Im Bann der Schulden | Gröschls Mittwochskommentar 46/2025

Der wöchentliche Blick auf die Märkte, (Geo-)Politik, Known Unknowns und andere wichtige Entwicklungen. Verfasst von e-fundresearch.com Gastautor Florian Gröschl, Geschäftsführer und Miteigentümer der Absolute Return Consulting GmbH. Markets | 12.11.2025 11:27 Uhr
Florian Gröschl, Geschäftsführer und Miteigentümer der Absolute Return Consulting GmbH / © e-fundresearch.com & interfoto
Florian Gröschl, Geschäftsführer und Miteigentümer der Absolute Return Consulting GmbH / © e-fundresearch.com & interfoto

Let's talk about debt, baby. Let's talk about all the good things and the bad things that may be! :-) (wir erinnern uns an Salt´n`´Pepa und das Jahr 1990 für die Melodie :-)). Das Thema ist natürlich ein Dauerbrenner für jede Generation, aber es gibt Jahre, in denen die Flamme heißer brennt als während anderer, wie zum Beispiel rund um 2000, 2008 und 2012, naja und wohl 2026. 2025 ist ja soweit schon um, lohnt also nicht das noch anzuführen, allerdings ist das Jahr des Kulminationspunktes normalerweise das Ende und über den Prolog wird selten ausführlich berichtet. Das soll diesmal anders sein, weil wir ja offensichtlich grad mittendrinn sind und nicht nur dabei. Aufregend….. :-)

Hatten wir es in den vergangen Leverage induzierten Krisen mit singulären Bösewichten (im Sinne von Branchen oder Regionen/Staaten) zu tun, steuern wir diesmal auf eine möglicherweise infernalische Menage à trois zu. Die Partner sind zwar gänzlich unterschiedlich, sind aber alle der gleichen Illusion, dass man einen Zyklus ad Infinitum (hat schon beim Zappa Frank & dem B. Brown nur ein paar Stunden funktioniert ;-)) verlängern kann, anheimgefallen. Was diesmal möglicherweise auch anders ist, ist, dass die Überschuldung – und hier springen wir jetzt (als pars pro toto) ganz tief in´s Ö.Reich der Mitte – von der öffentlichen Hand (über alle Ebenen) zu den Unternehmen und den Privaten (da natürlich nur den unteren 90% ;-)) in der Breite und zeitlichen Koinzidenz was gänzlich Neues ist.

Dass hierzulande seit den 1960 Jahren auf allen öffentlichen Ebenen mehr ausgegeben wurde, als gescheit gewesen wäre, ist bekannt, dass sich alle bis zur letzten Sekunde bedient und bedient und bedient haben und haben werden, überrascht niemanden und hat bisher auch niemanden wirklich gestört, weil eh alles ganz gut funktioniert hat. Nun ist jetzt aber leider Schicht im Schacht.

Schuldenkrisen beginnen immer gleich: Irgendwer – meistens der, der eine Aufgabe neu übernimmt und fürchtet als letztes Bauernopfer übrig zu bleiben – kommt mit mehr oder weniger belastbaren Zahlen daher, die meistens schon in der Erstmeldung recht furchtbar sind. Im zweiten Schritt verstehen auch die weniger Hellen, dass es auch sie erwischen könnte und rücken ihrerseits mit ein bisserl mehr Wahrheit raus. Dann beginnen die Schuldzuweisungen, Krisensitzungen, öffentlichen Opferungen usw., irgendwann kommt dann der erste Gläubiger auf die Idee, dass seine Forderung vielleicht nicht mehr ganz werthaltig sein könnte und stellt diese fällig usw…

Bei den Banken, deren einziges wirkliches Asset das Vertrauen in ihre Zahlungsfähigkeit ist, geht das dann wie in der GFC bzw. danach bei der CS, Silikon Valley Bank etc., unter Umständen ganz schnell. Die sind, wie wir gelernt haben, aber recht leicht zu retten, weiß man erstmal wie. In der Industrie sind es wiederum oft die Banken, die die Notbremse ziehen, Kredite - möglicherweise zur Unzeit - fällig stellen und den Stecker ziehen. Bei Staaten ist die Situation wesentlich komplexer. Ob größere Nationen als Griechenland etc. überhaupt gerettet werden können oder ob es, wenn der Markt beschließt für die französischen oder zB die US-amerikanischen 10-Jährigen 10+% zu verlangen (und die Sache der glättenden Zentralbank entgleitet), es zu einer kompletten Neuordnung des Währungssystems kommen muss, wird noch zu zeigen sein. Vielleicht müssen die Amis den Dollar (oder wir den Euro ;-)) irgendwann an den chinesischen Yuan koppeln… :-)

Spaß mit der öffentlichen Hand und den Banken sind wir ja gewohnt, aber bitte warum sollen Probleme aus dem super-überkapitalisierten Techsektor kommen, wo das Geld auf Bäumen wächst und die Firmen inzwischen mehrere Billionen Dollar wert sind? Weil wir, und da gibt es Meldungen aus allen Ecken ua von der Deutschen Bank, die ja bekanntlich ungern irgendwas auslässt, ;-), bis hin zu Microsoft, durch den offensichtlich immensen Energiebedarf der ganzen AI-Thematik längst über den leicht zu finanzierenden Punkt hinaus sind. Der Leverage hat in einem Bereich, wo am Ende noch keiner so sicher ist, ob er je wirklich Geld verdienen wird, inzwischen ein spannendes Niveau erreicht. Notabene dauert es von der Erkenntnis zum Einpreisen gewöhnlich noch ein bisserl (siehe Greenspan 1998 vs. Dot.Com Platzen im Jahr 2000).

Aber to close on a positive Note: Wenn das KI-Ding funktioniert, wird wohl zumindest die öffentliche Verwaltung effizienter und mithin billiger und es braucht viel weniger Beamte und nur ein bisserl mehr Strom. Hoffen wir also, dass uns da dann notfalls irgendwer aushelfen kann, weil mit den Kraftwerken haben wir´s ja scheinbar auch nicht so (wie mit den Rücktritten), wobei das letzte hätten wir zumindest versucht einzuschalten und das ganz ohne Volksabstimmung. :-)

Anyways, have a good one!

Florian Gröschl, Geschäftsführer und Miteigentümer der Absolute Return Consulting GmbH

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