Japan überraschte alle

Es passierte schneller als gedacht. Der Großteil der vor einem Jahr von e-fundresearch.com befragten Fondsmanager ging für dieses Jahr von einer Wachstumsdelle in Japan aus. Die Hoffnungen ruhten auf einem Aufschwung 2006. Da die Börse diese Entwicklung vorwegnahm, glänzten japanische Aktien schon 2005 besonders hell. Markets | 29.12.2005 05:52 Uhr
Archiv-Beitrag: Dieser Artikel ist älter als ein Jahr.

Seit Jahresbeginn legte der TOPIX Index um 37 Prozent zu und schlug damit alle andere Weltregionen deutlich. Zum Vergleich: Der US-amerikanische S&P 500 gewann 21 Prozent, der MSCI Europe 25 Prozent und der Weltaktienindex MSCI World 26 Prozent. Noch mehr konnten sich Anleger freuen, die auf japanische Small Caps gesetzt haben: Der Tokio SE 2nd Section Index stieg seit Jahresbeginn um 57 Prozent und zählt damit zu den weltweiten Top-Performern 2005.

Welche Fonds davon profitierten

Wer entgegen den Erwartungen vor einem Jahr in japanische Standardwerte-Fonds investiert hat, freut sich heute über einen durchschnittlichen Zuwachs von 36,7 Prozent. Aber immerhin 46 Prozent aller 104 in Österreich zum Vertrieb zugelassenen Japan-Fonds konnten die Performance des TOPIX Index seit Jahresbeginn sogar noch übertreffen.

Nur ein Viertel schlug den Index

Anders sieht das Bild auf Sicht der letzten fünf Jahre aus: Nur ein Viertel aller Fonds performte hier besser als der Index. Anhand der risikoadjustierten Rendite (Sharpe Ratio) schnitten gerade einmal ein Fünftel besser ab.

Ebenso wie im Vorjahr anhand der Sharpe Ratio auf Platz eins liegt der Vitruvius Japanese Equity. Gemanagt wird der Fonds gleich von drei Fondsmanagern: Neben Fukuo Shigeta bei Nippon Finance Management Kaisha in Tokio zeichnet Hugh Sloane von Sloane Robinson Investment in London und Warwick Johnson von Optimal Fund Management in Sydney für den Fonds als Berater verantwortlich. Die Fondsmanager gehen für 2006 sogar von einer Beschleunigung des Wirtschaftswachstums auf 2-2,5 Prozent aus. Da die Entwicklung des japanischen Aktienmarktes stark von inländischen Faktoren abhängt, dürfte die niedrige Korrelation der Börse mit anderen Weltmärkten 2006 andauern. „Neben dem Performanceaspekt wird Japan auch im Hinblick auf die Diversifikation eines globalen Portfolios eine wichtige Rolle spielen“, so etwa Hugh Sloane. Obwohl mit Small Caps 2005 deutlich mehr zu verdienen war als mit Blue Chips, so sehen die Vitruvius-Experten seit kurzem eine Trendwende: „Die beginnende Outperformance von Large Caps sollte sich im nächsten Jahr fortsetzen“. 

Für Fukuo Shigeta, der auch für das Management des zweitplatzierten Nippon Portfolio Fonds der Gutmann KAG, verantwortlich zeichnet, ist der Aufholprozess der japanischen Börse noch lange nicht vorbei: „Auch nach den Kursgewinnen 2005 weist die Börse in Tokio in etwa eine Marktkapitalisierung in Höhe des japanischen Bruttoinlandsproduktes auf. Im Vergleich zum Beispiel mit den USA ist hier noch viel Luft“, so der Experte.

Erst ab einem Nikkei-Stand von 20.000 Punkten wäre für ihn die Börse überhitzt, was vom derzeitigen Stand aus noch einem Potential von rund 30 Prozent entspräche. Probleme wie die schlechte budgetäre Lage Japans und eine aufgrund demografischer Entwicklungen schrumpfende Bevölkerung sieht aber auch Shigeta. „Das sind wichtige Punkte, die die Regierung Koizumi aber bereits aktiv angeht“. Langfristig sollten Anleger bei japanischen Standardwerten mit einer Performance von sieben Prozent pro Jahr rechnen. „Wir versuchen das nochmals um drei Prozent zu übertreffen“, lautet die Zielsetzung für den Fonds.

Und es geht weiter...

Auch Yoshito Tsubota von der Dai Ichi Life Insurance Industrial Bank of Japan und Manager des Callander Japan New Growth, rechnet mit einem guten Aktienjahr 2006 in Japan: "Der positive Trend dürfte in den nächsten Monaten weitergehen und wir hoffen, dass bald vermehrt inländische Anleger auf der Käuferseite stehen werden". Sektoren die von einem Konsumaufschwung besonders profitieren, sollten dabei bevorzugt werden. "Durch die anhaltend starken Käufe ausländischer Investoren dürften auch hoch-liquide Blue Chips weiter gut laufen", meint Tsubota. Hauptrisikofakor sieht er ebenso wie Shigeta in der schwachen Fiskalpolitik: "Die Kapitalmärkte haben das noch nicht eingepreist, weshalb eine eventuell im September 2006 angehobene Mehrwertssteuer negative Auswirkungen auf die Börse haben würde".

Ebenso auf Blue Chips setzt der DWS Japan Fonds von Lilian Haag, obwohl Smaller Caps weiterhin Potential aufweisen: „Wir glauben an eine strukturelle und inländisch gestützte Erholung der japanischen Volkswirtschaft. Deshalb muss der Unterschied zu den bisherigen zyklischen Erholungen in Japan in einer vom Mittelstand getriebenen Erholung liegen, was bedeuten würde, dass Nebenwerte, aufgrund ihres größeren Hebels auf der Unternehmensgewinnseite, Large Caps tendenziell weiter outperformen könnten“, glaubt die Expertin. Der Anlageraum Japan bleibe im nächsten Jahr attraktiv: „Auch wenn eine Korrektur nach der starken Aufwärtsbewegung der vergangenen Monate nicht auszuschließen ist, so sind die Fundamentaldaten im Gegensatz zu früheren zyklischen Erholungen Japans diesmal auf langfristigen Turnaround ausgerichtet. Sinkende Arbeitslosigkeit und erstmals seit Jahren wieder steigende Löhne sollten in steigendem Konsum resultieren. Ein Ende des Deflationsszenarios in Japan  - und ein Ende der Null-Zins-Politik - wird Ende nächsten Jahres erwartet“.

Am wenigsten Optimist ist derzeit Jeremy Hall, Fondsmanager des Henderson HF Japanese Equity Fund: „Der positive Wahlausgang hat für die Regierung Koizumi jetzt den Weg für dringend notwendige Reformen geebnet. Diese werden kurzfristig aber eher negativ als positiv für die Konsumentenstimmung im Land sein“, so Hall, der den Fonds zusammen mit Michael Wood-Martin verwaltet. Ein wichtiger Grund für die gute Performance der Assetklasse in den letzten Monaten sei der Zweifel der Marktteilnehmer über die weitere Entwicklung der US-Wirtschaft und den daraufhin hohen Portfolioflüsse nach Japan: „Sollten die USA wirklich Probleme bekommen, wäre das ab einem gewissen Punkt auch für Japan negativ“. Vorsicht sei deswegen angebracht: „Die japanische Börse steht vor einer Korrektur, daran gibt es keinen Zweifel. Eine solche Entwicklung wäre mittelfristig aber sogar gesund“, meint der Experte. Das Problem sei aber das Timing: „Es ist schwer vorherzusagen wenn die Korrektur kommt. Auch glauben wir nicht, dass diese allzu stark ausfallen wird“, relatitiviert Hall.

Performanceergebnisse der Vergangenheit lassen keine Rückschlüsse auf die zukünftige Entwicklung eines Investmentfonds oder Wertpapiers zu. Wert und Rendite einer Anlage in Fonds oder Wertpapieren können steigen oder fallen. Anleger können gegebenenfalls nur weniger als das investierte Kapital ausgezahlt bekommen. Auch Währungsschwankungen können das Investment beeinflussen. Beachten Sie die Vorschriften für Werbung und Angebot von Anteilen im InvFG 2011 §128 ff. Die Informationen auf www.e-fundresearch.com repräsentieren keine Empfehlungen für den Kauf, Verkauf oder das Halten von Wertpapieren, Fonds oder sonstigen Vermögensgegenständen. Die Informationen des Internetauftritts der e-fundresearch.com AG wurden sorgfältig erstellt. Dennoch kann es zu unbeabsichtigt fehlerhaften Darstellungen kommen. Eine Haftung oder Garantie für die Aktualität, Richtigkeit und Vollständigkeit der zur Verfügung gestellten Informationen kann daher nicht übernommen werden. Gleiches gilt auch für alle anderen Websites, auf die mittels Hyperlink verwiesen wird. Die e-fundresearch.com AG lehnt jegliche Haftung für unmittelbare, konkrete oder sonstige Schäden ab, die im Zusammenhang mit den angebotenen oder sonstigen verfügbaren Informationen entstehen.

Melden Sie sich für den kostenlosen Newsletter an

Regelmäßige Updates über die wichtigsten Markt- und Branchenentwicklungen mit starkem Fokus auf die Fondsbranche der DACH-Region.

Der Newsletter ist selbstverständlich kostenlos und kann jederzeit abbestellt werden.