"Das Klischee von einer Generation, die eine nachhaltigere Welt anstrebt, konzentriert sich auf die seit Mitte der 1980er Jahre Geborenen, da die Millennials laut Umfragen an diesem Thema stärker interessiert sind. Beispielsweise kaufen sie mit größerer Wahrscheinlichkeit biologische Lebensmittel, verlangen fair gehandelten Kaffee und machen sich mehr Gedanken über Menschenrechte als ihre Eltern oder Großeltern. ( Produce Retailer, ‘Younger consumers buy more organics’, 2017)
Außerdem sind sie im Internetzeitalter großgeworden, sind besser über nicht nachhaltige Praktiken informiert worden und haben diesbezüglich ein stärkeres politisches Bewusstsein entwickelt. Untersuchungen in den USA zeigen, dass die Millennials die „progressivste Generation seit 50 Jahren“ sind und das Land liberaler machen. (The Millennial Pendulum: A new generation of voters and the prospects for a political realignment, 2009)
Gleich verteilt
Bei der Geldanlage dagegen ist das Interesse an Nachhaltigkeit über alle Altersgruppen gleich verteilt. Dies ergab eine 2017 durchgeführte Umfrage von Robeco unter seinen Privatkunden in den Niederlanden. Rund 70 % der Teilnehmer über 50 äußerten ein klares Interesse an Nachhaltigkeit, während es bei den 34- bis 50-jährigen 66 % und in der Altersgruppe von 18-34 Jahren 67 % waren. Auch wenn es sich nicht um eine umfassende wissenschaftliche Untersuchung handelte, wurde deutlich, dass Nachhaltigkeit in den mittleren und höheren Altersgruppen ebenso populär ist wie bei den Millennials.
Der Anteil derjenigen Anleger, die weiter in nachhaltige Fonds investieren, betrug 28 % bei den über 50-jährigen, 29 % bei den 34- bis 50-jährigen und 26 % bei den 18- bis 34-jährigen. Auch dies zeigt, dass das Interesse über die Altersgruppen hinweg gleichverteilt ist, wobei die mittlere Altersgruppe leicht vorne liegt. Gleichzeitig betrug der durchschnittliche Anteil des Portfolios, das bereits in nachhaltigen Anlagen investiert ist, 29 % bei den über 50-jährigen, 30 % bei den 34 bis 50-jährigen und 33 % bei den 18- bis 34-jährigen Kunden. Demnach weisen die Millennials laut der Kunden Umfrage von Robeco hier einen leichten Vorsprung auf, wenn auch keinen wesentlichen.
Eine lange Historie
Nachhaltigkeit ist keineswegs eine neue Modeerscheinung. Ihre Ursprünge reichen bis in das 18. Jahrhundert zurück, als die Glaubensgemeinschaft der Quäker die ersten Ausschlusskriterien definierten, indem sie jede mit dem Sklavenhandel verbundene Geldanlage ablehnten. In jüngerer Zeit gewann der Gedanke mit der Gesetzgebung zur Gleichberechtigung der Schwarzen in den 1960er Jahren und den Umweltschutzkampagnen der 1970er Jahre an Bedeutung. In größerem Umfang wurden Ausschlusskriterien in den 1970er Jahren angewendet, als sich Unternehmen wegen des Apartheid-Regimes in Südafrika weigerten, dort zu investieren.
Auf die globale Ebene gelangte der Nachhaltigkeitsgedanke im Jahr 1987, als die World Commission on Environment and Development der UNO ihren Report „Our Common Future“ veröffentlichten, der die unkontrollierte Ausbeutung natürlicher Rohstoffe anprangerte, damals vor allem in Form exzessiver Abholzung von Wäldern. Dieses Dokument ist besonders bekannt dafür, dass es den Begriff „nachhaltige Entwicklung“ prägte. Dieser war vor allem auf die Schwellenländer gemünzt, die dazu aufgefordert wurden, im Zuge ihres Wirtschaftswachstums die Zerstörung ihrer Umwelt zu vermeiden. Die Vorsitzende der Kommission, Gro Harlem Brundtland, definierte den neuen Begriff wie folgt: „Die Menschheit ist in der Lage, ihre Entwicklung in der Weise nachhaltig zu gestalten, dass sie die Bedürfnisse der Gegenwart stillt, ohne die Möglichkeit zukünftiger Generationen zu beeinträchtigen, ihre Bedürfnisse zu stillen.” (Bericht der World Commission on Environment and Development: ‘Our Common Future’ )
Dreifache Bilanz
Ein weiterer eingängiger Begriff, die „Dreifache Bilanz“, wurde 1995 vom britischen Geschäftsmann John Elkington geprägt. Er sagte, dass jedes Unternehmen auf eine ausgewogene Bilanz in dreifacher Hinsicht achten müsse: in Bezug auf die Menschen, den Planeten und den Gewinn (also nicht nur auf letzteren), da sie gleichermaßen wichtig für das langfristige Gedeihen der Gesellschaft seien. Daraus wurde das ESG-Konzept mit den Aspekten Umwelt, Soziales & Governance entwickelt, das heute das Fundament der meisten Prozesse bei nachhaltigen Investments darstellt. (John Elkington, ‘Enter the triple bottom line’, 2004)
Im darauf folgenden Jahrzehnt fanden der Begriff des „nachhaltigen Investierens“ und das entsprechende Anlagethema allgemeine Verbreitung, als sie erstmals von Anlegern ernstgenommen wurden. Nach einigen Metamorphosen wie „Ethisches Investment“, „Verantwortungsbewusste Anlage“ sowie „Socially Responsible Investing – SRI“ setzte sich „Nachhaltiges Investment“ allgemein als passendster Oberbegriff für die unterschiedlichen Anlagestrategien durch, die ESG-Aspekte berücksichtigen.
Die Globalisierung des Nachhaltigkeitsgedankens erlebte ihre vorläufige Krönung vielleicht mit der Climate Change Conference (COP21) der UN in Paris im Jahr 2015. Sie führte zum Abkommen von Paris, wonach die Welt den Anstieg der globalen Durchschnittstemperatur auf weniger als 2 °C gegenüber dem vorindustriellen Niveau begrenzen soll. Ratifiziert wurde das Abkommen von 174 Ländern am 22. April 2016 – das Datum wird heute von der UNO als „Earth Day“ bezeichnet.
Nachdem nachhaltiges Investieren in der Vergangenheit eher ein Nischenphänomen war, befinden wir uns nun eindeutig an einem Wendepunkt, und es gibt keinen Weg mehr zurück."
Guido Moret, Active Ownership Specialist & Masja Zandbergen, Head of ESG Integration, Robeco