Robeco Multi-Asset Experte über Schwellenländer: „Die Zeit ist reif für einen Wiedereinstieg“

Robeco gewichtet Schwellenländeraktien in den Multi-Asset-Portfolios über. „Die Emerging Markets bieten Aktienanlegern derzeit mehr Aufwärtspotenzial als die entwickelten Länder, die mit wirtschaftlichen Problemen zu kämpfen haben“, erklärt Arnout van Rijn, Portfoliomanager des Robeco Sustainable Multi-Asset Solutions. Van Rijn sieht in den Schwellenländern insgesamt Fortschritte bei Governance- und Währungsaspekten und gute Chancen, sich von der US-Dominanz abzukoppeln. Robeco | 13.02.2023 15:57 Uhr
Arnout van Rijn, Portfoliomanager des Robeco Sustainable Multi-Asset Solutions / © e-fundresearch / Robeco
Arnout van Rijn, Portfoliomanager des Robeco Sustainable Multi-Asset Solutions / © e-fundresearch / Robeco
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Die Multi-Asset-Portfolios von Robeco sind jetzt in Aktien aus Schwellenländern übergewichtet, da die Anlageklasse nach vielen Jahren der Underperformance wieder auf die Überholspur gerückt ist. Für Unterstützung sorgt unter anderem, dass die Notenbanken in den Schwellenländern nicht in dem Ausmaß expansive Geldpolitik betrieben haben wie diejenigen im Westen.

Unterdessen droht in vielen entwickelten Volkswirtschaften eine Rezession, da die Notenbanken sich dort um eine Zügelung der Inflation bemühen, wozu sie vor allem höhere Leitzinsen einsetzen. Daraus ergibt sich eine beträchtliche Renditedifferenz, die Robeco bereits in der im September 2022 veröffentlichten Kapitalmarkteinschätzung „Expected Returns 2023-2027“ betonte. In unserem 5-Jahres-Ausblick haben wir für die entwickelten Länder einen annualisierten Ertrag von 4,0 Prozent und für die Schwellenländer von 5,25 Prozent prognostiziert. Heute betrachten wir das Timing dieser Erwartung als taktisch gesehen recht gut. Jetzt könnte der richtige Zeitpunkt zum Kauf sein.

Als Argument zugunsten der Schwellenländer wurde immer die Aussicht auf höheres Risiko und höhere Erträge aufgrund stärkeren Wirtschaftswachstums angeführt. Betrachtet man die Ertragsentwicklung seit 1992, als diese Anlagegattung entstand, haben sich die Erwartungen jedoch nicht erfüllt. Stattdessen gab es zwei ausgeprägte und langanhaltende Aufwärtsbewegungen sowie zwei Phasen der Underperformance, insbesondere in den letzten zehn Jahren.

In jüngster Zeit sind wir wieder optimistischer für die Schwellenländer geworden und haben diese in unseren Portfolios übergewichtet. Dies ging zulasten unserer Anlagen in entwickelten Ländern, während wir in globalen Aktien insgesamt neutral gewichtet blieben. Unseres Erachtens befinden wir uns am Beginn einer neuen relativen Aufwärtsbewegung, die mehrere Jahre anhalten könnte.

Abkopplung von den USA

Ein Aspekt, den man im Blick behalten sollte, ist die Frage: Können sich die Schwellenländer von der Dominanz der US-Märkte abkoppeln? Wenn das gelingt, könnten sie eher China als Amerika folgen, obwohl der zunehmende Einfluss und die Reichweite Chinas bedeuten, dass der Vorteil einer Diversifikation auf Ebene einzelner Länder begrenzt ist.

An den Finanzmärkten der Industrienationen dominieren nach wie vor die Vereinigten Staaten. Dagegen besitzt in den Schwellenländern China mit Abstand das größte Gewicht im Index. Gleichwohl wurden bisher beide Marktsegmente von den Entwicklungen in den USA dominiert. Sie bewegen sich parallel zueinander auf und ab. Doch letztlich haben die US-Börsen in den letzten zehn Jahren wesentlich bessere Erträge abgeworfen.

Wir sind der Ansicht, dass die Schwellenländer eine gute Chance zur Abkopplung haben. Dazu tragen die asynchrone Erholung in China und deren positive Auswirkungen auf das übrige Asien bei. Auf der Sektor-Ebene stellen sich die Perspektiven der Schwellenländer ebenfalls anders dar. So spielen Finanzwerte und Halbleiterhersteller dort eine herausgehobenere Rolle. Wir haben uns bereits früher optimistisch zu den Aussichten der Chipbranche geäußert.

Orthodoxe Haltung der Notenbanken

Eine abweichende Haltung hinsichtlich umfangreicher Programme zur Ausweitung der Geldmenge ist ein weiteres Plus für die Schwellenländer. In einer Welt, in der nicht-konventionelle Geldpolitik zum Normalfall geworden ist, stechen die Notenbanken der Schwellenländer allgemein mit ihrer orthodoxen Haltung heraus.

Selbst während der schwierigen Zeiten der Corona-Krise im Jahr 2020 wuchs in nur wenigen aufstrebenden Ländern die Geldmenge M2 um mehr als 10 Prozent. Das ist sehr moderat im Vergleich zur Geldflut in den USA (M2-Wachstum von mehr als 25 Prozent), der EU (über 12 Prozent) und Japan (10 Prozent).

Das ist der Grund, weshalb es eine Inflation wie in den entwickelten Ländern in den Schwellenländern nicht gibt

Auswirkungen der Dollar-Stärke

Angesichts der Aufwertung des US-Dollars in den vergangenen Jahren war die Geldpolitik in vielen Schwellenländern recht straff. Im Jahr 2023 sind Leitzinssenkungen ziemlich wahrscheinlich. Gleichzeitig glauben wir kaum an das Szenario einer Wende bei der Geldpolitik der US-Notenbank, auf welches sich der jüngste Kursaufschwung in den USA stützt.

Die Inflationsdaten in den wichtigsten Schwellenländern sind wesentlich günstiger, während die Zinsen höher liegen. Zweifellos eröffnen die höheren Realzinsen und die Aussicht darauf, dass die Inflation ihren Höchststand überschreitet, bessere Chancen auf eine Lockerung der Geldpolitik als in den USA und in Europa. Dort setzen die Marktteilnehmer wider besseren Wissens einfach auf eine Wende durch die US-Notenbank.

Anleihen aus Schwellenländern sind ebenfalls relativ attraktiv. Allerdings können einige dieser Wertpapiere mit zusätzlichem Risiko verbunden sein: Asiatische Anleihen weisen nach wie vor weite Spreads auf. Allerdings sollten sich Anleger nicht von riskanten Immobilienanleihen aus China in die Irre führen lassen. Insgesamt haben wir es mit Spread-Niveaus von 200-250 Basispunkten zu tun. Das mag nicht nach viel klingen, doch im Unterschied zu den USA oder Europa rechnen wir hier mit keiner Rezessionsgefahr.

Verbesserte Governance- und Währungsaspekte

Dennoch gibt es Bereiche, die man im Blick behalten muss. Die Corporate Governance – die Prinzipien guter Unternehmensführung – ist in vielen asiatischen Ländern schlecht gewesen. Das gilt insbesondere für den Umgang mit Minderheitsinvestoren und die Kapitalverwendung. Unseres Erachtens stellt sich die Situation im Hinblick auf Governance- und Währungsaspekte mittlerweile recht gut dar.

In Südkorea gibt es tatsächlich große Fortschritte, was eine stärkere Aktionärsorientierung betrifft. In China hat die unternehmensfeindliche Stimmung (Stichwort: Gemeinsamer Wohlstand) ihren Tiefpunkt mittlerweile hinter sich. Unsere Dialogbemühungen in vielen Schwellenländern tragen inzwischen Früchte, da die Unternehmen von uns erfahren wollen, wie sie Best-Practice-Niveau erreichen. Außerdem kommen viele Unternehmen bei den Investitionen in die Energiewende deutlich voran.

Zahlreiche Gründe für Zuversicht

Zentrale Bedeutung hat nach wie vor das Bewertungsargument: Aktien aus Schwellenländern werden nicht nur auf relativen Bewertungsniveaus gehandelt, die in der Nähe ihre Tiefstände liegen. Zudem sind ihre Aussichten auf Wertzuwachs größer als in den entwickelten Ländern. Es gibt also zahlreiche Gründe, von nun an wieder zuversichtlicher auf Aktien aus den Schwellenländern zu blicken.

Von Arnout van Rijn, Portfoliomanager des Robeco Sustainable Multi-Asset Solutions

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