Chinesische Onshore-Anleihen: Durch dick und dünn

Warum chinesische Onshore-Anleihen immer ein strategischer Bestandteil eines diversifizierten Portfolios globaler Investoren sein sollten. Pictet Asset Management | 12.08.2024 07:01 Uhr
© Foto von shark ovski auf Unsplash
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Das schleppende Wirtschaftswachstum, die zunehmenden geopolitischen Risiken und der angeschlagene Immobiliensektor in China haben einige globale Anleiheinvestoren dazu veranlasst, die Anleihen des Landes aus ihren Portfolios zu verbannen.

Doch diese Entscheidung hat sich als kostspielig erwiesen.

Es hat sich nämlich gezeigt, dass Investoren, die sich von chinesischen Anleihen fernhielten, in den letzten Jahren auf das Potenzial für zweistellige Renditen an diesem Markt verzichtet haben.

Chinesische Staatsanleihen haben sich dank der lockeren Geldpolitik des Landes – im Gegensatz zu dem aggressiven Straffungskurs anderer großer Zentralbanken – sowie dank inländischer Zuflüsse in sichere Häfen gut entwickelt.

Der Markt wird wahrscheinlich auch in den kommenden Jahren eine stabile Renditequelle bleiben. Ein Grund dafür ist zyklischer Natur – die Erholung der zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt wird wahrscheinlich stetig, aber langsam verlaufen. Die inländische Gesamtinflation liegt nach wie vor deutlich unter dem offiziellen Ziel von 3%, und das in einer Zeit, in der sich der Inflationsdruck in anderen großen Volkswirtschaften hartnäckig hält. Darüber hinaus dürfte sich das Blatt für den Renminbi nach seinem unaufhaltsamen Verfall in den letzten Jahren mittel- bis längerfristig wenden.

Ein weiterer Grund ist strukturell bedingt. Chinesische Onshore-Anleihen stellen eine defensive Anlage dar und bilden einen Anker für ein globales Portfolio mit dem Potenzial für attraktive Renditen, die nicht mit anderen wichtigen Staatsanleihemärkten korreliert sind.

Herausragende Performance

Chinesische Onshore-Anleihen haben in den letzten Jahren kräftig zugelegt und weisen gleichzeitig eine geringere Volatilität auf als viele entwickelte und große Anleihemärkte.

Nehmen wir einen typischen EUR-Anleger. In den letzten fünf Jahren hätten chinesische Onshore-Anleihen – größtenteils Staatsanleihen, aber auch Unternehmensanleihen und Anleihen der Policy Banks (Staatsbanken) – auf währungsgesicherter Basis eine Rendite von über 15% gebracht, was im Vergleich zu Investment-Grade-Anleihen der Eurozone, die 2,7% verloren, oder Staatsanleihen der Eurozone, die einen Verlust von über 7% erlitten, sehr viel ist.1

Hochzinsanleihen der Eurozone erzielten mit fast 15% ähnliche Gewinne, allerdings bei höherer Volatilität. Bei USD-Anlegern ist der Unterschied sogar noch ausgeprägter, da die Renditen chinesischer Anleihen die von US-Staatsanleihen und Hochzinsanleihen übertrafen (siehe Abbildung).

Auf kurze Sicht erwarten wir, dass die Renditen chinesischer Anleihen stabil bleiben werden. Die Geldpolitik dürfte bei ausbleibender Inflation locker bleiben, um die potenziell negativen Auswirkungen einer Erhöhung des Anleiheangebots und der öffentlichen Ausgaben auszugleichen.

Der Anleihemarkt dürfte auch durch Maßnahmen zur Stabilisierung des chinesischen Immobiliensektors Unterstützung bekommen. Die People's Bank of China hat eine Reihe von Maßnahmen angekündigt, darunter eine Senkung der Anzahlungen auf Wohnungskäufe sowie Pläne für den staatlichen Ankauf privater Immobilienobjekte, die dann in Sozialwohnungen umgewandelt werden sollen. Das dürfte dazu beitragen, Druck vom Markt zu nehmen und der Zentralbank die Möglichkeit zu geben, die Zinsen niedrig zu halten.

Was Unternehmensemittenten betrifft, so ist das stützende geldpolitische Umfeld positiv für Qualitätsanleihen sowohl auf den Onshore- als auch auf den Offshore-Märkten, insbesondere im Immobiliensektor. Wir halten staatliche Immobilienunternehmen aufgrund ihrer besseren Finanzierungsmöglichkeiten für attraktiv. Wir sind auch von größeren Banken mit soliden Eigenkapitalquoten angetan.

Mögliche Intervention der PBoC

Einige Investoren dürften nervös geworden sein, weil die People's Bank of China mit dem Verkauf von Staatsanleihen beginnen will, um der Rally am Anleihemarkt entgegenzuwirken, die ihrer Meinung nach die Finanzstabilität gefährdet.

Wir glauben nicht, dass dies Anlass zur Sorge gibt.

Erstens gehören Anleihekäufe und -verkäufe zu den normalen geldpolitischen Maßnahmen einer Zentralbank, um die Liquidität zu steuern und zu verhindern, dass die Kursbewegung bei den Staatsanleiherenditen nur in eine Richtung verläuft. Selbst wenn die PBoC eingreifen sollte, wird sie dies eher tun, um einen zu schnellen Rückgang der Anleiherenditen zu verhindern, als die Geldpolitik aktiv zu straffen.

Zweitens würde ein solcher Schritt wahrscheinlich hinreichend publik gemacht werden, damit es den Markt nicht kalt erwischt.

Renminbi: Aussicht auf strukturelle Gewinne

Langfristig werden Devisen eine zusätzliche Renditequelle für diejenigen bieten, die auf eine Währungsabsicherung verzichten.

Das Blatt könnte sich für den chinesischen Renminbi auf lange Sicht wenden.

Der Renminbi hat im vergangenen Jahr eine anhaltende Schwäche erlebt. Dies war zum Teil auf das langsame Wachstum in China, aber auch auf geldpolitische Divergenzen zurückzuführen. Die US-Notenbank hatte die Zinssätze aggressiv angehoben, während die chinesische Geldpolitik weiterhin locker geblieben war – was die Anleihen des Landes überhaupt erst so lukrativ gemacht hat. Die Kapitalabflüsse aus den chinesischen Finanzmärkten dürften jedoch mit der Stabilisierung der Wirtschaft nachlassen.

Es gibt bereits erste Anzeichen dafür, dass das Kapital wieder nach China zurückfließt, insbesondere in den Anleihemarkt, aus dem seit Anfang letzten Jahres fast 10 Mrd. US-Dollar abgeflossen sind.2

Eine echte Aufwertung des Renminbi kann jedoch einige Zeit in Anspruch nehmen. Unsere Fünfjahresprognose zeigt, dass die chinesische Währung in den nächsten fünf Jahren um 2,8% pro Jahr gegenüber dem US-Dollar zulegen wird.3

Der chinesische Anleihemarkt ist eine so große Anlageklasse, dass globale Investoren ihn gar nicht mehr übersehen können (und sollten). 

Die Nachfrage nach chinesischen Staatsanleihen dürfte stark bleiben. Da es an Anlagemöglichkeiten mit geringer Volatilität fehlt, dürften Investitionen in chinesische Staatsanleihen für viele Investoren attraktiv sein, insbesondere in einer Zeit, in der der Aktienmarkt des Landes weiter unter Druck steht und die Wirtschaft sich nur langsam erholt.

Trotz der jüngsten makroökonomischen Herausforderungen ist der chinesische Anleihemarkt, der mit einem Volumen von 21 Bio. US-Dollar der zweitgrößte der Welt ist, eine zu große Anlageklasse, als dass er von globalen Investoren übersehen werden könnte (und sollte).

[1] In EUR abgesicherte Anlage im Bloomberg China Agg Index, für den Zeitraum 31.05.2019–31.05.2024

[2] Quelle: Institute of International Finance, Nettokäufe chinesischer Anleihen durch Gebietsfremde, Zeitraum 01.01.2023–30.06.2024

[3] Vgl. Secular Outlook 2024, Pictet Asset Management

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