Was müssen Autohersteller tun, um den Übergang zur Elektrifizierung zu überleben?

Regulierung, sich ändernde Präferenzen der Verbraucher und neue Marktteilnehmer erhöhen den Druck. Robeco | 12.07.2021 10:30 Uhr
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Der Technologiewandel ist im Gange

Die Automobilindustrie ist auf dem Weg in eine elektrifizierte Zukunft.  Sie ist klar darauf fokussiert, die CO2-Emissionen ihrer Fahrzeugmodelle durch effizientere Verbrennungsmotoren und vor allen Dingen durch hybride und rein elektrische Fahrzeuge zu verringern. Überdies machen die Autohersteller zunehmend ihre Klimastrategien öffentlich, die im Allgemeinen Absatzziele für Elektrofahrzeuge, den vollständigen Abbau von Auspuffgasen und die Verringerung von CO2-Emissionen oder sogar CO2-Neutralität beinhalten. 

Der Übergang zu Elektrofahrzeugen verlangt von Autoherstellern beträchtliche Investitionen zur Finanzierung von Forschung und Entwicklung sowie den Aufbau von Produktionskapazitäten auf Basis neuer Technologien. Diese Investitionen sind entscheidend, damit Autohersteller ihre ehrgeizigen Ziele erreichen können, wofür sie deutlich mehr Elektrofahrzeuge verkaufen müssen. 

Der mehrere Jahrzehnte dauernde Übergang hat begonnen, was durch die Zahl erfolgreicher reiner Elektrofahrzeuge belegt wird, die bereits auf unseren Straßen unterwegs sind. Nach unserer Überzeugung ist die Fähigkeit eines Autoherstellers, den Übergang in eine elektrifizierte Zukunft zu schaffen, aus zweierlei Gründen bedeutsam: Im weltweiten Maßstab tragen sie damit zum Abbau von CO2-Emissionen bei. Und aus der Perspektive der Autoindustrie ist diese Fähigkeit ein entscheidender Faktor für das wirtschaftliche Überleben der betreffenden Unternehmen und dafür, dass Branchenführer ihre Position in der nächsten automobilen Ära aufrechterhalten können. Als Anleiheinvestoren suchen wir bei Emittenten aktiv nach diesen Eigenschaften und sind bestrebt, in Unternehmen zu investieren, die überleben und diesen Übergang erfolgreich meistern werden.

Starke Anreize für innovative Veränderungen

Nach unserer Überzeugung sind die zunehmend strengen Regulierungsobergrenzen für CO2- und Stickstoffoxidemissionen ein wichtiger Katalysator für den Technologiewandel. Regulierungsbehörden auf der ganzen Welt haben für Neufahrzeuge klare und strenge Emissionsobergrenzen festgelegt. 

Europäische Regulierungsbehörden setzen hier globale Standards; denn ihre Vorschriften enthalten nicht nur strenge Emissionsvorgaben, sondern sehen auch Strafen für Autohersteller vor, die diese nicht einhalten. Diese Strafen sind für Autohersteller ein wichtiger Anreiz, Ressourcen für Forschung und Entwicklung sowie Investitionen bereitzustellen. 

Die Fähigkeit, ihre Gewinnmargen aufrechtzuerhalten, variiert von Autohersteller zu Autohersteller beträchtlich. Generell wird sich die Umstellung auf den Verkauf von Elektrofahrzeugen zunächst negativ auf die Margen auswirken, da es bei diesen Fahrzeugen noch keine ausreichenden Skaleneffekte gibt und sie folglich geringere Margen erzielen als Autos mit Verbrennungsmotor. Für Autohersteller ist es deshalb überlebenswichtig, bei der Produktion von Elektrofahrzeugen möglichst bald eine entsprechende Größenordnung zu erreichen, um insgesamt weiter Gewinne zu erwirtschaften. 

Grafik 1 | CO2-Emissionen von Pkws auf Basis des Neuen europäischen Fahrzyklus (NEFZ)

Quelle: The International Council on Clean Transportation; Stand der Daten: Mai 2020.

Die gute Nachricht ist, dass Verbraucher zunehmend Elektrofahrzeuge nachfragen. Viele häufig gegen den Kauf von Elektrofahrzeugen vorgebrachte Argumente wie höhere Anschaffungskosten, begrenzte Reichweite und unzureichende Ladeinfrastruktur verlieren an Stichhaltigkeit. Man geht davon, dass sich die Herstellungskosten von Fahrzeugen mit Verbrennungsmotor und von Elektrofahrzeugen in den nächsten Jahren angleichen werden. Die Reichweite von Elektrofahrzeugen wird im Zuge der Produktweiterentwicklung erhöht, und die Ladeinfrastruktur wird weiter ausgebaut. Sogar bei Pick-ups, einem Fahrzeugsegment, von dem viele angenommen hatten, dass es als eines der letzten den Übergang schaffen wird, werden in den USA etliche Elektromodelle auf den Markt gebracht.

Covid-19 beschleunigt den Trend zur Elektrifizierung

Bestimmte, Anfang 2020 durch die entstehende Covid-19-Pandemie ausgelöste Entwicklungen sind sehr günstig für die Elektrifizierung der Automobilindustrie. Regierungen und nationale Regulierungsbehörden haben attraktive Anreize für Verbraucher gesetzt und Subventionen für die Hersteller auf den Weg gebracht, um die finanziellen Folgen der Pandemie für die Automobilindustrie abzufedern. Diese Anreize und Subventionen konzentrieren sich auf Elektroautos der Unter- und Mittelklasse, und zwar sowohl auf reine Elektro- als auch auf Plug-in-Hybridmodelle. Außerdem haben Regierungen für die Stilllegung von Fahrzeugen mit hohem Schadstoffausstoß, die kurz vor dem Ende ihres Produktlebenszyklus stehen, Prämien angeboten.  

Mit Fortschreiten der Pandemie wirkten sich der Trend, öffentliche Transportmittel zu meiden und statt dessen auf Individualverkehr zu setzen, und die unerwartet rasche Erholung der Weltwirtschaft positiv auf den Neuwagenverkauf aus. Infolgedessen haben sich die Fahrzeugproduktionszahlen schneller erholt als erwartet. Hinzu kommt, dass die Verbraucher mehr emissionsarme Fahrzeuge kaufen als zunächst vorhergesehen. Uns ist bewusst, dass die derzeitigen Lieferengpässe bei Halbleitern die Pkw-Produktion vorübergehend begrenzen.

Folgen für etablierte Autohersteller

Der Markt für Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor wird zwangsläufig schrumpfen, während Elektrofahrzeuge weitere Verbreitung finden. Je nachdem, wie schnell sich Wechsel zu Elektrofahrzeugen erfolgt, könnten am Markt für Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor erhebliche Produktionsüberkapazitäten entstehen, was auf die Gewinnmargen drücken und zu außerplanmäßigen Abschreibungen sowie teuren Werksschließungen führen würde. Eine zu langsame Abkehr von Fahrzeugen mit Verbrennungsmotor kann auch bedeuten, dass Hersteller unnötigerweise für ein rückläufiges Geschäft Ressourcen einsetzen, die bei Verwendung für die Elektrifizierung wesentliche höhere Renditen einbringen könnten.

Folgen für Investments: Der Wettlauf hat begonnen

Weil sich der Wechsel zur Elektrifizierung merklich auf die Bonität eines Unternehmens auswirken könnte, ist er zu einem wichtigen Bestandteil unserer Fundamentalanalysen ovon Autoherstellern geworden. 

Ein wichtiges Element dieser Analysen ist unsere Einschätzung zur Produktstrategie für Elektrofahrzeuge. Dabei geben wir reinen Elektrofahrzeugen den Vorzug für Hybridfahrzeugen, da Erstere eher zum Emissionsabbau beitragen können und davon profitieren, dass es sich um relativ einfache Produkte handelt. Hybridfahrzeuge benötigen dagegen zwei Antriebssysteme, nämlich einen Verbrennungs- und einen Elektromotor. Ferner bevorzugen wir Autohersteller mit einer universellen modularen Plattform, die für viele verschiedene Modelle genutzt werden kann und so höhere Skalenerträge und folglich höhere Margen ermöglicht. 

Ein weiterer Aspekt, den wir berücksichtigen, ist die voraussichtliche Entwicklung des Marktanteils von Autoherstellern bei Elektrofahrzeugen. Im Idealfall hat ein Autohersteller seine Produktion frühzeitig auf Elektrofahrzeuge umgestellt und den Großteil der Forschungs- und Entwicklungskosten sowie der Investitionen bereits bestritten. Andernfalls sehen wir uns den Umfang der Investitions-, Forschungs- und Entwicklungsvorhaben an. Wir würden bspw. beurteilen, ob die Aufwendungen genügen, um die gesetzten Ziele zu erreichen, und wie das betreffende Unternehmen diese Aufwendungen finanzieren könnte.

Daniel de Koning & Roel Ewalds, Credit Analysten bei Robeco

1Dieser Artikel basiert auf einem etwas längeren Beitrag mit demselben Titel.

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