Der US-Arbeitsmarkt enttäuscht – mit einem Stellenzuwachs von nur 142.000 im September sind die Erwartungen der Marktbeobachter deutlich unterschritten worden. Zudem wurden die Zahlen für Juli und August nachträglich nach unten korrigiert. Für Eric Chaney, Chefvolkswirt und Head of Research bei AXA IM, ist das ein Anzeichen, dass die Federal Reserve Bank (Fed) auch weiterhin inaktiv bleibe: „Die Arbeitsmarktdaten schwanken notorisch stark. Doch sie waren eindeutig negativ und schüren den Zweifel an der möglichen Anhebung der Zinsen im Dezember.“ Eine Analyse von Euro-Dollar-Optionen legt Chaney zufolge nahe, dass die Märkte zum Jahresende mit einem US-Leitzins von 0,25 Prozent rechnen. 2016 könnte der Zinssatz demnach bei 0,6 und 2017 bei 0,7 Prozent liegen.
Angesichts dieser Aussichten befanden sich die Finanzmärkte zuletzt im Risk-on-Modus, so Chaney weiter: „Anleihen aus der Eurozone haben Papiere aus den USA outperformt, dennoch stehen die US-Anleihen seit Jahresbeginn besser da.“ An den Aktienmärkten hätten sich die Schwellenländer erstmals seit Wochen wieder besser geschlagen als die Industrieländer. Zugleich hätten viele Schwellenländer-Währungen gegenüber dem US-Dollar an Boden verloren.
Für den globalen Wirtschaftsausblick bleibt Chaney skeptisch: Der weltweite Handel habe sich zwar erholt, und das vierte Quartal könnte stärker ausfallen als das dritte, dennoch dürfte das Wirtschaftswachstum auch 2016 schwach bleiben. Für eine Region ist Chaney allerdings optimistisch: „Es wird vermutlich mehr Worte als Taten von der Europäischen Zentralbank geben, aber wir erwarten, dass Europa robust bleibt und im nächsten Jahr schneller wachsen wird.“ Angesichts der Folgen des langsamen Wachstums in China für die Schwellenländer und des beginnenden Zinserhöhungszyklus in den USA rechnet der Chefvolkswirt mit einem globalen Wirtschaftswachstum um wenig mehr als 3 Prozent. „Dieses Niveau liegt bedenklich nahe an einer Stagnation“, so Chaney.