Das Kursgewinnverhältnis (KGV) des US-Aktienmarktes sei von 15 auf 20 gestiegen. Nach dem bekannten KGV-Modell von Robert Shiller liege der Wert inzwischen sogar bei 25 – für Investoren sei das ein Anzeichen für eine bevorstehende Blase. „Viele Anleger verlassen sich bei der Bewertung des Gesamtmarktes auf das Modell von Shiller. Dabei sollten sie jedoch berücksichtigen, dass die Finanzkrise einen großen Einfluss auf seine Berechnungen nimmt“, erklärt Wenzel. Die Angst vor einer Blase hält der Stratege daher für unberechtigt. Als Berechnungsgrundlage für das nach ihm benannte KGV nutze Shiller den inflationsbereinigten mittleren Gewinn der letzten zehn Jahre. Das ermögliche ihm, den aktuellen Markt mit dem realen Gewinndurchschnitt des letzten Jahrzehntes zu vergleichen. Damit beziehe er jedoch auch die Verluste der Jahre 2008 und 2009 mit ein, als die Gewinne während der Finanzkrise um mehr als 60 Prozent einbrachen.
Wie groß die Auswirkungen der Krise auf Shillers Rechnung sind, demonstriert Wenzel, indem er den Gewinntrend für 2020 ableitet: „Angenommen wir nehmen seine Berechnungen als Grundlage und werfen einen Blick in die Zukunft. Wenn wir dann von einer normalen Gewinnrezession von 30 Prozent in den Jahren 2017 und 2018 ausgehen, erhalten wir einen Wert von 22. Das sind ganze drei Basispunkte weniger.“
Auch eine Zinserhöhung werde nicht zu einer Blase führen. Für das Quantitative Easing der USA stehen 3,5 Billionen US-Dollar an zusätzlicher Liquidität zur Verfügung. Der Stratege hält es für unwahrscheinlich, dass die Politiker dem Markt dieses Geld entziehen werden, wenn die Federal Reserve Bank die Zinsen hebt. Liquiditätsbedingt steige das KGV dann um 2 Basispunkte auf 17 (der langjährige Mittelwert von 15 plus zwei zusätzliche Punkte zur Berücksichtigung der Liquidität). Das tatsächliche KGV belaufe sich heute auf 19. „Das macht eine Überbewertung von etwa zehn Prozent aus – was zwar relativ hoch ist, aber weit entfernt von einer Blase“, schlussfolgert Wenzel.