In Europa rutschte die deutsche Volkswirtschaft in eine technische Rezession, da das Bruttoinlandsprodukt (BIP) in zwei aufeinanderfolgenden Quartalen schrumpfte. Der Wachstumsrückgang resultiert aus der Entwicklung im Industriesektor. Allerdings spüren die Verbraucher nichts von dieser negativen Tendenz, da die Arbeitslosenquote niedrig bleibt.
Die erhöhten Konsumausgaben haben dazu geführt, dass die Inflation unerwartet hartnäckig bleibt. Die Zentralbanken müssen möglicherweise eine Konjunkturabschwächung erzwingen, um die Inflation zu bekämpfen. Sowohl die amerikanische Notenbank als auch die Europäische Zentralbank mussten ihre straffere Geldpolitik beibehalten und die Leitzinsen weiter anheben. Infolgedessen haben sich die Refinanzierungsbedingungen weiter verschärft und viele Bereiche des Industriesektors beginnen, darunter zu leiden.
Das gilt besonders für Europa. Hier ist ein höherer Anteil der Kredite variabel verzinst, sodass steigende Zinsen sich schneller bemerkbar machen. Die Vergabe neuer Kredite hat sich deutlich abgeschwächt. Die Investitionen in den entwickelten Volkswirtschaften tragen derzeit nicht zum Wachstum bei, obwohl Programme wie der amerikanische Inflation Recovery Act oder das Reshoring von Technologieunternehmen langfristige Unterstützung erwarten lassen.
Verstärkte Kursschwankungen genutzt
Die ungewissen gesamtwirtschaftlichen Perspektiven und die Inflationserwartungen führen zu stärkeren Kursschwankungen. Dies wurde im März während der Krise um die US-Regionalbanken und die Credit Suisse deutlich. Wir nutzten die Gelegenheit, um das Risiko in unseren Portfolios zu erhöhen, da Titel aus dem Finanzsektor sich deutlich verbilligt hatten. Seither hat sich der Markt weitgehend normalisiert und liegt wieder auf dem Niveau vor dem Monat März. Allerdings gibt es nach wie vor einzelne Segmente mit Bewertungsvorteilen.
Wir bevorzugen weiterhin den Ansatz, von einer konservativen Basis aus Kursrückschläge für Zukäufe zu nutzen und nach einem Kursaufschwung Gewinne zu realisieren. Wir halten Zinsentwicklung und Rezessionssorgen für die im gegenwärtigen Zyklus maßgeblichen Faktoren. Obwohl die Renditen 10-jähriger US-Staatsanleihen in der Nähe ihres zyklischen Höchststands zu liegen scheinen, bleiben die Kursschwankungen hoch und die Unsicherheit besteht fort. Die Bewertungen befinden sich nach wie vor in der Nähe ihres langfristigen Durchschnitts. Sie sind aber höher als zu Jahresbeginn, während sich das Finanzierungsumfeld weiter verschlechtert hat. Bis auf weiteres haben wir das Risiko etwas reduziert.