Die Marktbereinigung des letzten Jahres hat die Renditen im gesamten Anleihenuniversum auf Niveaus steigen lassen, bei denen Anleger erhebliche Sicherheitsmargen haben. Selbst bei hartnäckiger Inflation und weiteren Zinsanstiegen könnten Anleger immer noch positive Erträge erwirtschaften.
Allerdings „ist angesichts der geopolitischen und makroökonomischen Turbulenzen Vorsicht angesagt“, warnt Sagayam. „Auch wenn sich der Preisauftrieb in gewisser Hinsicht zu mäßigen scheint, wird er wohl nicht so schnell zurückgehen, wie es die Zentralbanker letztes Jahr erwartet haben. Deshalb ist es auch noch zu früh, die Inflation als besiegt anzusehen. Die Gefahr besteht, dass die Zentralbanken jetzt die Zinsen länger höher halten.“
„Anleger sollten daher behutsam und nicht überstürzt zu festverzinslichen Papieren zurückkehren. Und dabei selektiv vorgehen.“
Vorerst scheinen kurzlaufende Anleihen angesichts der inversen Renditekurve und der sehr attraktiven Breakeven-Renditen fast über das gesamte Spektrum hinweg attraktiv. Weil die Zentralbanken der Industrieländer (möglicherweise in 2023) das Ende ihres Straffungszyklus zu erreichen scheinen, werden länger laufende Staatsanleihen zu einem späteren Zeitpunkt attraktiver aussehen – und zwar unabhängig davon, ob sich die Zinsen nun seitwärts entwickeln oder schnell wieder sinken.
Aus taktischer Sicht scheinen Schwellenländeranleihen schon heute interessant. Die Volkswirtschaften der Schwellenländer sind nämlich wesentlich besser aufgestellt als in früheren Zyklen, und ihre Zentralbanken sind der Inflationskurve weiter voraus, sodass ihre Realzinsen deutlich über denen der Zentralbanken der Industrieländer liegen. Überdies sind Schwellenländerwährungen stark unterbewertet, insbesondere zum Dollar.
Unternehmensanleihen dürften hinter den anderen Märkten zurückbleiben. Auf kurze Sicht werden die Unternehmen unter Druck geraten, denn steigende Zinsen, Inflation und eine rückläufige Nachfrage werden ihre Gewinne und Margen belasten. Ganz abgesehen von der großen Zahl an Anleihen, die in den kommenden Jahren refinanziert werden müssen. Die Spreads weiten sich schon in Vorwegnahme steigender Ausfallquoten – wobei Erstere ihren Höchstwert deutlich früher erreichen werden als Letztere wie schon in der Weltfinanzkrise.
„Es ist noch früh, aber Anleihemärkte sind für Anleger so attraktiv wie seit Jahren und in manchen Fällen seit Jahrzehnten nicht mehr“, erklärt Sagayam. „Volatilität und das Risiko der Ausbreitung einer Stagflation sind vor dem Hintergrund der angespannten geopolitischen Lage nach wie vor eine Gefahr für alle risikobehafteten Anlagen. Doch jetzt werden Anleger für die von ihnen eingegangenen Risiken belohnt – insbesondere an den Anleihemärkten.“