So, da sind wir wieder! Prosit Neujahr! Erwartungsgemäß sind allerdings nicht nur wir noch da, sondern auch der Rest der Welt hat sich völlig unbeeindruckt weitergedreht. Wer kennt das Lied? Guten Morgen liebe Sorgen seid ihr auch schon alle da, habt ihr alle gut geschlafen? Na dann ist ja alles klar. :-) Wirkt ein bisserl so, als würd ich hier nun ein Österreich Bild zeichnen wollen, nun mitnichten, der Herr Karl und ich, werden uns schon irgendwie arrangieren, haben wir immer getan… Gesamtgesellschaftlich wird´s allerdings ein wenig spannender, fürcht ich. Hoffen wir mal, dass der VdB und die konservative Mitte sich zumindest insoweit durchsetzen, dass wir uns weiterhin im Westeuropäischen Wertekanon bewegen und auch den hinkünftig Mächtigen die Geschichte bewusst ist. Dass es im Ö.Reich der Mitte wirtschafts- und sozialpolitischen Reformbedarf gibt, wir das Pensionsantrittsalter anheben und die Lohnnebenkosten senken müssen und Bürokratie in der aktuellen Ausprägung etwas ist, das außer zum Abbau zu kaum was taugt, können wir als gegeben annehmen. Sagen wir´s also mit meinem Großvater: In jeder Pleite liegt ne Chance! und hoffen das Beste! :-)
International wird der (Größen)Wahnsinn leider auch nicht weniger. Äußern darf sich der Herr Musk ja (in der mehr oder weniger freien westlichen Welt) zu allem, aber sollte er das auch? Da gab´s doch mal diese Zeichentrick-Serie The Pinky and The Brain, die zwei Labormäuse, die auf alle erdenklichen Weisen einmal pro Folge versucht haben, die Weltherrschaft an sich zu reißen. Sehr lustig, oft zitiert und auch, wenn´s von zwei österreichischen Bankvorständen kommt (ohne natürlich Namen zu nennen! :-)), immer ein Anlass zum Schmunzeln, aber transponiert auf den Elon und seinen Donald und mit der begründeten Erwartung, dass die Folge ganze vier Jahre (oder länger, wenn die zwei Erfolg haben sollten ;-)) dauern könnte, ist der Spaß eventuell ein reduzierter. Heute Grönland (Kanada, Panama etc..) und morgen die ganze Welt, ist als Motto/Text so unoriginell, wie altbekannt.
Anyways, wie gesagt, wenig Unerwartetes, interessant wäre zu hören, wie das die anderen Diktatoren sehen, aber die äußern sich öffentlich ja bekanntlich nicht ganz so gern und wenn dann eher weniger spontan und impulsiv als DJ Trump, naja auch Autokrat will scheinbar gelernt sein. Ob man da ein G´schäft machen könnte mit einer Schule oder einem Buch? Will man Herrscher werden, stolpert man da hinein? Ist Wissen in dem Fall Macht oder macht nichts wissen, diesfalls wirklich gar nichts? Humanistische Bildung und Empathie sind jedenfalls zwei Faktoren, die wohl eher hinderlich sind für den aufstrebenden Diktator und seine Königsmacher/Wähler, eine kaum überraschende Entwicklung also…
Die Aktienmärkte zeigen sich im noch jungen 2025 indes indifferent bis leicht positiv, die Staatsanleihen haben bisher eher durch Renditenanstiege geglänzt. Ein bisserl fehlen uns offensichtlich die Impulse. Die Überschuldungs- und Überhitzungsproblematik in den USA und zumindest ersteres mit einer eventuell doch recht persistierenden, wenn auch nicht sehr hohen Inflation in Europa, dürften auf das lange Ende weiterhin Druck ausüben, während die Zentralbanken kaum Zinsen senken können dürften. Geistert in einem politisch gelähmten Europa weiterhin das Stagflationsgespenst herum, sind die Würfel in den USA zwar geworfen worden, aber der Rubikon ist wohl noch nicht überschritten, womit große neue Allokationen (ist eh schon jeder super übergewichtet, oder?) wohl auf sich warten lassen dürften.
Schafft es also die US-Politik das Wachstums-Narrativ nicht weiter aufrecht zu erhalten bzw. die Nvidias dieser Welt fürderhin nicht positiv zu überraschen, könnten einfach die Käufer fehlen und das Momentum langsam, aber sicher den Bach runtergehen. Ein bisserl schaut der S&P Chart schon so aus… Rutschen wir darob in eine technische Korrektur mit begrenztem Ausmaß, wär das natürlich eher gesund und würde neue Kaufkurse bedeuten; kommt zum Unglück dann allerdings noch Pech dazu, das Ganze entwickelt eine gewisse Eigendynamik und der Zyklus dreht, dann müssen wir die Angelegenheit wohl neu bewerten.
Ein Satz noch zu China: Hier bemüht sich die chinesische Führung redlich, den Kübel wieder in die Spur zu bringen und macht gefühlsmäßig auch einen ganz guten Job, allein der Markt tut sich noch ein bisserl schwer den Effort auch zu honorieren. So frei nach dem Motto: Stell Dir vor, alles wird gut, aber keiner glaubt´s. :-)
Wir bleiben also gespannt und beobachten die Angelegenheit mit professioneller Gelassenheit, wobei erfahrungsgemäß eines der Markt sicher nicht hat, nämlich Geduld (FOMO und so), wir also davon ausgehen können, dass in nicht allzu ferner Zukunft irgendwer anfängt, in einen Richtung zu galoppieren und ihm die Lemminge dann wohl folgen werden….
Glück auf!
Florian Gröschl, Geschäftsführer und Miteigentümer der Absolute Return Consulting GmbH
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Florian Gröschls obiger Kommentar stellt eine Markteinschätzung aufgrund von selbstentwickelten Systemen und persönlichen Erfahrung dar. Keinesfalls ist obiger Kommentar eine Empfehlung oder Meinung der ARC und/oder Florian Gröschl, Positionen welcher Art auch immer einzugehen.