Die Stimmung an den Finanzmärkten hat sich Mitte August deutlich verschlechtert: Die Sorgen um die chinesische Konjunktur traten immer deutlicher zutage. Die Verlangsamung der chinesischen Wirtschaft übte zusätzlichen Druck auf die Rohstoffpreise aus. Dies wiederum wurde zu einer Belastung für die Wirtschaftslage in den Schwellenländern insgesamt. Auch Unternehmen in den entwickelten Industrieländern bekommen dies inzwischen deutlich zu spüren, wie Chris Iggo, CIO Fixed Income bei AXA Investment Managers, erklärt: „Es sieht so aus, als schlage die Schwäche der Schwellenländer inzwischen auf Unternehmensnachrichten aus entwickelten Märkten durch. Schwellenländer bilden den gemeinsamen Nenner einer Reihe negativer Entwicklungen auf dem europäischen High-Yield-Markt.“
"Ein antizyklischer Investor könnte argumentieren, dass diese Sorgen in den Industrieländern übertrieben sind und wir uns lieber mit dem Zinsänderungsrisiko beschäftigen sollten"
Allgemein schlage sich ein negatives Sentiment auf dem Anleihemarkt in Sorgen um die Bonität der Emittenten nieder. „Ein antizyklischer Investor könnte argumentieren, dass diese Sorgen in den Industrieländern übertrieben sind und wir uns lieber mit dem Zinsänderungsrisiko beschäftigen sollten, zumindest in den USA und Großbritannien“, erläutert Iggo. „Aber die Sorgen um die Kreditqualität sind verständlich.“ Es sei zu einfach, problematische Unternehmensnachrichten aus diesem Bereich als Einzelfälle abzutun, so der Experte weiter: „Der Fall Volkswagen kann als Beispiel dafür dienen. Auf einer Ebene geht es hier nicht um das zugrunde liegende Geschäftsmodell, die Produkte oder Absatzmärkte, sondern um schlechte Unternehmensführung und unglückliche Entscheidungen.“ Auf einer anderen Ebene habe der Skandal um die manipulierten Diesel-Abgaswerte aber auch klare Implikationen für die Finanzkraft des Konzerns – durch Strafzahlungen, Aufwendungen für die Nachbesserung von Millionen von Fahrzeugen, den Ruf des Unternehmens und künftige Ertragsströme. „Investoren werden dies auch auf andere Unternehmen übertragen, die Dieselfahrzeuge verkaufen – und auf die Zulieferer, die sie dabei unterstützen. Was zunächst wie ein unternehmensspezifisches Ereignis aussieht, kann sich zu einem größeren Bonitätsproblem auswachsen“, so Iggo. Bisher allerdings seien vor allem Unternehmen mit Geschäften in Schwellenländern oder einer Abhängig von den Energiemärkten betroffen.
Die weiteren Aussichten: Vorsichtig optimistisch
Die Zuversicht der Investoren habe dennoch bereits stark gelitten. Dies manifestiere sich in teils heftigen Preisbewegungen und größeren Geld-Brief-Spannen. Zudem seien auch die Renditeaufschläge gestiegen, die Unternehmensanleihen im Vergleich zu sicheren Staatsanleihen böten – im US-Investmentgrade-Markt liege der Aufschlag derzeit im Mittel bei 170 Basispunkten, in Europa seien es 136 Basispunkte. Hier habe der Jahrestiefststand bei nur 89 Punkten gelegen. Daher ist Iggo auch vorsichtig optimistisch, was die Aussichten des Anleihemarktes angeht: „Unternehmensanleihen sind derzeit so attraktiv wie seit Jahren nicht mehr. Dennoch: Die Lage könnte noch einmal schlimmer werden, bevor es wieder besser wird.“