2020 – das Jahr, in dem ESG (endlich) im Mainstream ankam

Noch vor 10-15 Jahren dachten viele nachhaltig Investierende: „Eines Tages kommt ESG im Mainstream an.“ Tatsächlich hat es lange gedauert. "Aber dieses Jahr habe ich den Eindruck, dass die Beachtung von Umwelt-, Sozial- und Unternehmensführungsfaktoren bei der Geldanlage übliche Praxis geworden ist", schreibt Masja Zandbergen-Albers, Head of Sustainability Integration bei Robeco. Robeco | 15.02.2021 16:30 Uhr
Masja Zandbergen-Albers, Head of Sustainability Integration bei Robeco / © Robeco
Masja Zandbergen-Albers, Head of Sustainability Integration bei Robeco / © Robeco
Archiv-Beitrag: Dieser Artikel ist älter als ein Jahr.

Es steht außer Frage, dass etwas gegen Covid-19, den Klimawandel und Ungleichheit getan werden muss – und die Bereitschaft dazu ist vorhanden. Jeder Broker, Assetmanager und Asset-Inhaber, der etwas auf sich hält, beschäftigt (zumindest ein paar) Spezialisten für dieses Thema und berücksichtigt ESG-Faktoren bei sämtlichen Anlageentscheidungen (oder behauptet dies). Im vorigen Satz stehen viele Wörter in Klammern, weil nicht alle denselben Entwicklungsstand haben. Und die tatsächliche Umsetzung könnte weitere Arbeit erfordern. Doch die Grundlagen sind da. Wie ist es Robeco 2020 ergangen? Es gibt drei bemerkenswerte Entwicklungen:

  • Der Gesamtbetrag des nachhaltig verwalteten Vermögens hat sich weiter erhöht.
  • In wirkungsorientierten Strategien verwaltet Robeco inzwischen mehr Vermögen als in auf Nachhaltigkeit fokussierten.
  • Regelmäßige Gespräche mit Kunden haben bestätigt, dass der Klimawandel, die EU-Verordnung über nachhaltigkeitsbezogene Offenlegungspflichten und das diesbezügliche Berichtswesen in den Mittelpunkt gerückt sind. 

In zweifacher Hinsicht bedeutsam: Finanzwesen und Wirkung

Schon seit 10 Jahren verfolgt Robeco das Ziel, das unter ESG integration verwaltete Vermögen zu steigern. Dieses hat im Lauf der Zeit stetig zugenommen und macht inzwischen fast 90 % des gesamten verwalteten Vermögens und 100 % des Vermögens aus, bei dem ESG-Integration möglich ist. Für ausschließlich in Euro-Staatsanleihen investiertes Vermögen, für unter Verwendung von Derivaten aufgebautes Vermögen oder bei Sparkonten ist eine ESG-Integration nicht möglich oder bringt keinen Mehrwert.

Gesamtvermögen mit ESG-Integration in Mrd. Euro. Quelle: Robeco.

Beim mit Abstand größten Teil des von uns verwalteten Vermögens werden also ESG-Kriterien integriert. Das hilft uns, fundiertere Anlageentscheidungen zu treffen. D. h., wir stellen finanziell wesentliche ESG-Aspekte in den Fokus und folgen nur einem finanziellen Ansatz. Wir haben auch spezielle nachhaltige Strategien, wie in der unteren Grafik dargestellt. 

Definition der verschiedenen Arten von Strategien. Quelle: Robeco.

Und wir stellen zunehmend fest, dass unsere Kunden positive Wirkungen erzielen wollen und über finanziell wesentliche Aspekte hinaus auf in sozialer und ökologischer Hinsicht wesentliche Aspekte achten. Die Bekämpfung des Klimawandels und das Erreichen der Ziele für Nachhaltige Entwicklung ((SDGs) sind vielen von ihnen wichtig. Deshalb nimmt das von uns in auf Nachhaltigkeit fokussierten und wirkungsorientierten (themenbezogenen und SDG-konformen) Strategien verwaltete Vermögen rasch zu. Ende 2020 übertraf das in wirkungsorientierten Strategien verwaltete Vermögen zum ersten Mal das in auf Nachhaltigkeit fokussierten Strategien verwaltete. 

Das liegt daran, dass unsere Kunden großes Interesse an unseren wirkungsorientierten Rentenmarktfonds zeigen – ob es nun SDG-konforme Unternehmensanleihestrategien, grüne Rentenfonds oder die neu eingeführten Paris-konformen Rentenmarktstrategien sind. Außerdem interessieren sich unsere Kunden für unsere themenbezogenen Strategien. Anfang 2020 legten wir den RobecoSAM Circular Economy Equities-Fonds auf. Und nach der Ankündigung der Europäischen Kommission, dass sie im Rahmen ihres „Green Deal“ nachhaltig wirtschaftende Unternehmen aktiv unterstützen will, sowie in Erwartung des Regierungswechsels in den USA stellten wir eine starke Zunahme der Nachfrage nach themenbezogenen Produkten fest, die mit innovativen Lösungen in den Sektoren für saubere Energie, Infrastruktur und Transport gegen den Klimawandel vorgehen. Insbesondere der RobecoSAM Smart Energy-Fonds hat das Interesse vieler großer Kunden geweckt und das verwaltete Vermögen auf über 2,3 Mrd. Euro anwachsen lassen.

Zunahme des in auf Nachhaltigkeit fokussierten und wirkungsorientierten Strategien verwalteten Vermögens seit 2017 in Mrd. Euro. Quelle: Robeco.

Wie steht es um die Performance?

Das Jahr 2020 hat viele Herausforderungen sozialer und wirtschaftlicher Art mit sich gebracht. Nachhaltige Fonds und nachhaltige Exchange-Traded Funds (ETFs) erreichten vor allem während des Konjunktureinbruchs eine überdurchschnittliche Performance. Dies war vor allem auf einen größen- und sektorbezogenen Effekt zurückzuführen: Nachhaltige Fonds sind in „alten“, kapitalintensiven Branchen wie Energie weniger und im Technologie- und Gesundheitssektor sowie in innovativeren Branchen, die während der durch Covid-19 ausgelösten Lockdowns profitierten, stärker positioniert. Das kann sich natürlich schnell ändern. 

Allerdings ist nachhaltige Geldanlage eine langfristige Sache. Und die gute Nachricht ist, dass man Analysen von Morningstar zufolge bei nachhaltigen Fonds keine Abstriche bei der Performance machen muss. Tatsächlich haben die meisten nachhaltigen Fonds bei Betrachtung unterschiedlicher Zeiträume von bis zu 10 Jahren eine bessere Performance erreicht als traditionelle Fonds. 

Was unsere eigenen Fonds betrifft, sind die meisten themenorientierten und fundamentalen nachhaltigen Strategien sehr gut gelaufen. Bei fundamentalen Strategien ist es schwieriger, den auf die ESG-Integration entfallenden Performance-Anteil zu berechnen. Unser Emerging-Markets-Team hat aber festgestellt, dass die ESG-Integration dem Emerging Sustainable Stars-Fonds eine Zusatzrendite von 82 Basispunkten eingebracht hat. Zudem haben die Ausschlussrichtlinien dieses Fonds zu einer Zusatzrendite von 173 Basispunkten geführt – hauptsächlich durch den Ausschluss von Kohle, Öl und Gas fördernden Unternehmen. Der Ausschluss der Tabakindustrie trug ebenfalls positiv zur Performance bei.1  

Für unsere fundamentale globale Aktienstrategie wies dieselbe Performance-Beitragsanalyse (die wir jetzt seit drei Jahren durchführen) erneut auf einen positiven Performance-Beitrag der ESG-Integration hin, der sich im Betrachtungszeitraum auf ein Alpha von durchschnittlich ca. 20 % belief. Die Auswirkung der ESG-Integration ist bei den Investmentfällen im Research-Universum unseres China-Teams erheblich. In 2020 kam in 93 % der Fälle eine Länderprämie hinzu, und die ESG-Analyse wirkt sich in 76 % der Fälle auf einen der Bewertungsfaktoren (Wachstum, Gewinnmargen, Kapitalkosten) aus.

Wie sieht es mit wirkungsorientierten Strategien aus?

In 2020 hat Robeco seinen Nachhaltigkeitsansatz und sein Angebot für Kunden weiterentwickelt und weitere Innovationen eingeführt. Dass wir als Anteilseigner aktiv Einfluss auf Unternehmen ausüben, was schon seit über 15 Jahren ein wichtiger Bestandteil unseres Nachhaltigkeitsansatzes ist, hat sich bezahlt gemacht. Die meisten unserer Themen für die Interaktion mit Unternehmen laufen drei Jahre. Letztes Jahr hatten wir 941 Interaktionen mit 222 Unternehmen. Davon konnten wir 67 % erfolgreich abschließen. 

Zum Beispiel brachten wir unsere Interaktion mit neun Autoherstellern in den USA und Europa mit einer Erfolgsquote von 66 % zum Abschluss. Ziel war es dabei, diese Unternehmen dazu zu bewegen, Innovationen für ein CO2-armes zukünftiges Verkehrswesen voranzutreiben, für effektives Qualitätsmanagement und einwandfreie Produktqualität sowie für mehr Transparenz in Bezug auf Lobbyismus zu sorgen. Die Fälle wurden erfolgreich abgeschlossen, wenn die meisten dieser Ziele erreicht waren. Über die Ergebnisse unserer Interaktion mit Unternehmen und Stimmrechtsausübung berichten wir in jedem Quartal auf unserer Website.

Die CO2-Intensität2 unserer Investmentstrategien ist in 2020 zurückgegangen. Unser Spezialist für Klimadaten hat an der Entwicklung eines Tools gearbeitet, das die CO2-Emissionen für sämtliche Bereiche für alle unsere Strategien zeigt. Dieses Tool macht deutlich, dass die CO2-Emissionen unserer Fonds-Palette für alle Datenanbieter und bei fast allen Kennzahlen zurückgegangen sind. Dies wurde (wie bereits erwähnt) zum Teil durch die Marktentwicklung beeinflusst, die dazu führte, dass die Aktien CO2-intensiver Unternehmen der „Old Economy“ hinter Wachstumsaktien zurückgeblieben sind. Zum Teil lag es aber auch daran, dass unsere großen quantitativen Anlagestrategien den CO2-Fußabdruck aufgrund ihrer Anstrengungen zur ESG-Integration verkleinert haben. Da Robeco angekündigt hat, bis 2050 für sein gesamtes verwaltetes Vermögen Klimaneutralität erreichen zu wollen, ist dies ein Trend, der sich in Zukunft fortsetzen wird.

Und schließlich entwickeln wir für unsere themenbezogenen Strategien, die Teil unserer wirkungsorientierten Fonds-Palette sind, Wirkungsindikatoren, um ESG-Performance-Beiträge zu messen. Zum Beispiel haben in der RobecoSAM Smart Energy-Strategie3 investierte Kunden geholfen, 109 Gigawattstunden erneuerbarer Energie zu erzeugen und 70.170 Tonnen CO2-Emissionen zu vermeiden. Das ist so viel, wie wenn jedes Jahr 26.000 Pkw aus dem Verkehr genommen würden. Zu bedenken ist allerdings, dass die Messung von Wirkungen keine exakte Wissenschaft ist und auf vielen Annahmen beruht. Mehr können Sie darüber in unserem Magazin SIX. und in den Monatsberichten der Portfoliomanager unserer themenbezogenen Strategien lesen.

Was beschäftigt unsere Kunden?

Ende 2020 und Anfang 2021 hielten wir mit 10 globalen Kunden mehrere Feedback-Sitzungen ab und sprachen mit institutionellen Investoren und Vertriebspartnern. ESG steht fest auf der Agenda der Vorstände unserer Kunden. Es ist klar, dass ESG inzwischen im Mainstream angekommen ist; denn die meisten unserer Kunden haben mittlerweile einen speziellen Ausschuss für Nachhaltigkeit/ESG eingerichtet, der operative Verantwortung für die Umsetzung von ESG-Richtlinien trägt, während die letztendliche Verantwortung für die Festlegung von Richtlinien und die Beaufsichtigung weiterhin auf Vorstandsebene liegt.

Die Verwendung von Ausschlüssen/negativem Screening, um keinen Schaden anzurichten, ist allgemein anerkannt, und neben regulierungsbedingten Ausschlüssen bspw. von Herstellern umstrittener Waffen haben viele unserer Kunden inzwischen auch wertbezogene Kategorien wie Tabak und Kraftwerkskohle auf ihre Ausschlusslisten gesetzt. Die Verwendung finanziell wesentlicher Umwelt-, Sozial- und Unternehmensführungskriterien ist mittlerweile übliche Praxis, und viele unserer Kunden wollen jetzt über die bloße Einbeziehung relevanter, nicht finanzieller ESG-Informationen in den Investment-Due-Diligence-Prozess hinausgehen und stellen für die Portfolio-Zusammensetzung zunehmend höhere Anforderungen mit Blick auf Nachhaltigkeitskennzahlen. 

Weil es kaum Möglichkeiten für eine „pure“ Positionierung in „Anbietern von ESG-Lösungen“ gibt, beschränkt sich wirkungsorientiertes Investieren für viele unserer Kunden auf relativ kleine, spezialisierte Strategien (häufig im Private-Equity-Segment). Dennoch suchen immer mehr Kunden nach Möglichkeiten, wirkungsorientiertes Investieren in den Mittelpunkt ihrer Portfolios zu stellen. Zu diesem Zweck prüfen sie, wie eine Positionierung in den 17 SDGs (oder zumindest einigen davon) in ihre vorhandenen Anlagestrategien integriert werden könnte.

Für die nächsten Jahre lassen sich die zentralen ESG-Ambitionen in den folgenden drei Punkten zusammenfassen:

  1. Klimawandel: durch Verkleinerung des CO2-Fußabdrucks zur Abschwächung der negativen Folgen des Klimawandels beitragen. Einige unserer Kunden haben sich ausdrücklich zur Klimaneutralität bis 2050 verpflichtet und damit begonnen, Paris-konforme Pfade für ihre CO2-Emissionen zu konzipieren.
  2. Weitere Förderung der ESG-Integration durch Verschärfung der Anforderungen an die Einbeziehung finanziell wesentlicher ESG-Kriterien in Anlagestrategien. Viele Kunden haben darauf hingewiesen, dass sie einheitlichere ESG-Daten von höherer Qualität benötigen, um ihre Portfolios zuverlässiger überwachen zu können.
  3. Die Kunden gehen zunehmend zu wirkungsorientiertem Investieren über, indem sie neben akzeptablen Renditen gesellschaftlichen Nutzen anstreben. Dabei bieten die 17 SDGs einen nützlichen Rahmen, damit sie ihre diesbezüglichen Ziele mit potenziellen Anlagelösungen in Einklang bringen können. Auch wenn der Klimawandel mit Abstand höchste Priorität genießt, hat die Covid-19-Krise auch soziale Fragen wie Arbeitnehmerrechte und Chancengleichheit mehr ins Blickfeld gerückt.

Masja Zandbergen-Albers, Head of Sustainability Integration bei Robeco  

1Die Zahlen beziehen sich auf einen Zeitraum von einem Jahr seit Auflegung des Fonds im September 2019. Bei der Methode für die Berechnung des Performance-Beitrags der ESG-Integration handelt es sich eher um eine Kunst als um eine Wissenschaft. Wohl wissend, wie schwierig diese Aufgabe ist, haben wir uns für einen sehr einfachen Ansatz entschieden. Wir haben versucht, die Bewertungswirkung von ESG auf unsere Investmentfälle und den Performance-Beitrag des Ausschlusses umstrittener Unternehmen zu quantifizieren.
2CO2-Emissionen Bereich 1 und 2, geteilt durch Umsatzerlöse.
3https://www.robeco.com/docm/pmup-smart-energy-general.pdf

Performanceergebnisse der Vergangenheit lassen keine Rückschlüsse auf die zukünftige Entwicklung eines Investmentfonds oder Wertpapiers zu. Wert und Rendite einer Anlage in Fonds oder Wertpapieren können steigen oder fallen. Anleger können gegebenenfalls nur weniger als das investierte Kapital ausgezahlt bekommen. Auch Währungsschwankungen können das Investment beeinflussen. Beachten Sie die Vorschriften für Werbung und Angebot von Anteilen im InvFG 2011 §128 ff. Die Informationen auf www.e-fundresearch.com repräsentieren keine Empfehlungen für den Kauf, Verkauf oder das Halten von Wertpapieren, Fonds oder sonstigen Vermögensgegenständen. Die Informationen des Internetauftritts der e-fundresearch.com AG wurden sorgfältig erstellt. Dennoch kann es zu unbeabsichtigt fehlerhaften Darstellungen kommen. Eine Haftung oder Garantie für die Aktualität, Richtigkeit und Vollständigkeit der zur Verfügung gestellten Informationen kann daher nicht übernommen werden. Gleiches gilt auch für alle anderen Websites, auf die mittels Hyperlink verwiesen wird. Die e-fundresearch.com AG lehnt jegliche Haftung für unmittelbare, konkrete oder sonstige Schäden ab, die im Zusammenhang mit den angebotenen oder sonstigen verfügbaren Informationen entstehen. Das NewsCenter ist eine kostenpflichtige Sonderwerbeform der e-fundresearch.com AG für Asset Management Unternehmen. Copyright und ausschließliche inhaltliche Verantwortung liegt beim Asset Management Unternehmen als Nutzer der NewsCenter Sonderwerbeform. Alle NewsCenter Meldungen stellen Presseinformationen oder Marketingmitteilungen dar.
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