Nick Hayes von AXA Investment Managers sieht die globale Konjunktur auf einem guten Weg. „Das makroökonomische Umfeld hat sich sowohl in Europa als auch in den USA verbessert, auch wenn die wirtschaftliche Erholung offensichtlich in unterschiedlichem Tempo voranschreitet“, kommentiert der Manager des AXA WF Global Strategic Bonds. In den USA habe die Drosselung des Anleihenkaufprogramms begonnen, was ein Beleg für einen Aufschwung der Wirtschaft sei. In Europa falle die Erholung vor dem Hintergrund niedriger Inflation und geringer Beschäftigung zögerlicher aus und verteile sich zudem ungleich über die verschiedenen Sektoren und Länder. Hinzu kämen strukturelle Anpassungen und politische Risiken.
Angesichts dieser Unsicherheit hält Hayes im Wesentlichen drei Szenarien für die weitere Entwicklung im Jahr 2014 für möglich:
1. Die Risikopräferenz hält an, auch aufgrund der Hinweise der Zentralbanken auf die künftige Geldpolitik und der Renditesuche der Anleger.
Hohe Renditen dürften in diesem Szenario selten sein. Hochzinsanleihen könnten Ergebnisse von 5 bis 6 Prozent erzielen – möglicherweise auch mehr im Fall von Schwellenländeranleihen, da diese nach wie vor unbeliebt sind. Allerdings sollten sich Schwellenländeranleihen erholen, wenn das Verhalten der Anleger weiter von ihrer Risikopräferenz bestimmt wird.
2. Ein unerwartetes Ereignis löst eine Marktkorrektur aus, die durch eine Spreadausweitung und einen Aktienkursverfall gekennzeichnet ist.
Es könnte sich dabei um eine enttäuschende Wachstums- oder Gewinnmeldung, erneute wirtschaftliche Sorgen in Europa, einen Einbruch in den Schwellenländern oder ein anderes unvorhersehbares Ereignis handeln. Nach Hayes‘ Einschätzung sind die Renditeaufschläge derzeit nicht hoch genug, um die Anleger für eine plötzliche Markterschütterung zu kompensieren.
3. Starke Wirtschaft, zurückkehrende Inflation und deutlich höhere Renditen.
Dieses Szenario würde laut Hayes mit hoher Sicherheit die Spreads und Aktienkurse negativ beeinflussen. Auf den Anleihenmarkt könnte dies einen doppelten Effekt in Form höherer risikofreier Zinssätze und höherer Kreditspreads haben.
„Gegenwärtig ist ein Szenario dominant, das erste Szenario. Gerade als eine Wiederbelebung der Weltwirtschaft einsetzt, beginnt die nächste Phase einer strafferen Geldpolitik. Dabei geht es vor allem darum, dass die politischen Entscheidungsträger die Aussichten auf Zinssteigerungen herunterspielen“, erläutert der Fondsmanager. „Bei einem Kernszenario steigender Renditen auf Staatsanleihen und sich verengender Kreditspreads halten wir im AXA WF Global Strategic Bonds an einer geringen Duration und einem Laufzeitrisiko von weniger als drei Jahren fest.“ Die größte Position des Fonds bestehe auch künftig aus Hochzinsanleihen, allerdings falle sie nicht mehr so groß aus wie noch zum Jahresende 2013. „Während sich der Markt einvernehmlich gemäß dem ersten Szenario positioniert (das heißt kurze Duration und Long-Position im Kreditrisiko), wird das zweite Szenario unserer Meinung nach zunehmend wahrscheinlicher“, so Hayes. „Das völlig pessimistische dritt e Anleihenszenario halten wir für das Unwahrscheinlichste.“
Er hält Hochzinsanleihen im Vergleich zu Staatsanleihen und Investment-Grade-Anleihen weiter für attraktiv, schränkt jedoch ein: „Wir gehen selektiv und vorsichtiger vor. Der Markt für Euro-Hochzinsanleihen erzielte 2013 eine Rendite von circa 10 Prozent. Mittlerweile erscheinen die Bewertungen jedoch in Teilen des Marktes teuer.“ Das Neuemissionsvolumen habe sich zwar zum Jahresende 2013 stark erhöht, allerdings sei eine Reihe von bonitätsstarken Titeln mit schwächeren Sicherungsklauseln emittiert worden. „Unserer Ansicht nach dürfte bald das Ende einer sehr starken Phase bevorstehen; auf jeden Fall nähern wir uns dem Ende eines Zyklus, in dem viele Anleger phasenweise höhere Risiken zum falschen Preis kaufen werden“, erklärt Hayes. „Auch wenn wir uns noch nicht an diesem Punkt befinden, ist entsprechende Vorsicht angebracht.“
Da Hochzinsanleihen teuer würden, könnten Staatsanleihen der Kernländer oder Anleihen mit besserer Bonität nach Ansicht des Experten wieder attraktiv werden: „Inzwischen ist der Markt im Hinblick auf Staatsanleihen so pessimistisch eingestellt, dass diese unabhängig vom Preis beinahe ignoriert werden. Aber 2014 könnte das Jahr sein, in dem englische, deutsche oder amerikanische Staatsanleihen wieder gefragt sind – wenn auch vielleicht nur für kurze Zeiträume.“