Die Biotechnologie-Branche erlebte in den letzten zehn Jahren einen wahren Boom und glänzte mit durchschnittlichen Wachstumsraten beim Umsatz von 20 Prozent p.a. Anleger, die daran teilhaben wollten, mussten aber gute Nerven haben: Die jährliche Standardabweichung des NASDAQ Biotechnology Index betrug im Zeitraum Oktober 1995-2006 riskante 36 Prozent. Zum Vergleich: Weltaktien kamen gemessen am MSCI World Index auf 17 Prozent und sogar die volatilen Technologieaktien (MSCI World/Information Technology Index) kamen „nur“ auf 30 Prozent Standardabweichung.
Anleger, die mit solchen Schwankungen umgehen konnten, durften sich aber über erfreuliche – wenn auch nicht überschäumende – Erträge freuen: Der NASDAQ Biotechnology legte im selben Zeitraum jährlich um 11,8 Prozent zu und damit um 250 Basispunkte pro Jahr mehr als der MSCI World Index.
Weniger erfreulich sieht das Bild aber aus, wenn man das Abschneiden von Biotechs in den letzten zehn Jahren mit den eher defensiven Pharma-Aktien vergleicht: Denn diese erzielten mit jährlichen Renditen (MSCI World/Pharmaceuticals) von 12 Prozent sogar um 20 Basispunkte mehr an Performance als Biotechs, wiesen dabei aber nur das halbe Risiko gemessen an der Standardabweichung auf.
Biotech-Fonds mit halbem Risiko
Besonders ernüchternd waren für Biotech-Anleger die letzten fünf Jahre, als der NASDAQ Biotech jährlich um sieben Prozent verlor. Etwas besser hatten es da schon Anleger, die in globale Biotech-Aktienfonds investierten: Durch aktives Management gelang es dem durchschnittlichen Biotech-Fonds die Verluste zu begrenzen und dabei sogar noch ein geringeres Risikoprofil aufzuweisen: Im Zeitraum Oktober 2001-2006 verlor der Lipper Fondsdurchschnitt aller Biotech-Produkte 3,9 Prozent, das aber bei der halben Standardabweichung des NASDAQ Biotech Index.
Aktives Management und der Kampf um Outperformance
„Auch in Zukunft sollten Biotech-Fonds in der Lage sein, Mehrwert für ihre Anleger zu generieren“, glaubt etwa Eric Bernhardt, Co-Manager des Clariden Biotechnology Equity Fund. Er versucht im Unterschied zu den meisten seiner Konkurrenten nicht den NADSAQ Biotechnology zu schlagen, sondern misst sich am härteren AMEX Biotechnology. „Aufgrund der quartalsmäßigen Gleichgewichtung und seiner durch die niedrige Titelanzahl hohen Konzentration, ist es nicht leicht diesen Index zu schlagen“, gesteht Bernhardt. Seit Anfang 2002 erzielte der Clariden Biotechnology Equity Fund deswegen im Vergleich zum AMEX Index eine kumulierte Underperformance von 11,1 Prozent. Gleichzeitig schlug er den NADSAQ Biotechnology aber um 13,7 Prozent.
Bewertungen auf historischem Tief
Bernhardt und seine Kollegin Nathalie Flury in Zürich achten bei der Auswahl der einzelnen Titel strikt auf die Bewertung: „Aktuell liegt das durchschnittliche KGV des Sektors bei 21, verglichen mit 37 in 2003 und fast 80 im April 2000“, betont er die Anlagechancen. „Denn wir befinden uns hier historisch absolut am unteren Rand“, so der Experte.
„Mehr als 20 Prozent Performance pro Jahr realistisch“
„Nach den durchwachsenen Jahren 2001-2006, rechne ich langfristig in etwa mit einer Performance des Sektors in etwa in Höhe des Gewinnwachstums von 20 und mehr Prozent pro Jahr“, prognostiziert Bernhardt für die nächsten Jahre. Zudem sei das Abschneiden der Biotechs weniger von einer drohenden globalen Wirtschaftsabschwächung betroffen als andere Branchen: „Ein gewisses Aufholpotential zur Entwicklung der Pharma-Aktien besteht zusätzlich“. Allein seit Jahresbeginn legte der MSCI World/Pharmaceuticals Index nämlich um neun Prozent zu, während der NASDAQ Biotechnology um 11 Prozent verlor.
Smaller Caps mit den größten Chancen
Besonders viele Chancen ortet Bernhard übrigens bei kleineren und mittelgroßen Biotech-Unternehmen: „Im Fonds machen Large Caps bei uns derzeit nur mehr die Hälfte des Portfolios aus“, unterstreicht der Experte schließlich seine Aussage.
Alle Daten per 3.10.2006 in Euro
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