Die Entscheidung der Schweizerischen Nationalbank (SNB), den Wechselkurs des Schweizer Franken (CHF) nicht länger an den Euro zu koppeln, sollte vor allem als vorweggenommene Reaktion auf ein Quantitative Easing der Europäischen Zentralbank (EZB) interpretiert werden. Diese Ansicht vertreten AXA-IM-Chefökonom Eric Chaney und AXA-IM-Ökonom David Page in einem aktuellen Researchpapier. „Offenbar sieht die SNB noch beträchtliche Abwärtsrisiken für den Euro-US-Dollar-Wechselkurs – und auch die Möglichkeit, dass der US-Dollar noch vor dem Jahresende eine Parität mit dem Euro erreicht“, heißt es in dem Dokument. „Wenn die SNB vor diesem Hintergrund die Kopplung des Franken an den Euro aufrecht erhalten hätte, wäre die Attraktivität der Schweiz als sicherer Hafen für Sparer aus dem erweiterten Dollarraum beschädigt worden.“ Indem sie den Wechselkurs der heimischen Währung vom Euro entkopple, könne sie den Franken unter internationalen Anlegern wieder als eine Absicherung für Fremdwährungsrisiken etablieren – auch wenn diese Absicherung zu einem hohen Preis in Form negativer Einlagezinsen komme.
„Unserer Ansicht nach antizipiert die SNB damit, dass die EZB sich für eine Strategie des Quantitative Easing in größerem Ausmaß entscheiden wird und dies noch in dieser Woche bekannt geben wird. Und dass dies nur der Anfang einer lang anhaltenden Ausweitung der EZB-Bilanz sein könnte“, erläutern Chaney und Page. Schließlich sei eine deutliche Abwertung des Euro gegenüber dem US-Dollar zwar möglicherweise im Sinne der Länder der Eurozone. Eine starke Abwertung des Schweizer Franken dagegen widerspreche einem der grundlegenden Wettbewerbsvorteile der eidgenössischen Wirtschaft: ihrem traditionellen Status als sicherem Hafen.