Robeco: Nachhaltigkeit von Ländern wird durch Covid-19 sichtbar beeinträchtigt

Covid-19 hat Fortschritte in vielen Bereichen der menschlichen Entwicklung rückgängig gemacht. Zu diesem Ergebnis kommt Robeco in seinem aktuellen Länder-Nachhaltigkeitsranking ( Country Sustainability Ranking – CSR). Robeco | 27.08.2021 16:37 Uhr
© Foto von Piyapong Sayduang von Pexels
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Archiv-Beitrag: Dieser Artikel ist älter als ein Jahr.

In aller Kürze

  • Die Pandemie zeigt, wie wichtig Nachhaltigkeit für die Handlungsfähigkeit von Ländern ist.
  • Unter Führung Schwedens belegen die Nordischen Länder in dem halbjährlichen Ranking erneut die vorderen Plätze.
  • Zwei Länder finden wegen Gegenwind für ihre Klimaschutzpolitik besondere Erwähnung.

Der halbjährliche Bericht zeigt, dass es in einigen Ländern in Bezug auf Umwelt, Soziales und Unternehmensführung (ESG) Rückschritte gegeben hat, während die Pandemie in Volkswirtschaften gewütet und deren Fähigkeit, die menschlichen und wirtschaftlichen Folgen massenhafter Infektionen zu bewältigen, enorm beeinträchtigt hat.

In dem Bericht wird auch erklärt, wie zu dem in Bezug auf Nachhaltigkeit in Europa bestehenden Nord-Süd-Gefälle, auf das in dem Bericht vom Januar 2021 hingewiesen wurde, infolge der Pandemie auch ein Ost-West-Gefälle hinzugekommen ist. Die wohlhabendsten Länder in Nord- und Westeuropa belegen nach wie vor höhere Plätze als die im Süden und Osten des Kontinents. Am schlechtesten schneiden in Europa die Balkanländer ab.

Schweden verteidigt Platz 1

Die Nordischen Länder belegen in dem Ranking weiterhin die vorderen Plätze. An der Spitze liegt Schweden, das in der 21-jährigen Geschichte des CSR beständig als nachhaltigstes Land der Welt genannt wurde. Es folgen Finnland, Norwegen, Dänemark und Island.

Mit Platz 7 steht Neuseeland an der Spitze der außereuropäischen Länder. Von den 23 Industrienationen unter den 150 untersuchten Ländern gehören 20 in Bezug auf ESG-Kriterien zur obersten Gruppe, wobei Griechenland, Italien und Spanien als Ausreißer in der mittleren Gruppe landen.

Von den 127 untersuchten Schwellen- und Entwicklungsländern schafften es nur neun in die zweithöchste Kategorie, angeführt von Singapur. Am Ende des Rankings sind die „üblichen Verdächtigen“ zu finden, nämlich afrikanische Länder, in denen Krieg herrscht. Die letzten Plätze belegen der Sudan, die Zentralafrikanische Republik und der Jemen. Südafrika (97), Indien (114), Ägypten (115), Nigeria (139) und Pakistan (144) sind die Länder mit den niedrigsten Rangplätzen, in denen es möglich ist, Kapital anzulegen.

Die Länder am oberen und unteren Ende des CSR. Quelle: Robeco.

Das Ausmaß der Folgen von Covid-19

„Die Covid-19-Pandemie wütet immer noch in vielen Teilen der Welt, und es wird einige Zeit dauern, bis das Ausmaß ihrer Auswirkungen vollständig sichtbar wird“, sagt Max Schieler, Länderexperte für nachhaltiges Investieren und Verfasser der Studie. „Schon jetzt ist offenbar, dass die Pandemie in vielen Bereichen gravierende Folgen hatte und jahrelange Fortschritte bei der Armutsbekämpfung und in anderen Bereichen der menschlichen Entwicklung dadurch rückgängig gemacht wurden.“

„Sie hat einige seit langem bestehende Bruchlinien wie extreme Ungleichheit, Ungleichbehandlung im Gesundheits- und Bildungswesen sowie bei der Sozialfürsorge und schwelende soziale und politische Spannungen offenbar gemacht und verschlimmert. Während hochentwickelte Länder die schweren wirtschaftlichen Folgen durch massive staatliche Unterstützung und geldpolitische Maßnahmen abfedern konnten, verfügten weniger entwickelte Länder nicht über die finanziellen Mittel, um ihre Bürger in gleicher Weise vor wirtschaftlicher Not zu schützen.“

„Infolgedessen hat sich auf breiter Front Unzufriedenheit bemerkbar gemacht, und eine Welle sozialer Unruhen hat viele Länder weltweit erfasst – von Brasilien über Chile und Kolumbien bis nach Südafrika, um nur einige zu nennen. Angesichts der fortgesetzten, durch Covid-19 verursachten humanitären und wirtschaftlichen Belastungen, zunehmender Ungleichheit und schwindenden gesellschaftlichen Zusammenhalts ist es recht wahrscheinlich, dass soziale Unruhen und politische Unsicherheit anhalten werden – mit entsprechenden Folgen für die Wirtschaft und Nachhaltigkeit einzelner Länder.“

Rückschläge bei der Bekämpfung des Klimawandels

Eine willkommene Begleiterscheinung der Pandemie ist der Rückgang der weltweiten, durch Energieverbrauch verursachten CO2-Emissionen um 5,8 % – laut Weltenergieagentur der größte prozentuale Rückgang seit dem Zweiten Weltkrieg. Allerdings erweist es sich immer noch als schwierig, Regierungen zur Umsetzung des zur Erfüllung des Pariser Abkommens erforderlichen Emissionsabbaus zu bewegen, wie zwei Sonderberichte über die Schweiz und Australien deutlich machen.

„Die Schweizer Klimaschutzpolitik hat einen schweren Rückschlag erlitten, als in einer Volksabstimmung am 13. Juni eine knappe Mehrheit von 51,6 % der Wähler ein vorgeschlagenes CO2-Gesetz abgelehnt hat“, macht Schieler deutlich. „Dieses Gesetz sah nach dem Verursacherprinzip verschiedene Maßnahmen vor, darunter höhere Steuern auf Benzin und Diesel sowie Flugtickets. Diese Niederlage ist auf das Zusammenwirken verschiedener Faktoren wie Desinformation und Angst vor steigenden Lebenshaltungskosten zurückzuführen und fällt in eine Zeit, in der die Menschen bereits durch Covid-19 belastet sind.“

Australien scheint hingegen die extremen Wetterereignisse wie Buschbrände, Dürren und Überschwemmungen zu ignorieren, die das Land in den letzten Jahren heimgesucht haben. „Die Wirtschaft ist in hohem Maße von ffossilen Brennstoffen abhängig, und Australien gehört zu den größten Kohle-Exporteuren der Welt, was die fehlende Bereitschaft der Regierung, spürbarere Maßnahmen zu ergreifen, erklären mag“, meint Schieler.

„Die Kosten des Untätigbleibens dürften allerdings in den nächsten Jahren steigen. Nach einem vor kurzem vom Klimarat veröffentlichten Bericht haben sich die durch extreme Wetterereignisse verursachten Kosten seit den 1970er Jahren mehr als verdoppelt und in den letzten zehn Jahren auf 35 Mrd. Australische Dollar summiert. Bis 2038 könnten diese Kosten sogar auf 100 Mrd. Australische Dollar pro Jahr anschwellen.“

Das China-Syndrom

Länder und Hoheitsgebiete bewegen sich auf den Ranglisten nach oben oder unten, je nachdem, wie gut sie in Bezug auf die ESG-Faktoren abschneiden, die Gegenstand der Untersuchung sind. Hongkong hat im letzten Jahr und in den letzten drei Jahren die meisten Plätze eingebüßt, was auf Chinas zunehmende Einmischung in Hongkongs Angelegenheiten und die Umsetzung des „Gesetzes zur nationalen Sicherheit“ zurückzuführen ist. Am stärksten verbessert hat sich in beiden Zeiträumen Griechenland, das weiter von den nach der Finanzkrise von 2009 eingeleiteten Reformen profitiert.

Die Länder, die sich im letzten Jahr und in den letzten drei Jahren in Nachhaltigkeitsrankings am meisten verbessert bzw. verschlechtert haben. Quelle: Robeco.

Zu den Gewinnern gehört etwas überraschend auch Saudi-Arabien nach der Anhebung des Renteneintrittsalters für Frauen, die sich positiv auf die Gleichbehandlung der Geschlechter und auf Altersindikatoren ausgewirkt hat, und nach anderen, kleineren Reformen, die das alltägliche Leben betreffen. „Dies sollte aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass es in dem Land nach wie vor gravierende Defizite in puncto Gleichbehandlung, persönliche Freiheiten und Menschenrechte gibt“, betont Schieler.

Eine bemerkenswerte Anomalie sind die USA, deren in der Amtszeit von Präsident Trump dauerhaft enttäuschende Nachhaltigkeitsbilanz dazu geführt hat, dass sie nicht mehr unter den ersten 20 Ländern zu finden sind. Von Platz 18 zu Beginn der Trump-Administration sind die USA auf Platz 21 gefallen, wobei sich die Bilanz in allen drei ESG-Kategorien verschlechtert hat.

„Nach dem Amtsantritt von Präsident Biden im Januar und dem Richtungswechsel in verschiedenen Politikbereichen – darunter der Wiederbeitritt zum Pariser Abkommen – besteht dennoch die begründete Aussicht, dass die USA nicht weiter abrutschen oder sich im Lauf der Zeit sogar wieder verbessern werden“, meint Schieler.

Max Schieler, Senior Country Risk Specialist at RobecoSAM

Lesen Sie hier den vollständigen Bericht.

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