Die politischen Entscheidungsträger und Marktteilnehmer begrüßten die Einigung mit Griechenland – der Diskussion über ein drittes Rettungspaket stehe nichts mehr im Weg. Doch die Erleichterung weiche einer universellen Müdigkeit. Das ist die Einschätzung von Chris Iggo, CIO Fixed Income bei AXA Investment Managers. „Nur wenige glauben, dass Griechenland nie wieder ein Thema für die Märkte sein wird oder dass sich die Frage nach der langfristigen Zukunft des Euro erledigt hat. Aber zumindest gibt es eine temporäre Atempause von den Eilmeldungen aus Athen.“
Für den Moment bleibt Griechenland in der Eurozone. „Die Finanzmärkte feierten das Last-Minute-Angebot. Vielen missfiel es hingegen – nicht zuletzt, weil es den demokratischen Willen des griechischen Volkes missachtet“, erklärt Iggo. Wirtschaftsexperten bemängelten fehlende konkrete Bestimmungen für den Schuldenerlass und die unrealistischen Annahmen über Vermögenswerte sowie das griechische Wirtschaftswachstum. Außerdem herrsche Unsicherheit darüber, ob die aktuelle Regierung die vereinbarten Maßnahmen überhaupt umsetzen werde. „Nichts ist perfekt. Weder das Leben noch die Finanzmärkte – beide bewegen sich von einem Zustand des Ungleichgewichts zu einem anderen. Wir müssen mit der Tatsache leben, dass die Situation um Griechenland weiterhin problematisch bleibt“, so Iggo. Im schlimmsten Fall müsse Griechenland die Eurozone verlassen.
Doch momentan begünstige die relative Renditestabilität die Kreditmärkte. Auch die nach wie vor expansive Geldpolitik wirke sich positiv auf den Markt aus – eine restriktivere Geldpolitik sei noch nicht notwendig. „Jetzt ist eine gute Zeit um den Markt zu erschließen, und Anleiheinvestoren sollten ihre Positionen in Credits aufstocken“, prognostiziert Iggo. In den USA und Großbritannien seien die Spreads von Investment-Grade-Anleihen deutlich höher als in der Eurozone – die Renditen der Indizes liegen in beiden Märkten bei 3,4 Prozent. Jedoch seien die Überrenditen gegenüber Staatsanleihen im letzten Quartal negativ gewesen. Iggo ist der Ansicht, dass das zweite Quartal 2015 umgekehrt verläuft – sofern Griechenland oder eine ähnlich gravierende Krise nicht noch einmal zum Problem für den Kreditmarkt werde. „Wir bewerten die USA und Großbritannien attraktiver als noch im ersten Quartal. Wenn der griechische Deal gut verläuft, sollte dies zusätzlich positive Auswirkungen haben“, schlussfolgert er.