Angst in Asien

An Asiens Börsen geht die Angst um: Der Nikkei-225-Index verlor zum Wochenauftakt in Tokio fast vier Prozent und endete bei 13.325 Punkten. In Hongkong gab der Hang-Seng-Index um fast drei Prozent nach, und auch die Märkte in Südkorea, Australien, Singapur, Taiwan und den Philippinen rutschten tief ins Minus. Markets | 21.01.2008 12:00 Uhr
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Damit haben die meisten asiatischen Aktienmärkte seit Anfang des Jahres gut zehn Prozent an Wert verloren, der japanische Leitindex Nikkei büßte seit Juli 2007 etwa ein Viertel seines Wertes ein. Diese Korrektur kommt nicht wirklich überraschend, zumal die These einer kompletten Abkopplung Asiens von der US-Wirtschaft nie wirklich überzeugend war. Weil sich die Situation in den USA verschlechtert und Europa zunehmend anfällig erscheint, werden die Wachstumsprognosen für die asiatische Region nun deutlich herabgestuft.

Es gibt noch mehr Gegenwind...

China kämpft mit steigender Inflation und Engpässen bei Ressourcen, Landwirtschaft und Strom. Die Mischung aus schwächerem chinesischem Wachstum und deutlich geringerem Wachstum in Europa und den USA wird erst jetzt in die Gewinnprognosen asiatischer Unternehmen für das Jahr 2008 eingearbeitet. Noch sind diese Gewinnerwartungen zu hoch. Die jüngsten Kursverluste an asiatischen Börsen sind teilweise eine Reaktion darauf, manch zyklische Werte aus der Stahl-, Schiffbau- und Transportbranche haben seit ihren Höchstständen im Oktober 30 bis 50 Prozent verloren. Formelle Absenkungen der Gewinnerwartungen stehen aber noch aus, und je mehr sich die Bilanzsaison nähert, desto eher werden sie kommen. Es gibt keinen Zweifel, dass einige Unternehmen mit ihren Zahlen die Märkte schocken werden. Dieser Effekt dürfte Asiens Börsen in den kommenden drei Monaten am stärksten belasten.

Weitere Kursverluste möglich

Weil Asien viele zyklische Werte aufweist und Aktien der Region als relativ riskante Anlageklasse gelten, bei der – vor allem in China und Indien - viel „heißes Geld“ die Kurse nach oben trieb, sind weitere Kursverluste leicht möglich. Vor allem in- und ausländische Privatanleger investierten in den letzten zwölf bis 18 Monaten viel Geld in der Region, nicht zuletzt wegen der „Entkopplungs-These“. Je mehr diese These widerlegt wird, umso größere Abflüsse wird es bei diesen Geldern geben. Historisch betrachtet waren die asiatischen Geldströme immer volatil und stark mit dem globalen Risikoappetit verknüpft. Weil in den letzten drei Jahren sehr viel Geld in Fonds für die „BRIC“-Staaten Brasilien, Russland, Indien und China sowie in reine China- und Indienfonds oder kombinierte „Chindia“-Fonds floss, könnten selbst partielle Gewinnmitnahmen weitere deftige Korrekturen auslösen. Ein Blick auf die Mittelzuflüsse dieser Fondskategorien innerhalb der vergangenen zwei Jahre wirkt ernüchternd. Auch die Bewertungen in den beiden mit „heißem Geld“ gefluteten großen Schlüsselmärkten China und Indien bleiben ziemlich aggressiv. Die jüngsten Kursverluste brachten die Bewertungen insgesamt zwar auf ein vernünftigeres Niveau, doch verlockend sind sie noch lange nicht. Positiv muss man allerdings vermerken, dass die Bewertungen in Märkten wie Singapur, Australien oder anderen Ländern des asiatischen Staatenbundes ASEAN zunehmend interessant werden.

Positiver Zustand der Region

Grundsätzlich kann man den Zustand der Region positiv bewerten. Die Leistungsbilanzen weisen in den meisten Fällen Überschüsse auf, und regionale Banken - Korea ausgenommen - sind in eher kleinerem Umfang von den US-Kreditproblemen betroffen. Auch wenn Ängste vor versteckten Problemen bestehen bleiben, dürfte das asiatische Finanzsystem insgesamt von der Hypotheken-Krise in seiner Stabilität nicht beeinträchtigt werden. Im Gegensatz zum angelsächsischen Raum war in den meisten asiatischen Ländern außer China die Kreditaufnahme von Unternehmen und Verbrauchern bis zum Jahr 2007 eher gedämpft, und die Immobilienmärkte befanden sich in keinem guten Zustand. Ein stützender Faktor für Asien könnten auch fallende Zinsen sein. Die meisten Länder der Region haben ihre Währungen noch immer auf die eine oder andere Weise an den US-Dollar gebunden. Wenn es also in den USA zu weiteren Zinssenkungen kommt, dürften niedrigere Zinsen in Asien die Folge sein. Die Mischung aus hohen Leistungsbilanzüberschüssen und möglicherweise negativen Realzinsen ergibt auf mittlere Sicht einen sehr positiven Liquiditätshintergrund für die Aktienmärkte der Region.

Trotzdem positiv gestimmt für asiatische Aktien

Alles in allem kann man für asiatische Aktien mit einheimischem Schwerpunkt positiv gestimmt bleiben, etwa für Konsum-, Immobilien- und ausgewählte Finanzwerte. In sehr kurzer Zeit könnte es sogar mancherorts zu einer sprunghaften Erholung kommen, zumal Märkte wie Singapur und Australien länger als eine Woche anhaltende Kursverluste verzeichneten und US-Zinssenkungen wahrscheinlicher werden. Der kurzfristige Ausverkauf sollte seinen Höhepunkt erreichen. Auf der anderen Seite werden sich Herabstufungen von Gewinnerwartungen negativ auswirken, und ein Teil des „heißen Geldes“ könnte Asien verlassen. Wenn aber die Kurse sich ihren Tiefständen vom August wieder annähern, könnte dies für langfristige Investoren einige gute Anlagemöglichkeiten mit sich bringen.  

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