Nach Fonds-AuM-Meilenstein: Wie sich Berenberg Financial Bonds Duo vom Wettbewerb abhebt

Markets | 25.07.2025 10:30 Uhr
Das Fondsmanagement-Duo des Berenberg Financial Bonds: Gerald Deutsch und Christian Bettinger / © e-fundresearch.com / Berenberg
Das Fondsmanagement-Duo des Berenberg Financial Bonds: Gerald Deutsch und Christian Bettinger / © e-fundresearch.com / Berenberg

e-fundresearch.com: Herr Bettinger, Herr Deutsch, der Berenberg Financial Bonds Fonds hat kürzlich die Marke von 100 Millionen Euro AuM überschritten. Was war aus Ihrer Sicht der zentrale Treiber hinter diesem Wachstum?  Markttrend, Performance oder gezielte Investorenansprache?

Christian Bettinger: Wir beobachten, dass sich Anleger immer mehr für die Anlageklasse Finanzanleihen öffnen. Die nach der Finanzkrise entstandene Skepsis hält sich hartnäckig, ist aber rückläufig. Das liegt einerseits an der positiven Entwicklung von Bankaktien und -anleihen der letzten Jahre und andererseits am Wunsch der Kunden, bei teuren Aktienbewertungen dennoch an der Anlageklasse zu partizipieren. Zudem hat unsere gezielte Investorenansprache Früchte getragen: Von unabhängigen Vermögensverwaltern bis hin zu Dachfondsmanagern und Pensionskassen konnten wir Anleger von den Vorzügen der Finanz- gegenüber Industrieanleihen überzeugen. Für viele sind Charakteristika wie eine überdurchschnittlich hohe Ausschüttungsrendite (siehe Grafik 1), eine attraktive Verzinsung in einem Zinssenkungszyklus und eine Diversifizierung im Portfoliokontext schlagende Argumente. Natürlich trägt auch die Performance des Fonds in den letzten Jahren dazu bei. Sie bestätigt einmal mehr, dass aktives Management in Nischen attraktive Auszahlungsprofile ermöglichen kann.

Grafik 1: Entwicklung des durchschnittlichen Kupons im Berenberg Financial Bonds

Quelle: Berenberg, Zeitraum: bis 30.06.2025

e-fundresearch.com: In einem Umfeld mit geopolitischer Unsicherheit, steigenden Marktzinsen und anhaltender Spread-Volatilität: Was spricht aus Ihrer Sicht aktuell noch für ein Engagement in Nachranganleihen von Finanzinstituten? Und wie bewerten Sie die aktuelle Risikoprämie?

Gerald Deutsch: Es stimmt, dass grundsätzlich aktuell viele Risiko-Assetklassen im historischen Kontext teuer bewertet sind. Das gilt ebenfalls für die allermeisten Rentensegmente. Jedoch haben Finanznachränge weiterhin einen Bewertungsvorteil inne, denn im Vergleich zu anderen Investmentgrade-Anlagesegmenten bieten sie aktuell die höchsten Renditen (siehe Grafik 2), und das bei besseren Ratings und höherer Diversifikation im Vergleich zu Nachranganleihen von Industrieunternehmen (Hybridanleihen).

Grafik 2: Rendite ausgewählter EUR Investmentgrade Anlageklassen

 Quelle: ICE, Zeitraum: 16.07.2025

Was zudem für Finanzunternehmen spricht, sind zahlreiche fundamentale Faktoren. Zum einen sind Finanzunternehmen nicht direkt von etwaigen US-Zöllen betroffen, da sie keine Waren ausführen und die umstrittene Klausel im Steuerrecht (Section 899) wohl doch nicht bedrohlich für ausländische Banken sein wird. Die Fundamentaldaten der Banken sind weiterhin im Aufwärtstrend, was sich einerseits durch einen anhaltenden Rating-Upgrade-Zyklus als auch durch weiterhin hohe Unternehmensgewinne und solide Bilanzen belegen lässt. Die Versteilerung der Zinsstrukturkurven hat zur Folge, dass Banken über die Fristentransformation etwaige Ertragsrückgänge durch einen niedrigeren Einlagenzins bei der Europäischen Zentralbank (EZB) ausgleichen können. Industrieunternehmen für ihren Teil profitieren von diesen Effekten wiederum nicht.

Die strenge Regulierung in der EU stärkt zudem das Vertrauen in die Bonität und Liquidität von heimischen Banken und Versicherern. Diese zeichnen sich durch historische hohe Kapitalpolster und Liquiditätspuffer aus. Somit scheinen die Risikoprämien historisch teuer, spiegeln aber auch die sich verbessernde Emittenten-Qualität wider. 

e-fundresearch.com: Viele Wettbewerber setzen ebenfalls auf Financials oder AT1-Anleihen. Wie differenziert sich Ihre Strategie in Bezug auf Emittentenauswahl, Strukturierung und Risikosteuerung?

Christian Bettinger: Die Strategie unterscheidet sich durch vier Aspekte von Wettbewerbsprodukten. Das erste Alleinstellungsmerkmal ist unsere Beimischung von kleineren, aber sehr bonitätsstarken Emittenten. Viele andere Manager fokussieren sich auf die größten Emittenten, die mehrere Anleihen pro Kapitalstruktur ausstehend haben und von zahlreichen Research-Analysten betreut werden. Dabei weisen kleine europäische Banken laut der Europäischen Bankaufsicht (EBA) im Durchschnitt höhere Kapitalpuffer, geringere Problemkreditquoten und höhere Profitabilität auf als die Großbanken. Dass Anleihen von kleinen Emittenten dennoch höhere Risikoaufschläge bieten, lässt sich durch eine Komplexitäts- und Illiquiditätsprämie erklären. In unserer Erfahrung zahlt sich die aufwändige Emittenten-Analyse aus, nicht zuletzt da der M&A-Zyklus aktuell bei zahlreichen unserer Positionen für Rückenwind sorgt.

Der zweite Aspekt ist die bewusste Beimischung von Versicherungsanleihen, da diese trotz besserer Ratings einen Renditemehrwert gegenüber Bankanleihen bieten. Der Renditevorteil ergibt sich durch das begrenzte ausstehende Volumen in diesem Subsegment und der erhöhten Komplexität der Versicherungsregulatorik. Im Portfolio-Kontext trägt die Beimischung somit positiv zum Risiko-Rendite Verhältnis bei.

Der dritte Aspekt ist die aktive Steuerung der Kapitalstruktur. Über den Marktzyklus hinweg kann es vorteilhaft sein, mehr oder weniger Nachrangrisiko im Portfolio zu halten. Anhand unserer jeweiligen Marktmeinung steuern wir fortlaufend das Verhältnis von Senior zu Tier-2 und Contingent-Convertible-Anleihen (CoCo-Anleihen). Sofern wir der Meinung sind, dass Kreditrisiken nicht attraktiv vergütet werden, kann der Fonds defensiver ausgerichtet werden, um nach einer Marktkorrektur antizyklisch Kreditrisiken wieder aufzubauen. Zudem gibt es durch den Marktzyklus hindurch oftmals Opportunitäten bei Senior-Anleihen von kleineren oder unbekannteren Emittenten. Die dabei zu vereinnahmenden Renditen können höher sein als bei Nachranganleihen der bekannten Großbanken.

Zu guter Letzt haben wir uns bewusst entschieden, eine defensive Strategie zu implementieren. Wir begrenzen bewusst die maximale CoCo-Quote auf 30 Prozent. Die Anlageklasse bietet eine interessante Renditequelle, weist jedoch phasenweise eine erhöhte Volatilität auf. Durch eine Beschränkung auf 30 Prozent gelingt es uns Maximalverluste zu reduzieren, diese früher wieder aufzuholen und dennoch an der attraktiven Rendite des Segments zu partizipieren. Zudem schließen wir Anleihen mit einem Rating von CCC und schlechter aus. Insgesamt haben wir im Durchschnitt zwischen 100-110 Anleihen im Bestand, sodass wir auch eine hohe Diversifikation innerhalb des Portfolios gewährleisten können. 

e-fundresearch.com: Die jüngsten regulatorischen Anpassungen, etwa zur Bail-in-Umsetzbarkeit oder zur Harmonisierung der Kapitalinstrumente, haben die Assetklasse verändert. Wie gehen Sie mit dem regulatorischen Wandel um, und wo sehen Sie potenzielle Fallstricke?

Gerald Deutsch: Grundsätzlich freuen wir uns über strenge Regulierung, sofern diese nicht über die Stränge schlägt. Für uns bot zunächst die Einführung von Basel III und aktuell Basel IV eine bessere Vergleichbarkeit zwischen den Emittenten und eine erhöhte Bonität aufgrund steigender Kapitalanforderungen.

Wir informieren uns fortlaufend über sich verändernde Regulatorik, sei es im heimischen Markt als auch im Vereinigten Königreich oder in den Vereinigten Staaten. Im Falle der USA, machen wir uns über die Sinnhaftigkeit einer Lockerung der Kapitalanforderungen Gedanken. Durch die Aufweichung der Regulatorik wird das US-Bankensystem aus unserer Sicht instabiler und es steigert eher die Attraktivität der europäischen Banken, die keine Lockerung, sondern höchstens eine Vereinfachung der Regulatorik erwarten.

Für Privatinvestoren und auch viele professionelle Investoren ist die Regulatorik jedoch nur schwer zu durchdringen. Unter diesem Gesichtspunkt ist die Anlage im Fondsmantel besonders charmant – Kunden profitieren von unserer langjährigen Expertise als auch an unserem Austausch mit externen Finanzanalysten und Experten. 

e-fundresearch.com: Mit 100 Mio. AuM ist der Fonds gewachsen, bleibt aber überschaubar. Sehen Sie die Fondsgröße aktuell eher als strategischen Vorteil im Hinblick auf Flexibilität, Liquiditätsmanagement und Nischenpositionierung – oder wird Skalierung zunehmend entscheidend?

Christian Bettinger: Für uns bietet eine überschaubare Größe den strategischen Vorteil, um in Anleihen von kleineren Emittenten oder mit moderate Emissionsgrößen zu investieren. Zeitgleich befinden sich die Positionsgrößen an einem Sweet Spot, was die Sekundärmarkt-Liquidität betrifft. Ein deutlich größeres Fondsvolumen würde vielleicht die Verhandlungsmacht gegenüber Handelspartnern erhöhen, aber auch diverse Renditequellen unserer Strategie einschränken. Wenngleich wir uns über weitere Zuflüsse freuen, beabsichtigen wir nicht, dass der Fonds zu einem Dickschiff wird. Wir würden uns vorbehalten den Fonds zu schließen, sofern wir an Kapazitätsgrenzen stoßen. Im Vordergrund steht jedenfalls die Erzielung eines attraktiven Risiko-Rendite-Profils für unsere treuen Investoren. 

e-fundresearch.com: Vielen Dank für das Gespräch & weiterhin viel Erfolg, Christian Bettinger und Gerald Deutsch!

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