Die Experten der Constantia Privatbank sehen in ihrem aktuellen Investment-Ausblick für das Jahr 2007 vor allem folgende bestimmende Entwicklungen für die Kapitalmärkte:
1. Weltwirtschaft steuert auf „Soft Landing“ zu
In allen großen Wirtschaftregionen – USA, Euroland, Japan – gehen die Wachstumsraten zurück. Doch selbst in den USA, wo die Wachstumsdelle mit einem Rückgang um einen Prozentpunkt am deutlichsten ausfällt, ist von Rezession keine Rede. Der Wachstumsvorsprung der USA (2,3% Wachstum) zu Euroland und Japan (jeweils 2% Wachstum) schrumpft allerdings im Jahr 2007 deutlich zusammen.
2. Aktien schlagen Anleihen klar
Der „sichere Hafen“ Anleihen ist auch 2007 eine Schimäre. Der Gesamtertrag (Verzinsung und Kursentwicklung) wird 2007 bestenfalls mit Mühe im Plus bleiben. Bei langlaufenden Anleihen ist sowohl beim US-Dollar (10 Jahre von 4,6 Prozent auf rund 5,5 Prozent) als auch beim Euro (von 3,8 Prozent auf 4,0 bis 4,25 Prozent) mit einem deutlichen Zinsanstieg und damit empfindlich fallenden Kursen zu rechnen.
3. Restriktive Geldpolitik der EZB
Da die Konjunktur in Euroland nach einer schwächeren Entwicklung im 1. Halbjahr im weiteren Jahresverlauf wieder stärker werden sollte, bleiben auch die Inflationsgefahren bestehen. Die EZB hat bereits klargemacht, dass sie der Inflationsbekämpfung großes Gewicht beimisst. Dementsprechend ist mit weiteren Zinsschritten zu rechnen. Mit einem Anstieg auf 3,75 Prozent im 1. Quartal rechnet der Markt bereits und wird darauf nicht negativ reagieren. Doch es ist keineswegs unwahrscheinlich, dass die EZB diese Marke überschreitet und den Leitzinssatz auf 4 Prozent anhebt.
4. Dollar auf Talfahrt, Asien-Währungen weiter auf dem Vormarsch
Die US-Dollarschwäche hält an. Die durch EZB-Zinsanhebungen kleiner werdende Zinsdifferenz wird den EUR/USD-Wechselkurs ebenso belasten wie Meldungen über geplante Umschichtungen der Währungsreserven vor allem asiatischer Zentralbanken. Im Jahresverlauf wird sich der Wechselkurs seinen alten Tiefstständen gegenüber dem Euro von rund 1,36 EUR/USD nähern und sie wahrscheinlich sogar unterschreiten. Die Marke von 1,40 EUR/USD erscheint aber doch außer Reichweite. Asiens Währungen sind 2007 unverändert aufwertungsverdächtig.
5. Asien-Boom hält an
Ost- und Südasien bleiben die wichtigste Wachstumszone der Weltwirtschaft. Aufgrund der großen Kostenvorteile trifft die Dollarschwäche die asiatischen Exporteure weit weniger als etwa europäische Unternehmen, bei denen der gegenüber dem US-Dollar erstarkte Euro schneller dazu führt, dass sie wettbewerbsmäßig unter Druck kommen. Die wachstumsstärksten Länder werden 2007 nach wie vor China (erwartetes BIP-Wachstum 9,5 Prozent) und Indien (erwartetes BIP-Wachstum 7,7 Prozent) sein. Aber auch andere Länder der asiatischen Region wie Indonesien, Malaysia, Philippinen, Singapur und Hongkong warten mit nach wie vor beeindruckenden Wachstumsraten von über 5 Prozent auf. Für Aktien- und Rentenanleger ist dennoch auch ein gewisses Maß an Vorsicht geboten wie die jüngsten Entwicklungen in Thailand vor Augen führten. Politische Turbulenzen, die an den Finanzmärkten stärkere Kursrückgänge verursachen, sind aufgrund der teilweise instabilen Verhältnisse der Region durchaus denkbar.
6. Irak-Chaos birgt Ölpreisrisiken, Comeback der Energieaktien
Der Rückgang des Ölpreises in den letzten Monaten des Jahres 2006 ist kein Grund, an der Energiefront Entwarnung zu geben. Die unsichere Situation am Golf kann aufgrund der chaotischen Lage im Irak jederzeit dazu führen, dass die „globale Tankstelle“ Persischer Golf ziemliche Lieferschwierigkeiten bekommt. Da die Lagerbestände in den vergangenen Monaten nicht wirklich angestiegen sind, werden die Märkte in einer solchen Situation nicht weniger empfindlich reagieren als in den vergangenen Jahren. Dies bedeutet umgekehrt eine interessante Chance für Energieaktien. In den aktuell ermäßigten Kursen ist jedenfalls keine mögliche Ölpreissteigerung berücksichtigt.
7. Steigende Volatilität bringt Chancen für aktive Anleger
An den Aktienmärkten wird es 2007 deutlich mehr Volatilität als 2006 geben. Da der Basistrend aber weiter positiv ist, sollten Aktien dennoch übergewichtet werden. Die Volatilität kann sogar durchaus als Chance angesehen werden. Es sollten sich immer wieder günstige Gelegenheiten zum Positionsaufbau ergeben. 2007 wird sich aktives Anlageverhalten, bei dem Kursgewinne auch immer wieder realisiert werden und bei Rückgängen zugekauft wird, bezahlt machen. Insbesondere im Verlauf des 1. Halbjahres ist mit stärkeren Schwankungen zu rechnen.
8. REIT-Einführung beflügelt europäische Immobilienmärkte
Europäische Immobilienaktien waren schon 2006 die großen Gewinner des weltweiten Trends zu Immobilieninvestments. 2007 sollte die bevorstehende Einführung von REITs (im Prinzip börsenotierte Immobilienunternehmen mit Steuervorteilen) in mehreren wichtigen Staaten, das Segment weiter beflügeln.
9. Südosteuropa profitiert von EU-Erweiterung
Im Vergleich zur ersten Runde der EU-Osterweiterung geht der Beitritt Rumäniens und Bulgariens mit 1.1.2007 fast unbemerkt über die Bühne – und, dass Slowenien zum Jahreswechsel den Euro einführt, scheint außerhalb Sloweniens kaum jemand zu interessieren. Nichtsdestoweniger werden diese Entwicklungen nicht nur für diese drei Länder einen wichtigen Schritt nach vorne bedeuten, sondern die gesamte Region Südosteuropa sollte davon massiv profitieren. Es wird daher auch nicht mehr lange dauern, bis für Privatanleger geeignete Anlageprodukte auf den Markt kommen. Somit sollte man jedenfalls möglichst bald Einstiegsmöglichkeiten suchen.
10. Österreich: Von Outperformance zur Normalität
Die Wiener Börse hat ein weiteres gutes Jahr vor sich. Die Hausse der vergangenen Jahre, in denen die Entwicklung an den anderen europäischen Börsen sehr deutlich übertroffen wurde, wird aber so nicht weitergehen. Wien wird, unter Schwankungen und weitgehend parallel zu den großen europäischen Aktienmärkten, in Summe erfreulich abschneiden – nach den hohen Gewinnen der Jahre 2003 bis 2006 sollte das aber wirklich niemanden enttäuschen.