„Nein. Auch wir haben eine derartig starke und schnelle Korrektur für den indischen Aktienmarkt nicht erwartet. Beschleunigt wurde diese Entwicklung durch den intensiven Handel und das Shorten von Single Stock Futures durch eine Reihe von Marktteilnehmern“, meint Sukumar Rajah, der bei Franklin Templeton als Chief Investment Officer für indische Aktien zuständig ist und die Kurskorrektur an der indischen Börse innerhalb der vergangen Woche in Wien gegenüber e-fundresearch kommentiert.
Alle Indien-Fonds betroffen
Damit befindet er sich in einer Reihe mit vielen anderen Indien-Experten, die zuletzt schon sehr kritisch auf die äußerst guten Performance-Zahlen der indischen Börse in den letzten Jahren blickten (siehe auch e-fundresearch.com Artikel vom 10. 5. 2006: „Indien-Fonds für den Abschwung“ bzw. Artikel vom 4. 5. 2006: „Rückschlagspotential in Asien“). Von der Vehemenz der Kurskorrektur war die gesamte Peer-Group der Indien-Aktienfonds betroffen.
Indien-Anleger brauchen einen langfristigen Investment-Horizont
Auf längere Sicht sollten diese Kursrückschläge jedoch weder für institutionelle Investoren noch für Privatanleger ein Problem darstellen, da ein langfristiger Anlagehorizont in Indien durchschnittliche Renditen von bis zu 15 pro Jahr erwarten lässt, so der Franklin Templeton Experte. Ein geschätztes BIP-Wachstum von sieben bis acht Prozent in den nächsten drei bis fünf Jahren und ein Gewinnwachstum der Unternehmen in Bereich von 12 bis 15 Prozent ist das Fundament auf welchem Indien im Jahr 2030 bereits ein Bruttoinlandsprodukt in der Höhe Japans oder Deutschlands erwirtschaften sollte. Für das Jahr 2035 erwarten Analysten bereits ein BIP-Volumen ähnlich der Summe aller vier großen EU-Nationen zusammengenommen.
Indien: Ausgewogenes Wachstumsmodell
In diesem Zusammenhang liegt ein entscheidender Vorteil Indiens gegenüber anderen Schwellenmärkten darin, dass es kaum auf die Auslandsnachfrage als Wachstumsquelle angewiesen ist und das Wachstumsmodell somit besser ausgewogen als im übrigen Asien ist, betont Rajah weiter.
Auch mit Blick auf die für dieses Entwicklungs-Szenario notwendige Infrastruktur sehen die Experten keine Probleme für die Fortschreibung des rasanten Wachstums. Investitionen in Kraftwerke, Straßen und Häfen in den nächsten Jahren werden im entsprechenden Umfang vorgenommen. In den nächsten drei bis vier Jahren sollen allein rund 20 bis 30 neue Flughäfen entstehen.
Franklin India Fund im Fokus
Der Franklin India Fund selbst, für den Rajah als CIO tätig ist, musste seit der Auflage Ende Oktober 2005 eine Underperformance zum Bombay SE Sensex ausweisen. Als Hauptgründe für diese Entwicklung sind jedoch strukturelle Probleme verantwortlich, klärt Rajah auf. So betrug die Startgröße des Fonds sieben Millionen US-Dollar. Nach einem anfänglichen Zufluss von rund drei Millionen Dollar hielt der Fonds mit einem Schlag eine Cash-Quote von rund 30 Prozent. Bis zur Abwicklung sämtliche Kauf-Aufträge innerhalb der folgenden Handelstage entstand so natürlich ein Performance-Unterschied zu dem sich zu diesem Zeitpunkt stark entwickelnden Referenzindex (siehe auch e-fundresearch.com Artikel vom 27.2.2006 "Outperformance-Fonds für Indien").
Mit diesen Startproblemen hatten eine Reihe anderer Indien-Fonds auch zu kämpfen. Mit zunehmender Größe des Fonds wurde dieser Effekt jedoch neutralisiert. Zusätzlich wurde auch eine Vorsorge für die 10-prozentige Kapitalertragsteuer für kurzfristige Aktienverkäufe getroffen. Aktuell hält das Management liquide Mittel im Umfang von ca. fünf bis sieben Prozent des Fondsvermögens. Langfristig steht für Anleger die Erzielung einer attraktiven risikoadjustierten Performance im Vordergrund – beispielsweise gemessen durch die Sharpe Ratio. Kurzfristige Fondsvergleiche in volatilen Marktphasen sind nicht empfehlenswert, da unterschiedliche Anlagestrategien sowohl in Auf- und Abschwungphasen dem Praxistest unterzogen werden müssen.
Fazit
Die kräftige Korrektur der letzten Woche hat gezeigt, dass die Auswahl qualitativ hochwertiger Unternehmen in den volatilen Schwellenländern und Zukunftsmärkten wichtig ist. Mindestens ebenso entscheidend ist es – mit Blick auf kurzfristige negative zyklische oder sektorale Schwankungen – bei einem Schwellenländer-Investment gut diversifiziert zu sein um so nicht zu hart von etwaigen Kursrückgängen getroffen zu werden. Der indische Markt bietet dabei – sofern das richtige Investmentprodukt gewählt wurde – weiterhin interessante Investment-Chancen.