Der Norden lockt mit höheren Renditen

In den skandinavischen Ländern sind nicht nur die Bondrenditen attraktiv – es winken auch Währungsgewinne, meint Pascal Thorens, Business Director Schweiz, Nordea Investment Funds, in einer aktuellen Analyse. Markets | 17.06.2005 09:23 Uhr
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Für deutsche Bondanleger sind harte Zeiten angebrochen. Mit Renditen der Staatsanleihen von rekordtiefen 3 % und einer Inflationsrate von 1,5 % bleibt nach Steuern kaum mehr ein Realertrag. Manch ein Investor schaut sich deshalb vermehrt nach Alternativen mit höheren Renditen um. Denn im Durchschnittsdepot liegen 70 bis 80 % Rentenpapiere.

Für die meisten Bondanleger steht Sicherheit an erster Stelle. Die Depots sind stark auf den Heimmarkt ausgerichtet, um Währungsrisiken zu vermeiden. Dollaranlagen waren angesichts der Währungsverluste in den vergangenen Jahren eine schlechte Alternative.

Die Frage für sicherheitsbewusste Obligationenanleger heisst deshalb: Gibt es ausserhalb des Euroraums Volkswirtschaften, bei denen neben einer attraktiveren Rendite auch noch ein Währungsgewinn winkt? Die Antwort liegt für einmal nicht in den Emerging Markets, sondern im hohen Norden: Die skandinavischen Länder sind daran, die EU-Kernländer bezüglich wirtschaftlicher Kennzahlen klar zu distanzieren. Da sowohl Norwegen wie Schweden und Dänemark ihre eigenen Währungen behalten haben, ergeben sich interessante Investitionsmöglichkeiten im Rentenmarkt.

Die Länder im Norden haben es geschafft, schneller als fast alle anderen Volkswirtschaften in Europa auf den Wachstumspfad zurückzukehren. Für 2005 erwartet Nordea in Finnland, Norwegen und Schweden Wachstumsraten von über 3 % - gegenüber 1 % in Deutschland (siehe Tabelle). Auch im Jahr darauf sollte das Wachstum solide bleiben.


Skandinavisches Modell

Das skandinavische Modell wird gerne unter dem Stichwort Wohlfahrtsstaat kritisiert, funktioniert aber offenbar besser als sein Ruf. Trotz den höchsten Steuerquoten weit und breit und einem entsprechend starken öffentlichen Sektor machen die Volkswirtschaften im hohen Norden einiges richtig. So sind gemäss dem Schweizer Managementinstitut IMD Lausanne auf der neusten Liste der weltweit wettbewerbsfähigsten Länder Island, Finnland und Dänemark auf den Rängen 4, 6 und 7 platziert. Schweden und Norwegen belegen Platz 14 und 15. Die USA sind weiterhin Top, gefolgt von Hongkong und Singapur. Deutschland liegt auf Rang 23.

Die skandinavischen Länder orientieren sich stark nach Aussen und die Exportwirtschaft spielt eine wichtige Rolle. Die internen Ressourcen sind mit Ausnahme von Erdöl in Norwegen und Holz für die Papierproduktion mithin vernachlässigbar. Gleichzeitig ist die Arbeitslosigkeit tief – sie liegt in Skandinavien unter dem EU-Durchschnitt, der Arbeitsethos protestantisch geprägt, die Geld- und Inflationspolitik restriktiv. Nur die Staatsquote ist in Skandinavien deutlich höher. Und dabei es gelingt den Ländern erst noch, einen Haushaltsüberschuss zu erzielen.

Hohe Innovationskraft

Weit wichtiger als die Rolle des Staates ist die Innovationsfähigkeit. Keines der Länder kann im Billiglohnsektor mit Produkten aus China oder Indien konkurrieren. Jobs für wenig Qualifizierte werden entsprechend auch im Norden immer rarer. Deshalb hat die Investition in die Aus- und Weiterbildung seit Jahren in der Region höchste  Priorität. Es ist kein Zufall, dass die nordischen Länder in der Pisa-Studie regelmässig an der Spitze liegen. In Finnland arbeitet mittlerweile jeder Fünfte im Bereich von Forschung und Entwicklung.

Norwegen mit Renditevorsprung

Die norwegische Wirtschaft wird 2005 mit 3,5 % kräftig wachsen. Die treibenden Kräfte sind neben dem privaten Konsum die Investitionen im Ölsektor, die 2005 um 30 % auf ein Rekordniveau zunehmen werden. Mit anhaltend hohen Ölpreisen wird die Investitionstätigkeit auch danach hoch bleiben. Die Erträge aus dem Ölgeschäft speisen seit 1995 den staatlichen Petroleum Fund, der mittlerweile ein Vermögen von rund 120 Milliarden Euro umfasst. Er dient dazu, den Ertrag aus dem Ölsegen auch künftigen Generationen zu erhalten.

Angesichts steigender Arbeitskosten und anziehender Inflation hat die Norwegische Zentralbank angekündigt, dass sie die Leitzinsen anheben könnte. Dies könnte bereits im Sommer der Fall sein.

10-jährige norwegische Regierungsanleihen rentieren heute mit knapp 4 % rund 0,4 % mehr als Euroanleihen. Diese Differenz könnte sich in den nächsten Jahren noch leicht erhöhen. Anleger haben im laufenden Jahr beispielsweise mit dem Nordea Norwegian Bond Fund bereits eine Rendite von 6,3 % in Euro erzielt, wobei rund zwei Drittel auf Währungsgewinne zurückzuführen war. Mit der Aussicht auf eine starke norwegische Krone könnte sich ein Engagement in Norwegen durchaus bezahlt machen.

Dänische Pfandbriefanleihen

Ein hierzulande noch unentdeckter Markt liegt in Dänemark: Mit einem Volumen von 170 Milliarden Euro ist der dänische Pfandbriefmarkt hinter Deutschland der zweitgrösste Markt in Europa. Dänische hypothekarisch gesicherte Anleihen (Pfandbriefe) bieten höchste Sicherheit. Gemäss der Ratingagentur Moody’s gehört das dänische Hypothekarsystem zu den sichersten der Welt. Seit der Einführung vor über 200 Jahren gab es keinen einzigen Zahlungsausfall und nur zwei Zahlungsverzögerungen – die letzte im Jahr 1933. Fünf der grössten Hypothekeninstitute werden mit der Note AAA, die restlichen mit AA bewertet. Dies ist insofern von Bedeutung, da Anleger in hypothekarisch gesicherte Anleihen nicht direkt auf die Immobilien, sondern nur auf die Hypothekeninstitute zurückgreifen können.

Die Renditen der Pfandbriefanleihen liegen bei ähnlichem Risiko leicht über denjenigen von vergleichbaren Regierungsanleihen. Dies liegt an einer Besonderheit des dänischen Hypothekensystems.

Besonderheit Kündigungsrecht

Ein dänischer Hausbesitzer finanziert sich langfristig zu einem fixen Zinssatz. Die Hypotheken werden gebündelt und mit Laufzeiten von 20 bis 30 Jahren verbrieft und platziert. Meist sind mehrere Institute an der Emission einer Anleihe beteiligt.

Die Besonderheit liegt nun darin, dass die meisten Hypotheken von den Hausbesitzern gekündigt werden können, wenn der Kurs der Anleihe über 100 steigt. Bei sinkenden Hypothekarzinsen bzw. steigenden Anleihekursen wird der Hausbesitzer folglich seine Hypothek kündigen und sich günstiger refinanzieren. Dieses Kündigungsrecht wird dem Anleger mit einer höheren Rendite abgegolten.

Da die Kurse der Anleihen kaum über 100 steigen, ohne dass die Hausbesitzer eine Rückzahlung ins Auge fassen, hinken die Renditen von dänischen Pfandbriefen bei stark fallenden Zinsen vergleichbaren hinter Staatspapieren nach. Bei stark steigenden Zinsen sind sie ebenfalls im Nachteil. Im gegenwärtigen Umfeld von stabilen bis leicht steigenden Zinsen schneiden sie hingegen besser ab. Wie die Grafik (siehe oben) zeigt, haben dänische Pfandbriefanleihen von 1995 bis 2004 eine höhere Rendite als deutsche oder dänische Regierungsanleihen abgeworfen – und das bei vergleichbarem Risiko.

Das Währungsrisiko einer Investition in Dänemark ist gering. Da die dänische Krone an den Euro gebunden ist, ist das Währungsrisiko eines Engagements im dänischen Pfandbriefmarkt ähnlich wie bei einer Euro-Anlage.
 
Der Markt der dänischen Pfandbriefanleihen erschliesst sich am besten über einen Fonds wie den Danish Mortgage Bond Fund von Nordea, der im laufenden Jahr bereits eine respektable Rendite von 2,4 % erzielte. In den vergangenen drei Jahren (per Ende März) lag die jährliche Rendite bei 6,1 % - und das bei einer Volatilität von nur gerade 2,2 %!

Performanceergebnisse der Vergangenheit lassen keine Rückschlüsse auf die zukünftige Entwicklung eines Investmentfonds oder Wertpapiers zu. Wert und Rendite einer Anlage in Fonds oder Wertpapieren können steigen oder fallen. Anleger können gegebenenfalls nur weniger als das investierte Kapital ausgezahlt bekommen. Auch Währungsschwankungen können das Investment beeinflussen. Beachten Sie die Vorschriften für Werbung und Angebot von Anteilen im InvFG 2011 §128 ff. Die Informationen auf www.e-fundresearch.com repräsentieren keine Empfehlungen für den Kauf, Verkauf oder das Halten von Wertpapieren, Fonds oder sonstigen Vermögensgegenständen. Die Informationen des Internetauftritts der e-fundresearch.com AG wurden sorgfältig erstellt. Dennoch kann es zu unbeabsichtigt fehlerhaften Darstellungen kommen. Eine Haftung oder Garantie für die Aktualität, Richtigkeit und Vollständigkeit der zur Verfügung gestellten Informationen kann daher nicht übernommen werden. Gleiches gilt auch für alle anderen Websites, auf die mittels Hyperlink verwiesen wird. Die e-fundresearch.com AG lehnt jegliche Haftung für unmittelbare, konkrete oder sonstige Schäden ab, die im Zusammenhang mit den angebotenen oder sonstigen verfügbaren Informationen entstehen.

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