Morgan Stanley Stratege Jim Caron: „Die schlechtesten Zeiten sind die besten Zeiten“

Jim Caron, Chief Investment Officer der Portfolio Solutions Group bei Morgan Stanley Investment Management, erwartet in seinem aktuellen Gastkommentar eine konjunkturelle Abkühlung. Allerdings interpretiert er dies eher als eine Normalisierung denn als einen Zusammenbruch. Trotz der jüngsten Korrekturen – auch und besonders in Japan – bleibt er optimistisch und sieht den Aufwärtstrend am Aktienmarkt weiterhin intakt. Markets | 13.09.2024 10:00 Uhr
Jim Caron, CIO der Portfolio Solutions Group von Morgan Stanley Investment Management / © e-fundresearch.com / Morgan Stanley Investment Management
Jim Caron, CIO der Portfolio Solutions Group von Morgan Stanley Investment Management / © e-fundresearch.com / Morgan Stanley Investment Management

Zinssenkungen im Anflug – aber der Arbeitsmarkt bleibt der Schlüssel

Von der bevorstehenden Sitzung der US-Notenbank Federal Reserve (Fed) Ende des Monats erwarten die Marktteilnehmer Zinssenkungen. Unserer Meinung nach werden diese 25 Basispunkte betragen. Die Fed konzentriert sich jedoch eindeutig auf den Arbeitsmarkt. Um Fed-Chef Jerome Powell zu zitieren: "Die Fed ist nicht bereit, eine Verschlechterung hinzunehmen". Das bedeutet, dass die Anleihe- und auch die Aktienmärkte besonders empfindlich auf schwächere Arbeitsmarkt- und Wirtschaftsdaten reagieren werden. Mit anderen Worten: Es wird eine Asymmetrie geben. In Reaktion auf schwache Daten werden mehr und schnellere Zinssenkungen eingepreist als bei guten Daten ausgepreist.

Ein wichtiges Thema für den September bezieht sich auf unser FEAR-Rahmenwerk. Dieses basiert auf dem Zusammenspiel von Fed-Politik (F), Beschäftigung (Employment, E), Vermögenspreisen (Asset Prices, A) und Zinsen (Rates, R). Die Leitzinsen von 5,5 Prozent waren darauf ausgerichtet, zur Senkung der Teuerung die Beschäftigung und die Lohninflation zu dämpfen. Dies geschieht auch. Die Marktteilnehmer befürchten aber, dass die Geschwindigkeit der Arbeitsplatzverluste eine Rezession auslösen könnte. Der Grund für den Anstieg der Arbeitslosenquote könnte jedoch darin liegen, dass mehr Menschen in den Arbeitsmarkt eintreten – und nicht darin, dass sie ihren Arbeitsplatz aufgeben oder entlassen werden.

Marktschwankungen: Übertreibungen statt echte Fundamentaldaten?

Ebenfalls zu beachten ist die Volatilität der Marktfundamentaldaten. Die Schwankungen an den Märkten sagen möglicherweise mehr über Übertreibungen in überfüllten Marktpositionen als über wirtschaftliche Fundamentaldaten. Sicherlich verlangsamt sich die Wirtschaft. Aus unserer Sicht ist dies aber eher eine Normalisierung der Wirtschaftstätigkeit und der Beschäftigungslage als ein Zusammenbruch. Wir tendieren daher dazu, die positive Ausrichtung unserer Vermögensallokation beizubehalten.

Anleihemärkte: Wie weit können die Renditen noch fallen?

An den Anleihemärkten sind aktuell Fed-Zinssenkungen um mehr als 200 Basispunkte bis Ende 2025 eingepreist. Auch wenn die Renditen noch etwas Spielraum nach unten haben: Wir sind der Meinung, dass es eine harte Landung oder eine tiefere Rezession braucht, um einen wesentlichen Rückgang zu sehen. Wir sind nach wie vor der Ansicht, dass die Inflation in den kommenden Jahren strukturell höher sein wird. Natürlich kann sie vom aktuellen Stand ausgehend noch etwas zurückgehen. Wir gehen aber nicht davon aus, dass sie für einen längeren Zeitraum unter 2 Prozent fallen wird. Stattdessen denken wir, dass die Anleiherenditen mit einem Aufschlag über dem endgültigen Fed-Funds-Niveau von etwa 3,5 Prozent gehandelt werden, das wir bis Ende 2025 sehen könnten. Aus diesem Grund sind wir der Ansicht, dass ihr Rückgangspotenzial begrenzt ist.

Aktienmärkte: Korrekturen als Kaufgelegenheit nutzen

Wie wir zu sagen pflegen: Die schlechtesten Zeiten sind die besten Zeiten. Wir wollen die Volatilität ausnutzen. Der Aktienmarkt befindet sich aus unserer Sicht in einer langfristigen Hausse und wir sehen daher Korrekturen als Kaufgelegenheit. Aus diesem Grund haben wir während der Schwächephase Anfang August unser Aktienengagement aufgestockt. Gleichzeitig denken wir aber immer noch, dass sich die Wirtschaft abkühlt und eine sanfte Landung erfolgt. Daher kann der Markt auch nach oben überschießen. Deshalb sind wir nach der Rallye im August wieder zu einer neutralen Position zurückgekehrt. Bei japanischen Aktien wollen wir eine Übergewichtung beibehalten. Der Aktienmarkt in dem Land ist in eine Korrekturphase eingetreten, nicht in den Beginn eines Bärenmarkts. Wir werden diese Korrekturen nutzen, um unser Engagement zu erhöhen. Auch wenn es umstritten sein dürfte, untergewichten wir Duration – trotz der der Tatsache, dass der Markt erwartet, dass die Fed die Zinsen bis Ende 2025 um über 200 Basispunkte senken wird. Aus unserer Sicht ist dies vollständig in den Märkten eingepreist und wir dürften in Bezug auf die Renditen bereits nahe des Ziels sein.

Von Jim Caron, CIO der Portfolio Solutions Group von Morgan Stanley Investment Management

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