Nach einem holprigen Start im ersten Quartal zieht die Konjunktur in den USA langsam wieder an.
Der Start der US-Wirtschaft ins Jahr war schwach. Doch nun gibt es laut Eric Chaney, Chef-Ökonom bei AXA Investment Managers (AXA IM), Signale für eine Erholung. Wann genau das sein wird, sei zwar noch unsicher. „Doch die Anzeichen mehren sich, dass die Schwäche zu Beginn des Jahres nur ein vorübergehendes Phänomen war“, sagt Chaney.
Was war passiert? Schwächere Stimmungsindikatoren und eine geringe Industrieproduktion ließen das Bruttoinlandsprodukt (BIP) im 1. Quartal annualisiert um lediglich 0,2 Prozent steigen. Der Konsum legte zwar etwas zu, doch Unternehmensinvestitionen, Staatsausgaben und Nettoexporte dämpften das Wirtschaftswachstum. Dafür verantwortlich seien vermutlich unter anderem der lange Winter im amerikanischen Nordosten, niedrigere Investitionen im Ölsektor nach dem Ölpreisrückgang, der starke US-Dollar und Einmaleffekte durch die Hafenarbeiterstreiks an der Westküste gewesen, so das Research-Team rund um den Chef-Ökonomen. „Wir erleben damit ein ähnliches Wachstumsmuster wie Mitte der 1980er Jahre, als ebenfalls ein starker Ölpreisverfall zu einer Konjunkturdelle führte und langfristig das Wachstum beschleunigt hat“, erklärt Chaney. In den nächsten Monaten dürfte es seiner Ansicht nach nun deutlichere Anzeichen für eine Konjunkturbeschleunigung und mehr Konsum durch steigende Realeinkommen geben.
Surprise-Gap-Index spricht für Erholung
Überrascht hat nach Ansicht des Experten zum Beispiel die hohe Differenz zwischen der Industrieproduktion im April und den Auftragseingängen drei Monate zuvor (Surprise-Gap). Seit Juni vergangenen Jahres war der Index stetig gesunken, was auf eine Rezession hindeutete. Mit Beginn des 2. Quartals liegt er nun wieder im Plus und signalisiert damit, dass sich die Wirtschaft im Expansionsmodus befindet. Auch die Fundamentaldaten haben sich, so Chaney, in jüngster Zeit verbessert: Die wahrgenommene Arbeitslosenrate sinkt, wenn auch nicht ganz so schnell wie die tatsächlich gemessene.
Investments in Immobilien gewinnen an Fahrt
Weiterhin rechnet Chaney damit, dass der private Konsum und Immobilieninvestitionen die Binnennachfrage wieder ankurbeln werden. Im ersten Quartal hatten sich die Verbraucher in Relation zu ihrem Einkommen mit Ausgaben zurückgehalten. Der Research-Chef vermutet, dass die Wetterbedingungen und Zweifel am Andauern der niedrigen Energiepreise Gründe dafür waren. Infolgedessen stieg die Sparquote. Diese Situation sollte sich laut Chaney nun wieder entspannen, vorausgesetzt, die Häuserpreise steigen weiterhin, wovon er jedoch ausgeht: „Immobilieninvestitionen sollten an Fahrt gewinnen angesichts des historisch niedrigen Niveaus und nach wie vor sehr niedrigen Hypothekenzinsen.“
Auch die amerikanische Notenbank Federal Reserve (Fed) hat kürzlich geäußert, dass sie die Konjunkturschwäche im Wesentlichen für vorübergehend hält. Obwohl sie ihre Wachstumsprognose zurückgenommen hat, geht sie davon aus, dass die Wirtschaft „moderat“ wachse und die Risiken ausgewogen seien. Zuletzt bestätigte das Federal Open Markt Committee (FOMC) seine Ansicht, dass die Inflationsrate sich allmählich wieder der Marke von 2 Prozent annähern wird. Für Chaney ist daher “eine Anhebung des Leitzinses innerhalb der nächsten sechs Monate sehr wahrscheinlich. Vorausgesetzt, die Lage auf dem Arbeitsmarkt entwickelt sich weiter positiv.“
Empfehlung: Treasuries langfristig untergewichten
Die schwachen US-Konjunkturdaten hatten im ersten Quartal kaum Einfluss auf die Anleihemärkte und die Renditen stiegen an. Das Anziehen der Wirtschaft, die voraussichtliche Einleitung der Zinswende noch in diesem Jahr sowie die Lohnkosten sprechen laut Chaney langfristig für Investments in Aktien. Aufgrund der hohen Liquidität rechnet er außerdem damit, dass M&A-Aktivitäten von US-Unternehmen wieder anziehen werden. US-Staatsanleihen empfiehlt Chaney aufgrund der weniger anleihefreundlichen Konjunkturdaten auf Dauer unterzugewichten.