Karen Kharmandarian im Schnell-Interview:
Ein Blick zurück
Karen Kharmandarian: Was mich am Thema Robotik am meisten fasziniert ist die Geschwindigkeit, mit der technologische Innovation und Fortschritte stattfinden. Applikationen haben viel schneller Auswirkungen auf unser tägliches Leben, als wir es vor noch nicht einmal einem Jahr für möglich hielten. So überschlugen sich im Bereich autonome Autos in den letzten paar Wochen die Ankündigungen und Entwicklungen in der Branche: Delphi und Mobileye vereinbarten eine Kooperation mit dem Ziel, bis 2019 ein schlüsselfertiges System für selbstfahrende Autos anzubieten; Volkswagen sagte, es wolle sein erstes selbstfahrendes Auto 2019 auf den Markt bringen; und die ersten selbstfahrenden Taxis feierten soeben in Singapur ihr Debüt. Ähnliche Trends in anderen Bereichen der Robotik haben das Bewusstsein der breiten Öffentlichkeit in Bezug auf die kommenden Veränderungen geschärft.
Erfolge und Enttäuschungen
Karen Kharmandarian: Unternehmen in unserem Basistechnologien-Segment schnitten seit dem Markttief im Februar besonders gut ab. Dies liegt an robusten Ergebnissen, starken Wachstumsaussichten und einer anhaltenden Konsolidierungsphase im Sektor, wobei die letzte Übernahme ARM Holding PLC ist, einer unserer Titel im Portfolio, der gerade von Softbank zu einer Prämie von 43% übernommen wird1. Dieser Deal ist ein Beweis dafür, wie wichtig die neue Prozessorengeneration, die intelligenten Analyseverfahren und verschiedenen Sensorensysteme für die nächste Generation von Robotern sind.
Enttäuschend fand ich jedoch, dass während Rekordbeträge in Richtung Robotikfirmen in Bezug auf Finanzierung en (Venture-Capital, Private Equity und Finanzierungsrunden)geflossen sind, kaum Unternehmen an den Markt gingen. Der Grund dafür scheint zu sein, dass sie als nicht börsenkotierte Unternehmen höhere Bewertungen erhalten als an den Börsen. Diese Situation wird jedoch von Unternehmen ausgeglichen, die nichts mit unserem Thema zu tun haben, sich jedoch durch Übernahmen für Robotik entscheiden, da sie verstanden haben, dass der Weg nach vorne über die Automatisierung geht und alle anderen auf der Strecke bleiben.
Das behalte ich im Blick
Karen Kharmandarian: 3D-Drucken ist eine Schlüsseltechnologie, die ich in den nächsten Jahren im Blick behalten werde. Die Technologie durchlief eine Hype-Phase, in der die Bewertungen auf übertriebene Niveaus stiegen, gefolgt von einer Desillusionierungsphase, die die Aktienpreise hart traf. Im Industriesektor wurden jedoch konkrete Anwendungen für das 3D-Drucken ausfindig gemacht, die gute Wachstumsaussichten eröffnen. Schnellere Drucker und eine breitere Spanne möglicher verwendbarer Materialien haben es Unternehmen ermöglicht, Konzeptmodelle und Prototypen zu erstellen, interne Massanfertigungseffekte zu erzielen, das Vorratsmanagement zu verbessern und die Produkteinführungszeit zu reduzieren. 3D-Drucken dürfte bis 2022 jährlich (CAGR) um 28,5% wachsen und der Marktwert schätzungsweise USD 30 Mrd.2 erreichen.
Wir stehen kurz vor einer bedeutenden, tiefen und weitreichenden Veränderung, die unsere Arbeits- und Lebensweise grundlegend verändern wird. Egal ob wir den Aufstieg der Roboter fürchten oder willkommen heissen, die Vorteile für die Gesellschaft und die Wirtschaft sind potenziell enorm, da sich spannende Gelegenheiten auftun, die grössten aktuellen Herausforderungen anzugehen. Die Zukunft ist da und es gibt riesige Chancen, von den Vorteilen zu profitieren, indem wir jetzt in die Revolution investieren.
1 Von Softbank angebotener Preis gegenüber dem Aktienkurs von ARM am 17.7.2016 (dem Tag vor der Ankündigung der Übernahme).
2 MarketsandMarkets, April 2016