So one week down, 218 weeks to go bis der 48. US-Präsident angelobt wird. ;-) Aber Scherz beiseite, bisher hat sich erfreulicherweise die Welt nicht aufgehört zu drehen, wobei was nicht ist, kann ja noch werden, ein paar Wochen hat er offensichtlich ja noch Zeit. Die angedrohte Grundrichtung scheint sich in den bisher bekannt gewordenen Nominierungen für die zweite Trump-Administration wie erwartet zu manifestieren. Ausländer raus und Hardliner rein, ist ein bekanntes jedenfalls aber nicht wahnsinnig kreatives Programm. Dass es bei rund 11 Millionen illegal Aufhältigen in den USA nicht ganz leicht werden dürfte, diese zu deportieren, ist ebenso evident, wie dass man Inflation wohl eher nicht nachhaltig damit bekämpfen kann, in dem man Zölle auf zu importierende Waren ordentlich hochschraubt, aber irgendwelche Unterschiede zwischen Programm und Umsetzung gibt´s ja immer… ;-)
Konzentrieren wir uns also darauf, was funktionieren kann bzw. wo das Regulativ herkommen könnte, obwohl Senat, House und der Präsident aus demselben Stall kommen. Persönlich bin ich ja kein allzu großer Freund von der vor allem im Ö.Reich der Mitte oft herbeigeredeten Entzauberei, was aber schon stimmt, ist, dass es die Republikaner schwer haben dürften, die Entwicklungen und Weichenstellungen der nächsten zumindest zwei Jahre irgendwem anderen in die Schuhe zu schieben. Ist ja niemand sonst da. ;-) Da es aber innerhalb der GOP nicht nur mehrere Flügel, sondern auch ein Menge sehr vernünftiger Menschen gibt, wird man wohl hoffentlich ein Auge drauf haben, was der Alte Mann und seine Jünger anstellen.
Entgegen früheren Unkenrufen und mit einer ordentlichen verbleibenden Portion Skepsis bzw. Wachsamkeit, kann ein E. Musk, der ja zweifelsohne durchaus sehr schlau und nicht minder geschickt ist, eventuell schon Strukturen aufbrechen und Reformen anstoßen. Postet er doch auf X: “America’s A team is usually building companies in the private sector, once in a long time, reforming government is important enough that the A team allocates time to government. This is that time.”, wie die FT schreibt. Da muss man ihm zweifelsohne Recht geben, oder? Wo ist eigentlich unser A-Team oder das der Deutschen? Pension, ausgewandert, dekapitiert? Anyways, zu reformieren und zu straffen gibt es in jeder modernen Bürokratie jede Menge. Zu befürchten ist allerdings, dass er die Lust verliert, weil´s wahrscheinlich etwas länger dauert, die öffentliche Verwaltung auf Linie zu bringen, als die halbe Belegschaft diverser Tesla Werke zu entlassen, aber schau mer mal…
Aber zurück zum Regulativ: Wenn das interne Korrektiv nicht hält, was wir uns von ihm versprechen bzw. worauf wir hoffen, weil im allgemeinen Machtrausch alle Grenzen gesprengt werden, dann gibt es im globalen Kapitalismus erfreulicherweise eine Größe, die in ihrer Gesamtheit zwar eine Zeit lang getäuscht werden kann, aber am Ende unbestechlich und selbsterhaltend agiert: der (Finanz)Markt. Liz Truss hatte ihren Moment im Oktober 2022 und wird mithin trotz ihrer mit 45 Tagen doch eher kurzen Zeit als britische Premierministerin in die Geschichte eingehen, weil sie es geschafft hat, mit nur einer Budgetrede das Pfund und den britischen Aktienmarkt in die Knie und die Bank of England zur Intervention auf den Anleihenmärkten zu zwingen, und da gings nur um den UK…
Stellen wir uns also vor, die Welt zeigt sich unzufrieden mit dem Kurs, den DJ Trump da einschlägt und die Bonds, die Aktien und der USD deuten auch nur an, gemeinsam ein bisserl stärker fallen zu wollen und die ersten Rating Agenturen passen ihren Ausblick an. Wie lange wird es da wohl dauern bis David S., Jamie D. und Larry F. im Weißen Haus vorstellig werden, bis die Großspender, deren Vermögen sich reduziert, wütend in Mar-A-Lago Löcher in den Rasen schlagen und finalmente der Mob der Stock Jokeys und Boomerpensionisten auf Reddit und später auf der Straße den Aufstand probt. Na, nicht allzu lange würd ich sagen und – you can trust me on that :-) – das weiß nicht nur ich. :-)
Wenn wir die Lage diesfalls – im Gegensatz zu sonst immer – als nicht völlig hoffnungslos, aber als jedenfalls sehr ernst beurteilen, aber guter Hoffnung sind, dass die Welt auch in den nächsten vier Jahren nicht untergehen wird, könnte zwischenzeitlich der Schmerz, nicht zuletzt auch wegen der hervorragenden Entwicklung und den nicht mehr ganz günstigen Bewertungen, über das übliche mit gewohnter Stoik ertragbare Maß hinausgehen. Na und, dann werden wir sehen, wer wirklich von innerer Ruhe und Stärke beseelt ist. :-)
May the force be with you!
Florian Gröschl, Geschäftsführer und Miteigentümer der Absolute Return Consulting GmbH
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