Engagement für eine Verbesserung der Arbeitsbedingungen in der Welt nach Covid-19

Ein neues Programm zur Einflussnahme soll zur Stärkung der Arbeitnehmerrechte und Verbesserung schlechter Arbeitsbedingungen beitragen, die Covid-19 verdeutlicht hat. Robeco | 02.08.2021 16:00 Uhr
© Photo by Paolo Feser on Unsplash
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Das Active Ownership-Team von Robeco hat Gespräche mit acht Unternehmen in den Sektoren Einzelhandel und Gastgewerbe sowie der allgemeinen „Gig-Economy“ in Europa, Nordamerika und Asien aufgenommen. 

In der Gig-Economy haben Arbeitnehmer keinen festen Arbeitsvertrag, der ihnen bestimmte Rechte sichert, z. B auf Urlaub oder Krankenversicherung. Dieser Wirtschaftsbereich ist in der Pandemie massiv gewachsen. Er umfasst Arbeitsnehmer wie Fahrer von Lieferdiensten, die kein festes Gehalt sondern einen Stundenlohn erhalten.

„Covid-19 hat Verhaltensänderungen bei Verbrauchern und Unternehmen verstärkt, die zu der größten Umwälzung in arbeitsintensiven Sektoren führen“, erläutert die Engagement-Spezialistin Laura Bosch. „Mit unserer systematischen Einflussnahme wollen wir Unternehmen in den Sektoren Einzelhandel, Gastgewerbe und Gig-Economy dazu anhalten, verlässliche Beschäftigungspraktiken und Strategien der Personalverwaltung aufrecht zu erhalten.“

Die Prioritäten des Teams werden auf der Identifizierung fairer Arbeitsbedingungen und Arbeitnehmerrechte liegen, wie z. B. bei der Aushandlung von Sozialleistungen, Gehältern und bei Leistungen im Bereich der Sicherheit am Arbeitsplatz. Sie achten außerdem auf gute Strategien im Personalmanagement, einschließlich Vielfalt und Inklusion, Humankapitalentwicklung und Mitarbeitermotivation. 

Beim Engagement wird auf den allgemeinen Transparenzgrad von Unternehmen bei der Meldung von Problemen und in den etablierten Governance-Strukturen für den Umgang mit Problemen eingegangen, die für ausreichende Absicherung und Rechenschaftspflichten der Unternehmensführung sorgen. 

Sechs Zielsetzungen

Viele dieser Probleme gab es zwar auch schon vor der Pandemie, sie haben sich allerdings verschärft, als die Menschen zur Arbeit aus dem häuslichen Umfeld, zur Umstellung auf Online-Shopping und auf die Nutzung von Lieferdiensten bei der Ernährung unter Lockdown-Bedingungen gezwungen waren. Daraus hat das Team die sechs in der folgenden Grafik dargestellten Zielsetzungen für das Engagement abgeleitet, die es verfolgen will: 

„Covid-19 hat die Arbeitsbedingungen in arbeitsintensiven Sektoren in den Fokus gebracht“, meint Laura Bosch. „Einerseits sind Sektoren wie E-Commerce und Online-Essenslieferdienste zwei- bis fünfmal schneller gewachsen als vor der Pandemie. Der Nachfrageboom hat die kontroversen Arbeitsverträge, die für die Gig-Economy bei Essenslieferdiensten typisch sind, in den Mittelpunkt gerückt und das Scheinwerferlicht auf den extremem Druck am Arbeitsplatz im Lebensmitteleinzelhandel und bei E-Commerce-Unternehmen gerichtet.“

„Am anderen Ende des Spektrums ist die Hotelbranche aufgrund der Reisebeschränkungen, die während der Pandemie verhängt wurden, in eine Geschäftskrise geraten. Sporadische Nachfrageschübe und eine eilige Anwerbung und Freistellung von Personal waren zwar schon immer Bestandteil des Hotelgewerbes, die Covid-19-Pandemie hat diese vorher verborgenen Probleme aber noch verstärkt, als Arbeitnehmer sich schwer taten, sich ein Einkommen zu sichern, als die Hotels geschlossen blieben.“

„Der wachsende soziale Druck, aufsichtsrechtliche Änderungen und der Trend zu immer mehr Automatisierung haben die Aufmerksamkeit der Investoren erregt. Unzulängliches Personalmanagement kann Unternehmen nicht nur rechtlichen, operativen und reputationsbezogenen Risiken aussetzen, eine Änderung in diesem Bereich kann Unternehmen auch einen stärkeren Wettbewerbsvorteil in der Welt nach Covid-19 verschaffen.“

Wesentlich auf zwei Ebenen

Laura Bosch meint, dass schwache Beschäftigungspraktiken „auf zwei Ebenen wesentlich“ für Investoren sind. „Bei der systemischen Betrachtung konzentrieren wir uns auf die Auswirkungen der Aktivitäten eines Unternehmens auf die Umwelt und soziales Wohlergehen, die Einfluss auf die Realwirtschaft und in der Folge auf die Finanzmärkte haben können“, erläutert sie. „Auf geschäftlicher Ebene untersuchen wir derweil die Auswirkungen, die ökologische und soziale Themen über die Veränderung von Werttreibern auf die Bewertung eines Unternehmens haben können.“

Die Auswirkungen von Covid-19 auf die Märkte sind nicht gering. Abgesehen von der weltweiten Unterbrechung des Handels und des normalen Lebens schätzt die Internationale Arbeitsorganisation ILO, dass auf dem Höhepunkt der Pandemie 144 Millionen Arbeitsplätze verloren gingen. 

Das globale Arbeitseinkommen sank 2020 im Vergleich zu 2019 um 8,3 %, und die meisten Arbeitsplatzverluste betrafen gefährdete Arbeitnehmer, die es sich nicht leisten konnten, ihren Lebensunterhalt ganz oder teilweise zu verlieren.

Globale Beschäftigung (in Milliarden) und Arbeitsplatzverluste (in Millionen) während der Pandemie. Quelle: International Labor Organization: „COVID-19 and the world of work.“ Siebte Ausgabe, 2021.

„Die Verwerfungen auf dem Arbeitsmarkt im Jahr 2020 übertrafen die Auswirkungen der globalen Finanzkrise von 2009 bei weitem“, meint Laura Bosch. „Covid-19 hat hervorgehoben, wie wichtig die soziale Legitimierung von Unternehmen angesichts der Verletzlichkeit und des prekären Beschäftigungsstatus mancher Arbeitnehmer ist. Im Rahmen der Pandemie wurde der allgemeine Mangel an angemessenen Maßnahmen für den Schutz der Arbeitnehmer und ihrer Rechte in Notzeiten deutlich.“

Die Gig-Economy im Fokus

„In Bezug auf die Gig-Economy, in der flexible, zeitlich begrenzte Jobs oder Aufträge für Freiberufler über Online-Plattformen vermittelt werden, hat Covid-19 die Schwächen des aktuellen Systems hervorgehoben. Während der Pandemie kam es zu einem starken Anstieg der Nachfrage bei Apps für Essenslieferdienste, der ihren Umsatz fast verdoppelte und zu einem erhöhten Bedarf an Gig-Beschäftigten führte.“

„Viele dieser Gig-Lieferdienstleister sind aufgrund der geringen Ausstattung mit Schutzausrüstung besonders hohen Risiken für Gesundheit und Sicherheit am Arbeitsplatz ausgesetzt, während sie nur minimalen Zugang zu bezahlten Krankheitstagen und medizinischer Versorgung haben.“

„Das Problem mit der Gig-Economy besteht darin, dass viele Arbeitnehmer dringend ein Einkommen benötigen, um ihre Familien zu versorgen, und deshalb niedrige Gehälter und schlechte Arbeitsbedingungen akzeptieren.“

„Bei unserem Engagement konzentrieren wir uns deshalb auf den Schutz der Arbeitnehmerrechte und der Wahrung angemessener Arbeitsbedingungen in arbeitsintensiven Sektoren, wobei wir die Sektoren in den Fokus nehmen, bei denen es im Rahmen der Pandemie zu massiven betrieblichen Verwerfungen gekommen ist.“ 

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