Insbesondere die Höhe der monatlichen Summe von 60 Milliarden Euro, die die EZB ab März in Wertpapiere investieren will, sowie die unbegrenzte Zeitdauer des Programms haben ihre Erwartungen übertroffen. „Das EZB-Programm ist gut durchdacht und auf lange Sicht entwickelt“, loben die AXA-IM-Experten in einem aktuellen Research-Papier. Die jährlichen Ankäufe der EZB werden nach ihren Berechnungen sieben Prozent des BIP betragen – verglichen mit zuletzt sechs Prozent in den USA und 17 Prozent in Japan. Die Ökonomen von AXA IM nehmen an, dass von der monatlichen Summe acht Milliarden in Covered Bonds, zwei Milliarden in ABS-Papiere, sechs Milliarden in Schuldpapiere supranationaler Organisationen und 44 Milliarden in Staatsanleihen investiert werden. Die EZB hatte dazu keine konkreten Zahlen genannt.
Die Obergrenze von 33 Prozent pro Emittent und die Bandbreite der Wertpapiere stellen nach Einschätzung von AXA IM sicher, dass die EZB das Programm auch weit über den September 2016 hinaus fortführen kann, wenn nötig. Entscheidend für den Zeitpunkt der Beendigung des Programms seien die Inflationsentwicklung und die ihr zugrunde liegende Dynamik sowie die Inflationserwartungen. „Die Entscheidung wird letztlich auf einer Einschätzung von Risiken beruhen und nicht darauf, ob eine Inflationsrate von zwei Prozent erreicht ist oder nicht“, erklären die Experten.
Offen bliebe nur die Frage, ob es der EZB gelingt, die monatlich vorgesehene Menge zu kaufen. In den USA, UK und Japan sei das kein Thema gewesen. Aber Verkäufer seien vermutlich die preissensibelsten Investoren. Ausländische Notenbanken und der heimische Finanzsektor hielten sichere und liquide Anleihen auch aus nicht-ökonomischen Gründen. Änderungen an den regulatorischen Regelwerken Basel und Solvency wären eine Möglichkeit, Finanzinstitute zu ermutigen, ihre Staatsanleihen zu verkaufen. Damit dürfe man im Moment allerdings nicht unbedingt rechnen.
Quantitative Easing begünstigt alle wichtigen Anlageklassen
Den AXA-IM-Ökonomen zufolge wird das QE die Wirtschaft auf drei Wegen ankurbeln: Erstens zeigt die EZB durch das Programm ihre Entschlossenheit im Kampf gegen die Deflation. Dies führt dazu, dass die Marktteilnehmer mögliche Zinserhöhungen zu einem späteren Zeitpunkt erwarten als ohne Quantitative Easing – und schwächt letztlich den Euro. Zweitens ermutigen niedrigere Renditen bei sicheren Anlagen Investoren dazu, mehr Risiko in Kauf zu nehmen. Und drittens sollten geringere Refinanzierungskosten für Banken sowie niedrigere Zinssätze für Endkunden dazu führen, dass die Kreditnachfrage ansteigt.
Das QE-Programm dürfte darüber hinaus auch direkte Auswirkungen auf alle wichtigen Assetklassen haben, argumentieren die Experten. So sollte es zu niedrigeren Laufzeitprämien bei Anleihen führen und damit die Renditen insgesamt niedrig halten, obwohl gerade bei deutschen Bundesanleihen nur noch wenig Raum für einen weiteren Renditerückgang bestehe. Zudem dürften die Renditespreads zwischen Bundesanleihen und Anleihen aus Peripherieländern zurückgehen, da das EZB-Programm unterstreiche, wie ernst es Notenbankpräsident Mario Draghi mit der Rettung des Euro sei.
Obwohl sie nicht Teil des QE-Programms sind, sollten darüber hinaus auch Unternehmensanleihen profitieren – einerseits durch anziehende Wachstumserwartungen, andererseits durch den steigenden Risikoappetit der Investoren. Dieselben Faktoren könnten nach Ansicht der AXA-IM-Ökonomen auch die Entwicklung der Aktienmärkte begünstigen. Die Schwäche des Euro und die niedrigeren Kosten für den Schuldenservice führten zu einem stärkeren Gewinnwachstum, während angesichts der extrem niedrigen Anleiherenditen zugleich Investoren mit festen Zielrenditen auf Aktien ausweichen müssten.