Die Europäische Zentralbank hat entschieden, griechische Staatsanleihen vom 11. Februar an nicht mehr als Sicherheiten für EZB-Kredite zu akzeptieren. Bisher galt eine Sonderregelung, die dies ermöglichte, obwohl die Anleihen Griechenlands keinen Investmentgrade-Status besitzen. Eric Chaney, Head of Research bei AXA IM, erklärt die Auswirkungen der EZB-Entscheidung:
„Der Schritt erhöht den Druck auf die griechischen Banken und auch auf die griechische Regierung, eine Einigung mit den europäischen Partnern zu finden.“ Allerdings seien Griechenlands Banken nun nicht völlig von der Versorgung mit Zentralbankliquidität abgeschnitten. „Banken müssen Alternativen für die 30 Milliarden Euro finden, die derzeit mit griechischen Staatsanleihen besichert sind. Dazu können sie entweder alternative Sicherheiten wie Anleihen der Europäischen Finanzstabilisierungsfazilität (EFSF) oder die Notfall-Liquiditätshilfen der EZB (ELA) nutzen.“ Für die ELA seien griechische Staatsanleihen weiterhin zugelassen – allerdings sei die Nutzung der Liquiditätshilfen durch einen Strafzins in Höhe von 150 Basispunkten und höhere Haircuts bei den hinterlegten Sicherheiten nicht sonderlich attraktiv. Zudem gebe es auch keine Garantie, dass die griechischen Finanzinstitutionen die ELA langfristig nutzen könnten: „Die EZB überprüft die Notfallhilfen alle zwei Wochen, und der EZB-Rat kann mit Zweidrittelmehrheit entscheiden, sie zu begrenzen oder zu beenden, wenn sie im Widerspruch zu den Aufgaben und Zielen des Eurosystems stehen“, so Chaney.
Grundsätzlich müsse die EZB einerseits die Regeln einhalten und ihre Glaubwürdigkeit aufrechterhalten, andererseits dürfe sie sich aber auch nicht zu stark in politische Prozesse einmischen. „Die aktuelle Entscheidung ist eine Erinnerung daran, dass die Unterstützung für griechische Banken davon abhängt, dass Griechenland die Zusagen aus dem Abkommen mit der Europäischen Union einhält“, erläutert Chaney. „Die EZB möchte in den laufenden Verhandlungen eine schnelle Einigung sehen, wenn sie den griechischen Bankensektor am Leben halten soll.“ Chaney hält eine Überbrückungsfinanzierung von Ende Februar bis zur Jahresmitte trotz der aktuellen Zuspitzung für das wahrscheinlichste Szenario. In diesem Fall würden alle Beteiligten Zeit für ausführlichere Verhandlungen gewinnen.