Das gesamte Interview mit Michael Sieghart, Fondsmanager des DWS Biotech-Aktien Typ 0, finden Sie rechts als Video/Audio File.
e-fundresearch / Frankfurt: Herr Sieghart, könnten Sie uns die wichtigsten Wachstumstreiber des Pharma und Biotechnologie Segmentes beschreiben?
Sieghart: "Ersten ist das die demographische Entwicklung. Die Bevölkerung in den entwickelten Ländern wird immer älter und dementsprechend steigt der Bedarf an Medikation. Ein 60-Jähriger gibt sechs mal so viel für Medikamente aus als ein 35-Jähriger. Demnach ist das ein natürlicher Treiber für die Nachfrage nach Medikamenten.
Weiters ist es so, dass erst ein Drittel aller Krankheiten ursächlich erforscht sind. Das heißt, es gibt genug Raum um innovative Medikamente zu finden.
Der dritte wichtige Punkt ist, daß im Zuge der gesamten Gesundheitsdiskussion über die Unfinanzierbarkeit der Gesundheitssysteme, Kostensenkung ein immer wichtigeres Thema wird. Wenn man weiß, daß derzeit nur 10 % der gesamten Kosten über Medikamente verursacht werden, wird klar, daß Behandlungen mit Medikamenten kostengünstig sind. Hier besteht großes Wachstumspotential."
e-fundresearch / Frankfurt: Wenn wir die Marktentwicklung im Pharma und Biotech Segment über die letzten Jahre betrachten. Welche wichtigen Meilensteine kann man hier beschreiben?
Sieghart: "Gut, vor zwei Jahren, im September 1999, ging es darum, dass die Biotech Branche, die ja 10 Jahre zuvor schon ein absolutes High erlebt hat und dann in der Bedeutungslosigkeit verschwunden war, 10 Jahre an Forschung und Entwicklung hinter sich gebracht hatte. Es gab Firmen mit vielen neuen Produkten in der Pipeline, daher fand eine einmalige Neubewertung des Sektors statt. Es gab einen sehr signifikanten und raschen Kursanstieg, wie im Zuge der Internet Blase, der sich im Frühjahr 2000 wieder konsolidierte. Die Biotech Branche hat sich seither aber sehr gut gehalten. Wir notieren zur Zeit wieder rund 20 % unter den All-Time-Highs der Aktien. Wenn man das mit dem Technologie Sektor vergleicht, dann ist das ein sehr gutes Ergebnis, auch wenn es auf Monatsbasis sehr volatil war.
Der Pharmabereich hat von der Unsicherheit in der zukünftigen volkswirtschaftlichen Entwicklung profitiert. Vor allem in den USA ist viel Geld in diesen Sektor geflossen. Diese Werte sind sehr stark gestiegen, sodaß man sagen muß, dass große Pharmafirmen nicht mehr günstig aussehen."
e-fundresearch / Frankfurt: Wird der Biotech Sektor weiter stark mit der Entwicklung der Technologieaktien korrelieren?
Sieghart: "Grundsätzlich hat Biotech etwas Riskantes und ist mit der Volatilität des Technologiesektors vergleichbar. Wir haben aber in den letzten Wochen verstärkt gesehen, dass es gelungen ist, sich etwas abzukoppeln. Ich denke, dass es auf mittlere Sicht eine stärkere Abkoppelung geben wird. Man hat in dieser Korrektur gesehen, dass Technologie zyklisch ist und es zu Überkapazitäten kommt, die abgebaut werden müssen. Obwohl Firmen gute neue Technologie Produkte haben gibt es derzeit keine große Nachfrage. Im Biotechnologie bereich gibt es hier anderer Treiber.
e-fundresearch / Frankfurt: Inwieweit sind die oft angesprochenen Allianzen zwischen Pharmariesen und Biotech Firmen von Bedeutung?
Sieghart: "Letztendlich handelt es sich um zwei Gruppen die das gleiche Ziel haben. Beide wollen neue innovative Produkte auf den Markt bringen bzw. Medikamente verkaufen. Ganz grob kann man unterscheiden, dass Biotech Firmen für Forschung zuständig sind und Pharmafirmen für die weitere Entwicklung. Sie bringen die Produkte durch die klinischen Erprobungsphasen und übernehmen Vertrieb und Marketing. Biotech Firmen haben oft innovative Produkte aber nicht den nötigen Vertriebsapparat. Es hat sich in den letzten Jahren gezeigt, dass immer mehr Kollaborationen abgeschlossen wurden."