Robeco-Analyse: Verbreitung von Elektroautos beschleunigt sich angesichts sinkender Kosten

Interne Analysen bestätigen, dass Elektroautos einen kritischen Wendepunkt erreicht haben. In vielen Ländern sind die Gesamtkosten (Total Cost of Ownership) mittlerweile niedriger als die von Verbrennerautos. Zudem macht der jüngste Anstieg der Energiepreise Elektroautos noch attraktiver. Robeco | 14.04.2022 14:05 Uhr
© Photo by Red Dot on Unsplash
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Archiv-Beitrag: Dieser Artikel ist älter als ein Jahr.

Der Ersatz von Autos mit Verbrennungsmotor durch Elektrofahrzeuge ist ein entscheidendes Element bei der Dekarbonisierung des Transportsektors zwecks Erreichung des Ziels von netto null CO2-Emissionen bis 2050. Allerdings werden Elektroautos von vielen noch als Luxusgegenstand betrachtet, der für den durchschnittlichen Neuwagenkäufer unerreichbar ist. Anhand realistischer Szenarien für die Gesamtkosten (Total Cost of Ownership – TCO) zeigen wir, dass die Kosten von Elektroautos weit genug gefallen sind, um einen entscheidenden Wendepunkt im Hinblick auf ihre massenhafte Durchsetzung zu erreichen.

TCO-Berechnungen können erhellend sein, da der Anschaffungspreis eines Autos nur rund die Hälfte seiner Gesamtkosten ausmacht. Daneben dominieren die Kosten für Energie und laufende Wartung. In diesem Bereich entwickeln sich die Gesamtkosten zugunsten von Elektroautos. Aufgrund des einfacheren Aufbaus eines elektrischen Antriebsstrangs besitzen Elektroautos weniger Teile und sind leichter zu warten als Verbrennerfahrzeuge. Zudem bedeutet die Verfügbarkeit von Strom aus erneuerbaren Quellen, entweder aus Solaranlagen am Eigenheim oder aus dem Netz, dass die durchschnittlichen Energiekosten von Elektroautos moderat sind, während sie bei Verbrennerfahrzeugen hoch bleiben. Unter Berücksichtigung von Subventionen sind Elektroautos in Europa mittlerweile die billigsten verfügbaren Fahrzeuge.

Reale Nutzungsszenarien

In Frankreich war ein Fabrikarbeiter, der täglich 100 km pendelt, mit einem Elektroauto am besten bedient. Trotz des hohen Anschaffungspreises wurde das Elektroauto aufgrund der niedrigen Ladekosten zuhause oder am Arbeitsplatz auf Basis der Betriebskosten unmittelbar wettbewerbsfähig. Ähnliche Ergebnisse ergaben sich für den Privatnutzer eines preisgünstigen Autos in Italien. Allerdings lag die preisliche Parität zwischen Elektro- und Verbrennerautos aufgrund abweichender Kostendifferenzen etwas höher.1

Obwohl die Gesamtkosten von Elektroautos durch Subventionen wie Kaufprämien und Ausnahmen bei Kfz-Steuern zunächst sinken, sind damit hohe Kosten für den Staat verbunden, weshalb sie letztlich auslaufen werden. In einigen Ländern sind sie bereits unnötig, um Kostenparität bei Elektroautos zu erreichen. In der Schweiz beispielsweise werden keine Subventionen gezahlt. Dort kann eine junge, außerhalb der Stadt lebende Familie bereits ein vollelektrisches SUV zu praktisch demselben Preis wie ein Verbrennerfahrzeug bekommen. Im Zeitverlauf sind die Gesamtkosten des Elektroautos niedriger (siehe Grafik 1).2

Im städtischen Umfeld ergaben sich größere Herausforderungen. Unsere Szenarien für Großbritannien und Deutschland gingen von jungen Arbeitnehmern aus, die in Wohnungen in mittelgroßen Städten leben. In beiden Fällen sind das Parken auf der Straße und die Nutzung öffentlicher Ladestationen die Norm. Das Laden der Batterie am öffentlichen Netz ist teurer als bei der Nutzung von Anlagen im Eigenheim. Dadurch sank der unmittelbare Betriebskostenvorteil von Elektroautos. Nach fünf Jahren jedoch ist das Laden von Strom billiger als das Tanken von Kraftstoff, wodurch Elektroautos für Stadtbewohner attraktiver werden.3

Aufgrund billigen Kraftstoffs und preisgünstiger SUVs waren die USA das einzige Land, in dem die Gesamtkosten von Elektroautos nicht unterhalb denen von Verbrennerfahrzeugen lagen. Die Verkaufspreise von Elektroautos werden weiter sinken müssen, um die niedrigeren Kosten von Verbrennerfahrzeugen am US-Markt auszugleichen.

Das billigste Auto in Europa ist mittlerweile ein Elektrofahrzeug

Grafik 1 | Elektroautos – eindeutige Gewinner im Zeitverlauf

Quelle: Robeco. Datenstand: 2021

Die Tabelle zeigt die Zusammensetzung der Kosten des Besitzes eines typischen SUV in der Schweiz über einen Zeitraum von sechs Jahren. Kosten in Schweizer Franken. ICE bezeichnet Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor. Siehe untenstehenden Kasten für weitere Details zu den Kosten.

Kriegsfolgen und Angebotsstörungen

Unsere TCO-Analyse erfolgte anhand von Preisen aus dem Jahr 2021. Der Krieg in der Ukraine hat allerdings zu einem Preisanstieg bei vielen Rohstoffen geführt, insbesondere Rohöl und Nickel. Dadurch ändert sich aber nichts grundlegend an unseren Ergebnissen. Tatsächlich ist die Attraktivität von Elektroautos weiter gestiegen. Die Preise in den von uns betrachteten Ländern haben sich erheblich erhöht, während die Strompreise stabil geblieben sind. In Ländern, in denen Strom nicht aus fossilen Brennstoffen erzeugt wird (d. h. mit Kernenergie, Wasserkraft, Wind- und Solarenergie) haben sich die Preise praktisch nicht verändert. Dort, wo Öl und Erdgas eingesetzt werden, sind die Strompreise zwar gestiegen, aber weniger als der Benzinpreis.

Der Preis von Nickel, einem wesentlichen Bestandteil von Batterien für Elektroautos, steigt ebenfalls. Jedoch sichern sich Batteriehersteller die Lieferung von Rohstoffen und die Preise typischerweise im Rahmen langfristiger Verträge. Demnach sollte es auf kurze Sicht nur sehr geringe Auswirkungen geben. Selbst wenn der Nickelpreis hoch bleibt und sich in höheren Preisen von Elektroautos niederschlägt, würden die geringeren Betriebskosten während der Nutzungsdauer eines Fahrzeugs immer noch die beim Kauf höheren Kosten überkompensieren.

Elektroautos verbreiten sich in Europa und weltweit zunehmend

Die hier gezeigten TCO-Szenarien sind ein weiteres Beispiel dafür, wie reifer werdende Technologien die Kosten am Automobilmarkt nach unten drücken. Es wird auch deutlich, dass in europäischen Ländern ein Wendepunkt für die Verbreitung von Elektroautos erreicht wurde. Dies spiegelt sich in einer zunehmenden Dynamik bei den Autoverkäufen wieder. Im Jahr 2019 entfielen 3 % der Autoverkäufe in Europa auf Elektrofahrzeuge. 2021 erhöhte sich der Wert auf rund 17 % (siehe Grafik 2).

Noch wichtiger ist, dass es darauf ankommt, diesen Wendepunkt zu erreichen. Denn sobald der Besitz eines Elektroautos billiger ist, kann es zusätzlich dazu, dass es umweltfreundlicher ist, auch im Hinblick auf andere Eigenschaften konkurrieren, darunter Fahrleistungen, Zuverlässigkeit, Komfort und Bequemlichkeit. Außerdem sorgt ein Ausbau der Ladeinfrastruktur und ein Anstieg der Reichweite von Elektroautos dafür, dass die Reichweitenängste der Verbraucher zurückgehen.

Wichtige Länder Europas haben einen Wendepunkt für die Verbreitung von Elektroautos erreicht

Die Verkäufe von Elektroautos gewinnen an Dynamik, da sowohl neue als auch traditionelle Autohersteller in die Produktionskapazitäten für Elektroautos investieren und neue Modelle auf den Markt bringen. Nach unserer Einschätzung wird diese Transformation in der Autobranche dazu führen, dass bis 2030 die Hälfte aller weltweit verkauften Neuwagen Elektroautos sein werden.

Grafik 2 | Anteil von Elektroautos an den Neuwagenverkäufen

Quelle: BloombergNEF bezüglich der Zahlen von Elektroautos. Bloomberg für die Gesamtzahl der Autos am Pkw-Markt

„Smarte“ Investments in Elektroautos

Die Elektrifizierung des Transportsektors kommt nicht nur der Umwelt zugute, sondern auch den Portemonnaies der Verbraucher. Während etablierte Autohersteller die Produktion zugunsten von Elektrofahrzeugen umstellen und neue Anbieter auf den Markt kommen, wird die Verbreitung von Elektroautos zunehmen. Dies stellt strukturelle Wachstumstreiber für Unternehmen in der Lieferkette dar.

Die Smart Mobility-Strategie investiert in Unternehmen entlang der gesamten Wertschöpfungskette von Elektroautos – von Herstellern, welche von den Verbrauchern gewünschte Fahrzeuge entwickeln, bauen und vertreiben, über Lieferanten moderner Halbleiter, welche eine größere Energieeffizienz und intelligentere Fahrzeuge ermöglichen, bis hin zu Unternehmen, die Komponenten daraufhin testen, ob sie die für den Einsatz in Fahrzeugen erforderliche Zuverlässigkeit und Sicherheit aufweisen.

Unsere TCO-Szenarien sind aktuelle Indikatoren dafür, dass sich die Autobranche in einem rapiden Wandel befindet, bei dem sie sich von der auf fossilen Brennstoffen basierenden Vergangenheit löst und sich einer Zukunft mit niedrigen Emissionen öffnet.

1 Für die Länder Frankreich und Italien wurde der Dacia Sandero (Verbrennerauto) mit dem Dacia Spring Electric (Elektroauto) verglichen.
2 In den USA und in der Schweiz wurde der Skoda Kodiaq (Verbrennerauto) mit dem elektrischen Schwestermodell, dem Skoda Enyaq, verglichen.
3 In Großbritannien und Deutschland wurde der Volkswagen Golf (Verbrennerauto) mit dem Volkswagen ID3 (Elektroauto) verglichen.

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