Robeco: Wir sagen „Nein“, wenn Unternehmen bei ESG zurückbleiben

Wir haben in dieser Hauptversammlungssaison in Sachen Unternehmensführung und Nachhaltigkeit strengere Maßstäbe angelegt, was zur Folge hatte, dass wir häufiger gegen das Management gestimmt haben. Robeco | 05.10.2022 14:42 Uhr
© Foto von Christina Morillo on Pexels
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In der letzten Hauptversammlungssaison wurden im Rahmen von „Say on Pay“ Hunderte von Stimmen gegen Unternehmen mit unangemessenen Vergütungsprogrammen und im Rahmen von „Say on Climate“ gegen Unternehmen abgegeben, die nicht genug tun, um ihre Emissionen zu reduzieren.

Wenn in der Vergangenheit Anträge von den Aktionären abgelehnt wurden, betraf das meist Themen, die sich auf die Unternehmensführung (Governance) bezogen. Nachdem drängende ökologische und soziale Herausforderungen in den Vordergrund gerückt sind, sind es zunehmend diese Themen, bei denen die Aktionäre gegen die Geschäftsleitungen stimmen.

So verweigern die Aktionäre etwa ihre Zustimmung, wenn sie in einem Unternehmen keine hinreichenden Fortschritte beim Thema Vielfalt erkennen, indem sie direkt gegen die Wiederwahl der Mitglieder und des Vorsitzenden des Vorstandes oder anderer Verantwortlicher stimmen.

Tatsächlich erlebten unsere Experten für die Stimmrechtsausübung, Antonis Mantsokis, Diana Trif und Lucas van Beek, eine sehr lebhafte Abstimmungssaison, in der sie auf den Jahreshauptversammlungen von mehr als 5.000 Unternehmen ihr Votum abgaben. Auf 60 % der Hauptversammlungen stimmten sie in mindestens einem Fall gegen den Antrag des Managements, wenn das Unternehmen die Erwartungen in Sachen Umwelt, Gesellschaft und Unternehmensführung (ESG) nicht erfüllt hat.

Wie die nachstehende Abbildung zeigt, haben wir prozentual gesehen beim Thema Vergütung von Führungskräften am häufigsten gegen die Anträge der Geschäftsleitung gestimmt, die meisten ESG-bezogenen Aktionärsanträge jedoch unterstützt.

Zusammenfassung der Abstimmungssaison

Unternehmen zur Verantwortung ziehen

„Wir haben unsere Abstimmungsgrundsätze in den letzten Jahren erweitert. So ziehen wir die Unternehmen nicht mehr nur für Aspekte wie mangelnde Unabhängigkeit des Vorstands, unzureichende Geschlechtervielfalt oder schlechte Vergütungspraktiken zur Rechenschaft, sondern auch für eine zu schwache Performance in punkto Klimawandel, Menschenrechte und Soziales“, erläutert Mantsokis mit Blick auf die letzte Hauptversammlungssaison.

„Bei Say-on-pay-Abstimmungen prüfen wir eine ganze Reihe an Faktoren, darunter die Höhe, Struktur und Transparenz der Vergütungen sowie ihre Ausrichtung an der Unternehmensperformance. Wir haben in dieser Hauptversammlungssaison viele Fälle beobachtet, in denen die Höhe der Vergütungen mit der Performance des Unternehmens im Missverhältnis standen.“

„Zudem haben wir erneut festgestellt, dass die Vergütungen mitunter nach Gutdünken angepasst werden. In vielen Unternehmen sind die Folgen der Coronapandemie auch heute noch spürbar. Daher dürften die Boni der Führungskräfte in vielen Fällen niedriger ausfallen – wenn man die ursprüngliche Vergütungsstruktur anwendet. Allerdings beobachten wir, dass einige Unternehmen einfach Anpassungen vornehmen, sodass in den Führungsetagen am Ende doch Boni ausgeschüttet werden.“

So haben wir in den einzelnen Themenbereichen abgestimmt.

Klimasünder im Visier

Bei den Say on Climate-Abstimmungen ging es vor allem darum, was die Unternehmen nach eigenen Angaben tun, um ihre Emissionen zu reduzieren bzw. die Dekarbonisierung voranzubringen. „Viele Unternehmen machen im Vergleich zu ihren langfristigen Verpflichtungen zu wenig Fortschritte beim Klimaschutz“, glaubt Trif.

Wenn die Maßnahmen der Unternehmen unzureichend sind, ziehen wir bei Robeco die Verantwortlichen zur Rechenschaft, indem gegen die Wiederwahl der betreffenden Mitglieder oder des Vorsitzenden stimmen.

„Wir haben in den letzten Jahren immer wieder unsere Besorgnis über die Klimabilanz der betreffenden Unternehmen zum Ausdruck gebracht, indem wir gegen den Vorstandsvorsitzenden gestimmt haben oder den Rechenschaftsbericht abgelehnt haben“, erläutert Trif. „Wir lehnen grundsätzlich Anträge ab, wenn die Unternehmen nicht genug für den Klimaschutz machen. Dabei orientieren wir uns an bestimmten Benchmarks, darunter die Initiativen Climate Action 100+ und Transition Pathway, als Ausgangspunkt für unsere Analyse.“

Vielfalt bleibt wichtiges Thema

„Vielfalt und Inklusion“ ist ein weiteres Thema, das die Gemüter auf den Hauptversammlungen immer wieder erhitzt. Denn nach wie vor mangelt es in den Vorständen an Frauen oder an Unternehmensstrukturen, die die Kompetenzen von Minderheiten anerkennen.

„Wir hatten erwartet, dass das Thema „Gesellschaft“ einen prominenten Platz auf den Tagesordnungen einnehmen wird – und so war es dann auch“, so Mantsokis. „Viele Beschlüsse bezogen sich auf die Förderung der Geschlechtergleichheit, die Offenlegung geschlechtsspezifischer Lohngefälle und die Förderung existenzsichernder Löhne.“

Anti-ESG-Bewegung

Das Streben nach Vielfalt hat mancherorts, vor allem in den USA, Gegenreaktionen ausgelöst. So befürchten einige offenbar, dass Mitarbeitende eingestellt werden könnten, die nicht ausreichend qualifiziert sind und dass dadurch die Rentabilität Schaden nimmt. So ist eine „Anti-ESG“-Bewegung entstanden, die Anträge einreichen, um bestimmte soziale Themen zu untergraben.

„Tatsächlich betrachten wir diese Entwicklung mit Sorge – nämlich die Tatsache, dass die Zahl solcher Anti-ESG-Anträge wirklich zugenommen hat“, erklärt Trif. „Dabei handelt es sich um Anträge, die darauf abzielen, die ESG-Bemühungen der Unternehmen zu behindern. Viele Anti-ESG-Vorschläge befassen sich mit sozialen Themen und zielen darauf ab, die Förderung von Vielfalt und Inklusion zu konterkarieren.“

„Gesellschaftlich hat sich im letzten Jahr einiges verändert. Der Schwerpunkt liegt derzeit auf der Förderung von Vielfalt und Inklusion und einer offeneren Diskussion darüber. Bestimmte Gruppen versuchen nun, diese Diskussion mit allen Mitteln zu verhindern und dagegen anzugehen, dass die Messlatte höher gelegt wurde.“


Die meisten ESG-bezogenen Vorschläge zielten auf die Verbesserung der Nachhaltigkeitspraktiken ab. In dieser Hauptversammlungssaison wurde eine Rekordanzahl von 903 Aktionärsanträgen eingereicht, von denen wir die meisten unterstützt haben.

Konstruktives Feedback

Wie reagieren die Unternehmen also, wenn ihre Anträge abgelehnt werden, insbesondere, wenn Robeco gegen die Wiederwahl von Vorstandsmitgliedern stimmt? Nehmen sie das persönlich?

„Das kommt wirklich auf das Thema an, den Tagesordnungspunkt, und die Art und Weise, wie wir mit vielen Unternehmen kommunizieren“, erklärt der Senior-Manager für Active Ownership bei Robeco, Michiel van Esch, der auf weitreichende Erfahrungen beim direkten Austausch mit den Unternehmen zurückblickt. „Zu unserem Dialog mit den Unternehmen gehört, dass wir ihnen mitteilen, wie wir abstimmen.“

„Die meisten Unternehmen begrüßen es, dass wir eine Diskussion führen, und bitten um Rückmeldung, was sie ändern könnten, um bei der nächsten Jahreshauptversammlung eine höhere Zustimmung zu erzielen. Also nein, sie laufen nicht einfach wutschnaubend davon.“

„In der Regel findet eine Nachbesprechung statt, in der wir gemeinsam überlegen, welche Änderungen umgesetzt werden sollen, und die Unternehmen bitten uns dann erneut um Feedback. In unseren Augen ist das eine positive Entwicklung, die wir begrüßen. Tatsächlich sind die Unternehmen heute offener dafür, wie die Aktionäre die Dinge einschätzen.“

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