und Miteigentümer der Absolute Return Consulting GmbH

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