Gewinnwarnungen an der Tagesordnung

Steven Cordell, Manager des HSBC Pan European Equity Fonds, zur Lage der europäischen Märkte. Gewinnwarnungen weiten sich auf den Bereich der "Old-Economy" aus. Wachstumsprognosen für den Kontinent werden zurückgenommen. Zinssenkung der EZB wahrscheinlich. Telekom, Technologie untergewichtet. Markets |

Steven Cordell, Fondsmanager des HSBC Pan European Equity Fonds, über die aktuellen Marktaussichten an den europäischen Börsen.

Wie ist die aktuelle Lage in Europa?

Cordell: "In den letzten Wochen hat sich wenig an den Märkten geändert. Gewinnwarnungen stehen weiterhin auf der Tagesordnung und die Hauptaufmerksamkeit der Fondsmanager liegt in der Vermeidung dieser Fallen. Der Technologiebereich ist nach wie vor am stärksten von diesen enttäuschenden Ankündigungen betroffen, nur breiten sich die Gewinnwarnungen aber auch auf den Bereich der "Old-Economy" aus. Die erneute Warnung von BASF am 7. August sei nur als Beispiel angeführt.

Wenn das betrachtet ist es nicht wirklich überraschend, daß die Industrieproduktion in Europa fällt. Im Bereich der "Old Economy" trifft es Firmen deren Gewinne stark von der Umsatzentwicklung abhängen am härtesten.

Wie in den UK verläßt man sich auch dem Festland in Europa auf den Konsumenten, der die Wirtschaft durch anhaltende Ausgaben aus der Krise ziehen soll. Unglücklicherweise beginnt das Stimmungsbarometer der Konsumenten (Consumer Confidence) nachzugeben. Daneben steigt die  Arbeitslosenrate in Deutschland und die Wachstumsprognosen für den Kontinent werden zurückgenommen."


Wird die EZB auf die schwache Wirtschaft mit Zinssenkungen reagieren?

Cordell: "Wir erwarten, daß die EZB innerhalb der nächsten 6 Monate eine Zinssenkung durchführen wird. Der genaue Zeitpunkt ist aus mehreren Gründen allerdings nur schwer vorherzusagen. Erstens liegt die Inflationsrate derzeit über der von der EZB angestrebten 2 % Marke. Wir erwarten aber fallende Öl- und Nahrungsmittelpreise, die sich positiv auf einen Rückgang der Inflation auswirken werden. Weiters machen die Zinssenkungen der US und UK Notenbanken eine Prognose über den genauen Zeitpunkt schwierig. Wir glauben, daß sich die EZB als unabhängiges, nicht von der Zinspolitik in den USA und UK beeinflußtes Organ präsentieren möchte. Man wird es vermeiden sofort mit Zinssenkungen nachzuziehen. Die EZB wird sich weiterhin auf ihr Inflationsziel konzentrieren, da die Ankurbelung des Wirtschaftswachstums nicht ihr primäres Ziel  ist.

Mit schwindenden Inflationsängsten wird die EZB eine Senkung der Zinsen aber nicht vermeiden können. Wir werden dann wohl kurzzeitig eine durch Liquidität getriebene Kursrallye sehen, die sich aber nicht auf fundamentale Daten stützt und daher auch nicht nachhaltig sein wird."

Wie sieht es auf Branchenebene derzeit aus?

Cordell: "Die Pharmaindustrie scheint im Moment voll bewertet zu sein. Wir befinden uns auf hohen Niveaus, wie wir sie zuletzt während der Asienkrise 1998 gesehen haben. Dies und die härteren Anforderungen der Regulierungsbehörden, wie der amerikanischen FDA ( US Food and Drug Administration), lassen den Sektor nicht besonders attraktiv erscheinen.

Banken haben sich, dank des robusten Kreditgeschäftes, ganz gut gehalten. Wir glauben, daß sich dies aber zunehmend verschlechtern wird.

Aktien von Ölfirmen korrelieren natürlich stark mit der Entwicklung des Rohölpreises, der wohl kaum viel weiter steigen wird. Wir glauben nicht, daß sich dieser Sektor besonders gut entwickeln wird.

Im Telekombereich sind die Probleme der schwachen Bilanzen offensichtlich. Es gibt außerdem ein Überangebot an Telekomaktien, daß sich mit dem erwarteten Börsengang der T-Mobil im ersten Quartal 2002 wohl kaum reduzieren wird.

Wir sind derzeit in den Branchen Telekom, Technologie und Investment Banking untergewichtet und bevorzugen "Value" Aktien, besonders Cashflow getriebene zyklische Aktien wie Bauunternehmen."

Wann wir Europas Wirtschaft den Weg aus der Krise finden?

Cordell: "Die wichtigen Indikatoren die man in nächster Zeit betrachten muß sind jene in den USA. Das mag seltsam erscheinen, aber die meisten großen europäischen Aktien sind globale Unternehmen, die von der Entwicklung der weltweiten Wirtschaft abhängen. Die Entwicklung der US Wirtschaft ist immer einen Schritt voraus. Dort muß man genau hinschauen."

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