Die leichte Korrektur der US-Wachstumsprognose von 3% auf 3,2% für 2006 war lediglich technischer Natur, da die Daten für das 1. Quartal 2006 besser ausgefallen waren als erwartet. Die Wachstumsraten für China und Japan wurden deutlich nach oben korrigiert, da beide Länder zuletzt über Erwarten gute Wirtschaftsdaten vorgelegt haben. Auch die Wirtschaftsindikatoren aus Europa nehmen sich zurzeit leicht besser aus als erwartet. Mit Aufwärtskorrekturen möchten wir allerdings weiter zuwarten. Auch wenn wir nach der Veröffentlichung der BIP-Zahlen für das 2. Quartal 2006 die Prognose für das Gesamtjahr revidieren, ist in Deutschland - und in Europa insgesamt - 2007 wieder mit einer Wachstumsabschwächung zu rechnen. Der Grund dafür ist die Mehrwertsteuererhöhung im nächsten Jahr, die den Konsum in Deutschland in diesem Jahr ankurbeln und im nächsten Jahr mit hoher Wahrscheinlichkeit abschwächen wird.
Energiepreise heizen Gesamtinflation an
Das Inflationsumfeld hat sich in letzter Zeit leicht verschlechtert. Angeheizt wurde die Gesamtinflation durch die höheren Energiepreise. Im Laufe der Zeit werden diese aber vom Wirtschaftskreislauf absorbiert und ihre unmittelbaren Auswirkungen allmählich verpuffen. Viel wichtiger ist, dass auch die Kerninflation, in der die volatilen Preise für Energie und Nahrungsmittel nicht enthalten sind, langsam steigt. Grund hierfür ist die bessere Lage am Arbeitsmarkt und ein grösserer Spielraum für Preiserhöhungen der Unternehmen. In Europa und insbesondere in Japan haben wir aufgrund der anhaltend hohen Rohöl- und Energiepreise die Inflationsprognose nach oben korrigiert. Die Gesamtinflation dürfte in den USA ihren Höhepunkt bald erreichen. Während aber die Gesamtinflation daraufhin leicht zurückgehen wird, ist bei der Kerninflation noch mit einem leichten Anstieg zu rechnen.
Zentralbanken mit restriktiver Zinspolitik
Die meisten Zentralbanken verfolgen zurzeit eine restriktive Zinspolitik. Wir rechnen damit, dass die EZB die Zinsen schneller als erwartet erhöht und den Refinanzierungssatz bis zum 1. Quartal 2007 in drei Schritten von jeweils 25 Basispunkten auf 3,5% anheben wird. Die Bank of Japan wird ihre Nullzinspolitik voraussichtlich im September beenden, wobei auch ein erster Schritt im Juli nicht ausgeschlossen werden kann. Das Fed hat die Märkte mit einem Statement überrascht, dessen Wortlaut weniger hart als erwartet ausgefallen ist. Die Währungshüter haben jetzt ausdrücklicher anerkannt, dass sich das Wachstum abgeschwächt hat und sich zurückhaltender zu weiteren Zinserhöhungen geäussert. In der Folge sind die Markterwartungen einer weiteren Anhebung des Leitzinses zurückgegangen.