Gröschls Mittwochskommentar: 50/2024

Der wöchentliche Blick auf die Märkte, (Geo-)Politik, Known Unknowns und andere wichtige Entwicklungen. Verfasst von e-fundresearch.com Gastautor Florian Gröschl, Geschäftsführer und Miteigentümer der Absolute Return Consulting GmbH. Markets | 11.12.2024 08:46 Uhr
Florian Gröschl, Geschäftsführer und Miteigentümer der Absolute Return Consulting GmbH / © e-fundresearch.com & interfoto
Florian Gröschl, Geschäftsführer und Miteigentümer der Absolute Return Consulting GmbH / © e-fundresearch.com & interfoto

So, zwei haben wir noch, dann war´s das für 2024 mit den Mittwochsmail. Den Blick nach vorn haben wir ja schon letzte Woche gewagt, den Rückblick werden wir dann eventuell noch nächste Woche angehen. Passiert ist ja so einiges, aber an alles will man sich dann vielleicht doch nicht so genau erinnern bzw. erinnert werden. Also schau mer mal…

Apropos erinnern :-): Die Nummer 10 meiner unschätzbar wertvollen Prognosen für 2025 war, wer sich noch erinnern kann, dass BYD VW übernimmt. Nun, so völlig ernst war das natürlich nicht gemeint, aber spannend wär´s natürlich schon, wenn ein Unternehmen aus dem (mehr oder weniger) planwirtschaftlich organisierten China einen Konzern aus dem (auch mehr oder weniger bzw. immer weniger werdenden) kapitalistischen Westen übernimmt, um diesen zu restrukturieren und zu reformieren. Managementfehler und politische Fehleinschätzungen beiseitelassend und mithin den RunUp zur aktuellen Problematik ignorierend, ist das Drama, dem wir hier erste Reihe fußfrei beiwohnen müssen, ein exemplarisches für die Schwierigkeiten des vermeintlich post-kapitalistischen Europas.

Geht halt nicht, ein Sozialsystem für alle aufrechtzuerhalten, Jobgarantien abzugeben und den Schwanz mit dem Hund wedeln zu lassen, wenn das System auf eine Leistungsbemessung in Geldeinheiten aufgebaut ist, die dann am Ende des Tages auch irgendjemand verdienen muss. Im gegenständlichen Fall hat das eh viel länger geklappt als es eigentlich hätte sollen, weil die Globalisierung uns geholfen und das Marketing bzw. die Marke hell genug gestrahlt haben. Scheinbar war´s das jetzt aber. Glaub ich, dass VW den Bach hinuntergeschickt wird oder tatsächlich an einen chinesischen Konzern verkauft wird? Eher nicht! Steht das Unternehmen an vorderster Front in der Entscheidung, ob wir in Europa zukünftig noch irgendetwas produzieren werden, das uns die Welt abzukaufen gewillt ist. Mit Sicherheit!

Wird sich hier und jetzt (also in den nächsten Monaten ;-)) entscheiden, ob es der Belegschaft gelingen kann, einem auf Gewinnerzielung ausgerichteten Unternehmen zu diktieren, welche Fertigungsstätten weiterzuführen sind und welche nicht? Wird spannend… Kapitalismus Endgame sozusagen. Sollte das Kapital das Spiel und mithin wahrscheinlich auch das Turnier verlieren – was ich, und damit oute ich mich jetzt natürlich ein bisserl ;-), wirklich nicht hoffe! – dann hat Europa nicht nur endgültig fertig, wir können auch alle weiteren Spiele wegen sportlicher Wertlosigkeit absagen und uns ins sozialromantische Narnia verabschieden.

Jenseits des großen Wassers ist die Richtungsentscheidung getroffen, ob dort am Ende für die breite Bevölkerung mehr Freiheit und mehr Wohlstand stehen wird, muss sich auch noch weisen, aber konsistent ist der Weg wenigstens. Die Hand über uns und über das westliche Wertesystem werden sie aber wohl zumindest die nächsten vier Jahre nicht mehr so halten, wie wir es gewohnt waren, die Amis. Was heißt das aber für das post-historische Europa, das immer alle mitnehmen und niemanden auf der Strecke bleiben lassen will? Na entweder mit fliegenden bzw. eher mit herabhängenden Fahnen untergehen,  was wir bewiesener Maßen können und schon gemacht haben ;-) oder endlich damit anfangen, das Kind beim Namen zu nennen und die goldenen Kühe zu schlachten.

Dass die Ränder mit einfachen Lösungen für komplexe Probleme bei der Bevölkerung, der es vor Veränderungen insbesondere nach Covid graut, punkten können, ist weder überraschend noch verwunderlich. Dass Politiker ihren Platz am Futtertrog nicht verlieren wollen und deshalb ein etwas ambivalentes Verhältnis zur Verkündigung unangenehmer Wahrheiten haben, ist völlig nachvollziehbar. Leider haben Dämme, deren kleine Risse ignoriert bzw. weggeredet und größere dann nicht repariert werden, die Tendenz irgendwann zu brechen….

Anyways, noch ist´s nicht soweit und wir glauben fest daran, dass uns Pizza retten kann! Jeder Revolutionär braucht nur Pizza und Gewehr! (© Antilopen Gang 2017 :-)) 

Alles Liebe & einen besinnlichen Advent!

Florian Gröschl, Geschäftsführer und Miteigentümer der Absolute Return Consulting GmbH

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