Wöchentlicher Börsenbarometer von Dr. Josef Obergantschnig | I'll be Back und ein Busy Day
Bei diesem Zitat muss ich als Steirer unmittelbar an Arnold Schwarzenegger in seiner Paraderolle als Terminator denken. Aber irgendwie scheint es an der Zeit, meinen Horizont zu erweitern. Denn seit dieser Woche trifft das auch auf Donald Trump zu. Er war der 45. und ist seit Montag auch der 47. Präsident der USA. Mit seiner Rückkehr ins Weiße Haus hat er sofort für Schlagzeilen gesorgt – und das nicht nur in den USA, sondern weltweit.
Trump wäre nicht Trump, wenn er seine zweite Amtszeit nicht mit einem Feuerwerk an Maßnahmen eingeläutet hätte. Das wird mir bei meinem morgendlichen Espresso-Ritual eindrücklich vor Augen geführt. Es ist spürbar, dass er voller Tatendrang ist und es kaum erwarten kann, endlich loszulegen. In den ersten Stunden nach seiner Amtseinführung hat der liebe Donald eine wahre Flut an Dekreten unterzeichnet. Darunter der Austritt der USA aus der Weltgesundheitsorganisation (WHO) und die Begnadigung aller Personen, die in den Sturm auf das Kapitol verwickelt waren. Dieser drastische Schritt dürfte die politischen Gräben in den USA weiter vertiefen. Auch in der internationalen Gemeinschaft sorgt das für viel Unverständnis – die Welt schaut mit gemischten Gefühlen nach Washington.
Diese Woche richtet sich der Blick der Welt aber auch nach Davos. Beim diesjährigen Weltwirtschaftsforum (WEF) diskutieren 900 CEOs und 60 Staats- und Regierungschefs über die großen Herausforderungen des 21. Jahrhunderts: Klimawandel, geopolitische Spannungen, Cyberkriminalität, Künstliche Intelligenz und die Rolle der Digitalisierung stehen ganz oben auf der Agenda. Doch in diesem Jahr wirkt die Stimmung getrübt. Viele Länder kämpfen noch immer mit den Nachwirkungen wirtschaftlicher und sozialer Krisen, und die Zeichen stehen vielerorts auf Unsicherheit. Vor allem Europa, so scheint es, ringt darum, eine klare Linie zu finden, während die USA unter Trump erneut mit einer „America First“-Politik die Richtung vorgibt. Besonders die angedrohten Importzölle gegen den „ewigen“ Konkurrenten China trüben die globalen Wachstumsaussichten.
Ein kürzlich veröffentlichter Bericht von Oxfam bringt eine weitere Dimension der Ungleichheit ans Licht. 204 Menschen sind 2024 in den Club der Milliardäre aufgestiegen – das entspricht fast vier Neuzugängen pro Woche. Das Gesamtvermögen der knapp 2.800 Milliardäre beläuft sich mittlerweile auf 15 Billionen US-Dollar. Gleichzeitig leben 3,6 Milliarden Menschen unter der erweiterten Armutsgrenze von 6,85 US-Dollar pro Tag. Das sorgt für Spannungen und Konfliktpotenzial, insbesondere angesichts der Tatsache, dass Donald Trump, unterstützt von Elon Musk – dem reichsten Mann der Welt mit einem geschätzten Vermögen von 450 Milliarden US-Dollar – die Geschicke der größten Volkswirtschaft der Welt lenkt.
Auf den Finanzmärkten hat Trump ebenfalls Spuren hinterlassen. Der Bitcoin, die älteste und bekannteste Kryptowährung, stieg am Tag seiner Amtseinführung auf ein Rekordhoch von 109.356 US-Dollar. Seit Trumps Wahl im November hat der Bitcoin um fast 60 Prozent zugelegt. Seine Versprechen, Regulierungen für Kryptowährungen zu lockern und eine nationale Bitcoin-Reserve der USA einzuführen, haben die Kurse beflügelt. Der Bitcoin scheint somit nicht nur ein Symbol für wirtschaftliche Disruption, sondern auch für die unkonventionellen Maßnahmen des neuen alten Präsidenten zu sein. Spannend finde ich auch, dass Bitcoin wider Erwarten nicht das lukrativste Investment des Jahres 2024 war. Falls Sie sich, liebe Leserin oder lieber Leser, beim letzten Einkauf über die hohen Preise für Kakao gewundert haben, hier die Antwort: Der Kakaopreis ist im Vorjahr um sagenhafte 310 Prozent gestiegen. Klimatische Herausforderungen, steigende Nachfrage nach Schokolade in den Schwellenländern und Engpässe im Angebot sind die Hauptursachen.
Trump polarisiert, keine Frage. Und auch wenn seine Maßnahmen teils radikal wirken, könnte man argumentieren, dass sie zumindest eines schaffen: Sie sorgen für Bewegung. Ob diese in die richtige Richtung führt, bleibt abzuwarten. Eines scheint sich jedoch bereits nach den ersten Tagen zu bestätigen: Die nächsten vier Jahre werden alles andere als langweilig. Und während ich meinen Espresso austrinke, denke ich: „I’ll be back“ – irgendwie trifft das auch auf mich zu, wenn ich jeden Morgen meine Espressomaschine einschalte.
Dr. Josef Obergantschnig, Gründer, Obergantschnig Management GmbH & e-fundresearch.com Gastkolumnist
Dr. Josef Obergantschnig ist anerkannter Kapitalmarktexperte, Unternehmer, Autor und ehemaliger Chief Investment Officer eines Asset-Managers. In der Führungsebene der NIXDORF Kapital Unternehmensgruppe bringt er seine Expertise in den Bereichen Strategie, Finanzen und Nachhaltigkeit ein, um das Thema Impact-Investing weiter voranzutreiben. Darüber hinaus ist es ihm ein besonderes Anliegen, seinen jahrzehntelangen Erfahrungsschatz nicht nur an Finanzexperten und Privatpersonen, sondern vor allem auch an junge Menschen auf unterhaltsame Weise weiterzugeben.
Infos zum aktuellen Buch: https://www.vonnullaufreich.com
Keynote Speaker: www.josefobergantschnig.at
Weitere Informationen unter: www.ecobono.com / www.obergantschnig.at