Pictet AM: Wie sich die digitalen Revolution durch COVID-19 beschleunigt

Die globalen Lockdowns haben sich laut den Pictet AM Expertinnen Sylvie Séjournet und Anjali Bastianpillai (beide sind Teil des Thematic Equities Teams) als wichtiger Katalysator für die Beschleunigung der digitalen Revolution erwiesen und neue Chancen für unsere Lebensweisen und unsere Kapitalanlagen eröffnet. Pictet Asset Management | 29.07.2020 14:55 Uhr
© Photo by Anders Jildén on Unsplash
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Archiv-Beitrag: Dieser Artikel ist älter als ein Jahr.

Eine Yogaeinheit am Morgen, acht Stunden am Schreibtisch (und Einkaufen in der Mittagspause), dann Treffen mit Freunden am Abend. Bis vor kurzem ein ganz normaler Arbeitstag, wie  er überall auf der Welt so oder ähnlich abgelaufen sein könnte. Jetzt, in Zeiten von COVID-19, finden solche Aktivitäten online statt. Und es ist sehr wahrscheinlich, dass diese neuen digitalen Gewohnheiten die Pandemie überdauern.

Egal wo man hinschaut, wir erleben gerade eine ungeahnte Expansion unserer digitalen Welt. Das hat den Bedarf nach mehr und nach besserer Technologie geschürt – hier bieten sich attraktive Chancen für Unternehmen, die diese bereitstellen können.

Während des Lockdowns verzeichneten Anbieter von TV-Diensten, Online-Videospielen, E-Commerce, sozialen Netzwerken, E-Gesundheit, Online-Bildung usw. ein phänomenales Wachstum. 

Netflix verzeichnete im ersten Quartal 2020 16 Millionen neue Konten – fast doppelt so viel wie in den drei Monaten davor. Bei dem chinesischen Unternehmen Tencent stiegen die Umsätze bei Online-Spielen um 31% gegenüber dem Vorjahr, weil die Kunden sich in „Honor of Kings“ und „Peacekeeper Elite“ flüchteten. Die Italiener verbrachten 70% mehr Zeit als sonst mit Facebook-Apps. 

Da die Lockdown-Beschränkungen überall auf der Welt gelockert wurden, könnte man meinen, dass dieses Wachstum mit der Zeit an Dynamik verliert. Die Fundamentaldaten zeichnen jedoch ein anderes Bild. Bislang haben nur 59% der Weltbevölkerung Zugang zum Internet. Und die sogenannte „Generation Hashtag“ – die Geburtsjahrgänge zwischen 1991 und 2005, die digital aufgewachsen sind – wird erwachsen und gewinnt an Wirtschaftskraft, daher wird die Nachfrage nach digitalen Angeboten wachsen. Diese demografische Gruppe macht heute rund 34% der Gesamtbevölkerung aus.

Digitales Leben

Quelle: BOND Internet Trends (2019), Our World In Data

Die Einführung von 5G-Netzen wird zusätzliche Impulse setzen. 5G ist in den USA, China, Korea und anderen Industrieländern auf dem Vormarsch und kann Daten viel schneller als die aktuellen Telefonnetze übertragen, mit einem wesentlich höheren Informationsvolumen umgehen und verbraucht viel weniger Akkuleistung. Da die digitale Nachfrage infolge des Lockdowns die vorhandene Kapazität stark unter Druck gesetzt hat, erscheint es wahrscheinlich, dass die Einführung von 5G jetzt schneller vonstatten geht. Das wiederum wird die Ausweitung des Internet der Dinge beflügeln und nahezu unendliche digitale Möglichkeiten eröffnen.

Zu Hause  könnte das so aussehen, dass die Tomatenpflanzen nach Wasser rufen, das Dach nach Unwettern vor Schwachstellen warnt, Eltern von der Jacke ihres Kindes über dessen Standort informiert werden, Abfalleimer nach Entleerung verlangen und der Milchkarton auf sein Mindesthaltbarkeitsdatum aufmerksam macht. In der Stadt könnten uns freie Parkplätze angezeigt werden, autonome Fahrzeuge könnten jede Sekunde Daten über den umliegenden Verkehr erhalten, wir könnten vor schlechter Luftqualität gewarnt werden und vieles mehr.

Bessere Konnektivität wird das Technologiewachstum in vielen Bereichen vorantreiben. Vor allem in dreien – die allesamt bereits am wachsen waren, aber deren Kundenbasis sich infolge der Pandemie massiv vergrössert hat. Jetzt, wo die Menschen erlebt haben, was alles möglich ist, gehen wir davon aus, dass die starke Dynamik anhält.

Der erste Bereich ist der E-Commerce. Durch den Lockdown mussten Millionen Menschen ihre Lebensmittel und andere Produkte online einkaufen und es ist zu erwarten, dass viele von ihnen dieser neuen Gewohnheit treu bleiben werden, zumindest bei einigen Einkäufen, weil es bequem ist und die Preise attraktiv sind. Bei PayPal wurden an jedem einzelnen Tag im April im Durchschnitt 250.000 neue Konten registriert, meldete das Unternehmen vor kurzem.

Software-as-a-Service (SaaS) ist ein weiterer Bereich, der auf starkes Wachstum programmiert ist. SaaS stellt die Technologie bereit, die das Arbeiten von Zuhause, Online-Bildung, Cloudspeicher und Videokonferenzen möglich macht. Auch wenn die Lockdowns vollständig aufgehoben werden, gehen wir davon aus, dass Unternehmen und Mitarbeiter flexiblere Arbeitsweisen als vor der Pandemie finden werden. Auch das Bildungswesen wird sich verändern – die Universität Cambridge hat bereits verlauten lassen, dass mindestens bis Sommer 2021 die Vorlesungen weiter online abgehalten werden.

Das digitale Leben ist ein weiterer zentraler Bereich. Nach der Arbeit kommt das Vergnügen und der Lockdown hat gezeigt, dass sich ein grosser Teil unserer Freizeitaktivitäten und unseres gesellschaftlichen Lebens auch digital abspielen kann. Anbieter von Kochboxen, Essenslieferdienste, Videostreaming-Dienste und Online-Spiele könnten zu den grossen Gewinnern gehören. Auch E-Gesundheit boomt – allein in den USA werden in diesem Jahr rund 900 Millionen Patientenbesuche per Video durchgeführt – ein Anstieg von 64% gegenüber 2019, so das auf Gesundheitsthemen spezialisierte Marktforschungsunternehmen Frost and Sullivan.

Auch wenn die Lockdowns nur vorübergehend waren, haben sie gezeigt, wie weitreichend und wie schnell digitaler Fortschritt möglich ist. Und je weiter wir auf dem Weg der Digitalisierung vorankommen, desto mehr Daten haben wir, um das Erlebnis und den Prozess zu verbessern. Künstliche Intelligenz wird mehr und mehr Teil unseres Alltags werden und mit ihren komplexen Algorithmen das Fundament für digitale Dienste bilden. 

Über die Autorinnen:

Sylvie Séjournet kam 2005 zu Pictet Asset Management. Sie ist Senior Investment Managerin im Thematic Equities Team, wo sie 2008 den Digital Communication Fund lancierte. Sylvie Séjournet hat 19 Jahre Erfahrung in der Aktienanalyse und mit Anlagen im Technologie- und Mediensektor. Sie begann ihre berufliche Laufbahn in der Finanzabteilung von TF1 (grösster französischer Fernsehsender). Dann ging sie zu Fortis Bank in Paris, wo sie acht Jahre als Sell-Side-Analystin im TMT-Sektor (Telekom, Medien und Technologie) arbeitete. Im Jahr 2000 wurde sie für den Agefi Award des besten Junioranalysten nominiert und 2004 gewann sie den AQ Award für den besten Analysten, dank ihrer Empfehlungen für 537 Mid-Cap-Aktien. Sylvie Séjournet hat einen Master in Banken und Finanzen von der Universität Sorbonne in Paris und ist Mitglied der French Society of Financial Analysts (SFAF).

Anjali Bastianpillai ist seit 2016 bei Pictet Asset Management beschäftigt und als Senior Product Specialist in unserem Thematic Equities Team für unsere Strategien Robotics, Security und Digital verantwortlich. In diese Funktion wechselte sie 2018 – davor war sie Senior Client Portfolio Manager für das Total Return Fixed Income Team und ihr Tätigkeitsschwerpunkt lag auf Credit Long/Short- und EM Debt Long/Short-Strategien. 

Anjali Bastianpillai war zuvor bei Tide Pool Capital  (einem Marketplace Lending Fund mit Fokus auf US-Verbraucherkrediten) als Head of Credit & Risk beschäftigt. Davor war sie bei Vitol Services Limited als Senior Credit Officer und bei The Carlyle Group als Head of Investor Relations, European Leveraged Loans, tätig. Anjali Bastianpillai begann ihre Laufbahn als Finanzanalystin bei der Capital Markets Assurance Corporation (jetzt MBIA Inc) und war dann als Verbriefungsanalystin bei Standard & Poor’s beschäftigt.

Sie hat einen Bachelor of Science in Business Administration der Georgetown University.

Dieser Beitrag wurde erstmalig in FT Adviser veröffentlicht.

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