2005 erzielte der HSBC Smaller European Index auf Euro-Basis eine beachtliche Rendite von 37,3 Prozent und übertraf damit den ebenfalls ausgesprochen soliden MSCI Europe Index um rund 11,9 Prozent.
Über einen Zeithorizont von fünf Jahren ist die Outperformance sogar noch markanter: Während der MSCI Europe in den fünf Jahren bis Ende 2005 eine negative Rendite von -8,0 Prozent aufwies, brachte es der HSBC Smaller European Index auf beeindruckende 50,11 Prozent.
Sollte angesichts einer solch starken Outperformance nicht die Einschätzung dieses Marktsegments revidiert werden? Hat sich die Bewertungslücke zwischen Unternehmen mit geringer und solchen mit hoher Marktkapitalisierung nicht so sehr verringert, dass Small- und Mid-Cap-Aktien jetzt im Verhältnis zu ihrem Risikoprofil zu teuer sind?
Wir meinen, nein. Aufgrund der Größe und Vielfalt des Aktienuniversums sowie der Tatsache, dass die Zusammensetzung der Indizes sich laufend verändert, gibt es immer attraktiv bewertete Aktien unter den europäischen Small Caps.
Man kauft schließlich keinen Index
Die Analyse der Trendbewegungen von Small-Cap-Indizes ist zwar recht interessant, aber von wenig praktischer Bedeutung für die Analyse der Entwicklung von Blue-Chip-Indizes wie beispielsweise dem FTSE 100, CAC 40 oder DAX.
Die Betrachtung europäischer Small-Cap-Aktien auf Indexebene kommt in etwa dem Versuch gleich, den „Durchschnittseuropäer“ zu bestimmen: Es ist alles andere als einfach, denn bei der Größe und Vielfalt der Region gibt es kein typisches Unternehmen - ebenso wenig wie einen typischen Europäer. Ebenso wie es die verschiedensten Arten von Europäern gibt, gibt es kleinere Unternehmen in den verschiedensten Ausprägungen, ob mit teuren oder preiswerten Titeln, niedrigen oder hohen Wachstumsraten.
Bei über 1.000 Unternehmen im HSBC Smaller European Index können Anleger aus einer enormen Vielfalt von Aktienwerten wählen. Diese Vielfalt ist sogar weitaus größer als die der vergleichbaren Large-Cap-Indizes. So dominieren Finanz-, Pharma- und Telco-Werte den MSCI Europe, während die im Small-Cap-Index vertretenen Werte gleichmäßiger auf die verschiedenen Sektoren verteilt sind.
Zudem verändert sich die Zusammensetzung fortlaufend. Einerseits werden durch IPOs neue Gesellschaften eingeführt, während andere Unternehmen durch Konkurse oder Fusionen und Übernahmen (von denen es in den letzten zwei Jahren eine ganze Reihe gab) aus dem Index herausfallen. Für Investoren ergeben sich so ständig neue Gelegenheiten.
Dies wird insbesondere dann deutlich, wenn man die nach Marktkapitalisierung größten zehn Gesellschaften im MSCI Europe und im HSBC Smaller European Index jeweils Ende September 2003 und Ende September 2005 betrachtet.
Keines der Unternehmen, das im September 2003 den Small-Cap-Index anführte, war zwei Jahre später noch unter den Top Ten vertreten. Im Gegensatz dazu konnten acht der zehn Top-Unternehmen im MSCI Europe ihre Position bis September 2005 halten.
Gute Gelegenheiten gibt’s immer
Zugegeben, die Bewertung des Indexes ist in den letzten Jahren wohl gestiegen. Da sich seine Zusammensetzung jedoch regelmäßig ändert, werden ständig neue attraktiv bewertete Wachstumsaktien in den Index aufgenommen und ersetzen jene Titel, deren Bewertungen ausgereizt sind.
Ein kluger, ausgewogener Investment-Ansatz sollte Aktien mit attraktiver Bewertung herausfiltern. Ein solcher Ansatz konzentriert sich auf gut geführte, finanzkräftige Unternehmen, die sich in einem Bereich engagieren, in dem die Nachfrage nach Produkten das Angebot übersteigt.
Schauen wir uns ein paar Beispiele näher an. So ist das Schweizer Bauchemieunternehmen Sika in einer hervorragenden Position, um mittelfristig gute Erträge zu erwirtschaften. Sika produziert Chemikalien, die als Zusatzstoffe die Bindefähigkeit und Festigkeit von Beton erhöhen. Daneben stellt das Unternehmen Produkte zur Vergütung und Abdichtung von Gebäuden her.
Da es in diesem Nischenmarkt bislang nur wenig Akteure gibt, verfügt Sika über erhebliche Preismacht. Das Unternehmen ist zudem global ausgerichtet. Aus den aktuellen Unternehmenszahlen geht insbesondere eine kräftige Nachfrage in Lateinamerika hervor, wo die Bautätigkeit vor allem in Brasilien, Mexiko und Argentinien äußerst lebhaft ist.
Ein Newcomer in diesem Jahr ist Saft, ein französisches Unternehmen, das High-Tech-Batteriesysteme entwickelt und herstellt. Nach der Markteinführung im Juni 2005 fiel der Aktienkurs des Unternehmens im November 2005 geradezu dramatisch. Dieser Einbruch war auf eine Entscheidung von Safts wichtigstem Kunden, den US-Streitkräften, zurückzuführen. Danach sollen die Streitkräfte ihr Beschaffungsvolumen erheblich reduzieren. Unserer Ansicht nach ist es unwahrscheinlich, dass die US-Regierung bei dieser Entscheidung bleiben wird, denn schließlich ist US-Militär weiterhin in hohem Maße im Irak und in Afghanistan engagiert. Wir erwarten daher mittelfristig eine Erholung der Wachstumszahlen.
Ein Beispiel wie Saft widerlegt das Argument, europäische Small Caps seien ausgereizt, und untermauert die hier vertretene Auffassung, sich weiterhin in diesem Marktsegment zu engagieren. Saft ist erst seit kurzem im Index vertreten (seit dem IPO im Juni 2005), es ist eine „andere Art“ von Unternehmen und besetzt eine Marktnische, und es bietet potenziell hohe Wachstumsraten bei einer angemessenen aber nicht billigen Bewertung.
Die hierin geäußerten Ansichten und Meinungen stammen von Gillian Skinner, Fondsmanagerin bei Schroders, und stellen nicht notwendigerweise die Ansicht von Schroder Investment Management dar. Dieses Dokument ist kein Verkaufsangebot oder eine Aufforderung, Wertpapiere oder andere in diesem Dokument beschriebenen Instrumente zu kaufen. Die in diesem Dokument enthaltenen Informationen und Meinungen sind aus Quellen, die wir als zuverlässig erachten. Für Fehler bei Tatsachen oder Meinungen kann keine Verantwortung übernommen werden. Dies ist kein Ausschluss und keine Beschränkung der Verpflichtung oder Haftung, die Schroder gemäß dem Financial Services and Markets Act 2000 (in seiner gültigen Fassung) oder einer anderen Gesetzgebung gegenüber seinen Kunden hat. Individuelle Investitions- und/oder Strategieentscheidungen sollten nicht auf Basis der Ansichten und Informationen in diesem Dokument erfolgen.
Veröffentlicht im Januar 2006 von Schroder Investment Management Limited, 31 Gresham Street, London EC2V 7QA. Genehmigt und geregelt von der Financial Services Authority.