Sporttechnologie für Gesundheit und Wohlbefinden: Sport wird smart

In die Welt des Sports hält zunehmend High-Tech Einzug. Dadurch werden die Menschen angeregt, ihre Gesundheit und Fitness zu verbessern, und auch die Digitalindustrie profitiert davon. Pictet Asset Management | 08.08.2024 08:26 Uhr
© Foto von Jonathan Borba auf Unsplash
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Von Wearables, die gesundheitsrelevante Daten messen, bis hin zu immersiven visuellen Echtzeit-Informationen beim Live-Streaming – eine ganze Reihe von Technologien und Datentools, einschließlich Sensoren, künstlicher Intelligenz und Computer Vision, verschiebt die Grenzen des Sports immer weiter. Davon profitiert nicht nur der Profisport – Sporttechnologie regt auch den Normalbürger zu einem gesünderen Lebensstil an und dazu, das Beste aus seinen sportlichen Anstrengungen herauszuholen. Da das Wohlbefinden für die Verbraucher immer mehr an Bedeutung gewinnt, dürfte der Markt für Sporttechnologie bis 2030 von 14,7 Mrd. US-Dollar im Jahr 2023 auf 55,1 Mrd. US-Dollar anwachsen.1

Die Einschränkungen während der Covid-Pandemie waren offenbar ein Impulsgeber für die Verbreitung von Technologien für die Remote-Analyse von Sportdaten, da im Leistungssport eine Möglichkeit gefunden werden musste, die Leistung der Sportler zu überwachen und gleichzeitig die Fans teilhaben zu lassen. Während der Lockdowns nutzte die englische Premier League beispielsweise GPS-Tracker, die von dem nordirischen Unternehmen STATSports entwickelt wurden, um das Training der Spieler aus der Ferne zu verfolgen und die Daten quasi in Echtzeit anzeigen zu können. 

Die Software trackte nicht nur die Leistung der Spieler, sondern kontrollierte auch, dass die erlaubten zwei Meter Sicherheitsabstand eingehalten wurden und somit unter Pandemiebedingungen sicher trainiert wurde. Auch wenn längst wieder Live-Wettkämpfe stattfinden, wird die Technologie im Profisport weiterhin genutzt. 

Trainer brauchen genaue quantitative Daten, aber das manuelle Tracking ist arbeitsintensiv, fehleranfällig und zeitaufwändig, sagt Maximilian Schmidt, Mitbegründer und Geschäftsführer von KINEXON Sports, einem Münchner Sportanalyseunternehmen, das mit Kunden wie der FIFA und Teams in der NBA zusammenarbeitet.

„Als wir anfingen, mit Profiteams zusammenzuarbeiten, hatten viele von ihnen Kooperationen mit Universitäten und führten jede Menge Tests in einer Laborumgebung durch, da zuverlässige Daten nur im Labor verfügbar waren. Jetzt können wir das Labor aufs Spielfeld bringen.“ Dank der technologischen Fortschritte im Profisport können Unternehmen diese Vorteile auch für die breite Öffentlichkeit zugänglich machen, damit Amateure dieselben Trainingsansätze wie die Spitzensportler nutzen können.

Amateure machen über 80 Prozent des Marktes für Wearables aus und immer mehr Menschen auf der ganzen Welt setzen auf Methoden der Selbstquantifizierung, um ihre Gewohnheiten zu tracken. Zu den am häufigsten überwachten Werten gehören Schlaf, Herzfrequenz und Ernährung. Die Demokratisierung von Sportdaten bietet jedoch auch die Möglichkeit, sportartenspezifische Werte zu tracken. „Die wichtigsten Treiber für neue Technologien sind die Verfügbarkeit im Hinblick auf Kosten und Benutzerfreundlichkeit, und die Veränderung des Verbraucherverhaltens“, sagt Schmidt. „Egal, ob du für Bayern München spielst oder Amateurfußballer bist, du interessierst dich für deine Performance.“

Sporttechnologie wird immer mehr auch von Menschen genutzt, die gesünder leben wollen, dank Verbesserungen bei Wearable-Technologien, die diskreter, komfortabler und bequemer geworden sind. Unternehmen wie ONALABS entwickeln Möglichkeiten, um beispielsweise wichtige biometrische Werte anhand von Schweiß statt mit invasiven Methoden zu überwachen. Am Handgelenk getragene Wearables machen 45 Prozent des Wearables-Marktes aus. Aber auch andere Geräte erfreuen sich zunehmender Beliebtheit: Unternehmen entwickeln Produkte mit einzigartigen Fähigkeiten, die eine maßgeschneiderte Überwachung unterschiedlichster Aktivitäten ermöglichen.3 Das Unternehmen Form Swim zum Beispiel hat eine intelligente Schwimmbrille mit einem erweiterten Display entwickelt, das den Schwimmer direkt im Wasser über seine Leistung informiert und ihn entsprechend coacht. 

Gleichzeitig werden die Daten an das Smartphone des Benutzers geschickt, sodass sie später eingesehen werden können. „Wenn man schwimmt, hat man keine Daten darüber, was man tut, weder in dem Moment noch nach dem Training“, sagt Dan Eisenhardt, Gründer und CEO von Form, der aus einer dänischen Familie mit Schwimmern und Ingenieuren stammt. „Wir dachten uns, wie wäre es, wenn man ein Display in der Schwimmbrille hätte, das alles verfolgt und Informationen in Echtzeit liefert, wie bei einer Laufuhr?“

Die Brille zeigt Leistungsdaten durch Augmented Reality mit Statistiken wie Anzahl der Bahnen, Strecke pro Schlag und Geschwindigkeit an. Man kann auch Trainingspläne anzeigen, damit sich die Schwimmer an die Struktur ihres Trainings halten. „Sie haben die Werte direkt vor Augen, also jederzeit im Blick“, sagt Eisenhardt.

Profisportler sind ein kleiner Markt für das in Vancouver ansässige Unternehmen, das stattdessen Amateure dazu ermutigen möchte, ihre Schwimmaktivitäten zu professionalisieren. „Profis haben bereits Trainer und wissen, wo sie stehen, aber bei den Fitnessschwimmern gibt es in den USA mindestens 10 Millionen Menschen, die mindestens einmal pro Woche schwimmen gehen und kaum Zugang zu Coaching haben, also ist das ein Zielmarkt“, sagt Eisenhardt. Die wachsende Zugänglichkeit zu personalisierten Leistungsdaten ermöglicht es Amateuren, eine Vielzahl von Sportarten und Aktivitäten zu tracken, zu analysieren und zu verbessern. Sport wird demnach wie jede andere Gewohnheit im Rahmen der kulturellen Umstellung auf einen gesünderen Lebensstil überwacht.

Fanerlebnis

Daten sind nicht nur für die Sportler selbst, egal ob Profi oder Amateur, nützlich. Vielmehr ergänzen sie das Fanerlebnis um eine neue Dimension, die dazu beitragen kann, Sportzuschauer zu einem aktiveren Lebensstil zu motivieren. Ein Beispiel ist die tiefergehende Integration von Daten in das Streaming. Mithilfe von KI werden in Echtzeit Daten von einem gerade stattfindenden Sportevent in Grafiken und visuelle Elemente umgewandelt, die dann als weitere Ebene auf den Live-Feed gelegt werden. „Die Technologie hinter Sportradar 4Sight ist im Wesentlichen eine Möglichkeit, eine zusätzliche Ebene der Datenvisualisierung über das Streaming hinaus zu integrieren“, sagt Patrick Mostböck, Senior Vice President of Fan Engagement bei dem Schweizer Sporttechnologieunternehmen.

Durch tiefere Einblicke und Analysen mit erweiterten Datenvisualisierungen macht diese Technologie das Zuschauererlebnis noch immersiver und fesselnder. Die Fans bekommen ein besseren Einblick in die Besonderheiten und Herausforderungen der Sportart, in die erforderliche Sportlichkeit und in Echtzeit-Leistungsdaten. Das stärkt die Verbindung zu den Zuschauern, insbesondere den jüngeren, und kann sie dazu inspirieren, mehr Sport zu treiben oder sich körperlich zu betätigen.

Die deutsche Bundesliga gehörte zu den ersten, die maschinelles Lernen in das Streaming-Erlebnis integrierten, und schloss 2021 eine Partnerschaft mit Amazon Web Services, um ML-gestützte Spielstatistiken und fortschrittliche Analysen in Live-Feeds bereitzustellen. Die Technologie bietet auch neue kommerzielle Möglichkeiten im Bereich Sportwerbung und -sponsoring, da KI-basierte Einblicke dazu beitragen, das Verbrauchererlebnis zu personalisieren und Fans anzuregen, mehr Sport zu machen. „Das Konsumieren von Content und der Kauf von Waren rücken immer näher zusammen, und das wird zum Teil durch immersive Technologie befeuert“, sagt Mostböck. Durch die Kombination von Content, E-Commerce und Calls-to-Action regt Streaming-Technologie die Zielgruppen nicht nur zum Zuschauen an, sondern auch zum aktiven Mitmachen, sagt er.

Sportdatentechnologie stärkt nicht nur das Engagement der Fans, sondern bietet auch dem Normalbürger wertvolle Informationen, die ein besseres Bewusstsein und Anreize für einen gesunden, aktiven Lebensstil schaffen können. „Die Fans können genau nachvollziehen, wie raffiniert ein Schuss war oder wie schwer es für den Torwart war, den Ball zu halten“, sagt Schmidt. Durch die Quantifizierung von Trainingsintensität, Form und Fortschritt im Laufe der Zeit können die Menschen besser verstehen, wie ein effizientes Training aussieht und sich anfühlt. Ein datengesteuerter Ansatz macht Fitness transparent und befähigt die Menschen, die Kontrolle über ihre körperlichen Ziele zu übernehmen, was dazu motiviert, eine Bewegungsroutine als Gewohnheit zu etablieren.

Einblicke für Investoren

von Stephen Freedman, Head of Research and Sustainability, Thematic Equities, Pictet Asset Management

  • Wir sehen großes Interesse an einem gesünderen Lebensstil, und Sporttechnologie spielt bei diesem Trend eine wichtige Rolle. Wearables machen es den Menschen leichter, ihre eigene Gesundheit zu überwachen, indem sie Werte wie Herzfrequenz, Schlafmuster, Bewegung, Schritte, Blutzucker und mehr tracken. Weitere technologische Fortschritte machen Sport interessanter und zugänglicher und motivieren zum Mitmachen. Es wird erwartet, dass sich der Wearables-Markt in den nächsten zehn Jahren auf 243 Mrd. US-Dollar vervierfachen wird. Das sind potenziell gute Nachrichten für unser Wohlbefinden: In einer Umfrage von Deloitte haben zwei Drittel der Befragten, die Smartwatches und Fitness-Tracker besitzen, angegeben, dass diese Tools 2023 einen positiven Einfluss auf ihre Gesundheit und/oder Fitness hatten.
  • Bessere Gesundheit und mehr Wohlbefinden – unterstützt durch Sporttechnologie – ist eines der Themen unserer Human und Health Themenstrategien. Hinzu kommt, dass die fortschrittlichen Geräte nur mit Halbleitern funktionieren und Rechenzentren für die Speicherung der von ihnen gesammelten Informationen benötigt werden. Diese Bereiche sind das Herzstück unserer Digital und Security Strategien.
  • Neben Wearables beobachten unsere Investmentmanagement-Teams der Nutrition und Premium Brands Strategien auch eine größere Nachfrage nach personalisierter Ernährung und speziell designter Sportbekleidung, die die Performance unterstützt. Und zu guter Letzt: Das Engagement der Menschen im Sport beschränkt sich nicht auf die eigene Betätigung – es herrscht auch eine große Nachfrage nach Content, um Sport on demand zu streamen.
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