Auf den ersten Blick erscheint das Umfeld für US-Hochzinsanleihen derzeit schwierig: Besonders seit Juni dieses Jahres wurden High-Yield-Positionen in großem Umfang abgestoßen, was Whitbeck auf die niedrigen Rohstoffpreise und die Unsicherheit bezüglich der erwarteten, aber immer wieder verschobenen US-Zinswende zurückführt. Erst zum zweiten Mal in der Geschichte verzeichnete der amerikanische High-Yield-Markt in vier aufeinanderfolgenden Monaten negative Gesamtrenditen. „Aktuell sehen wir aber den Beginn einer Erholung, die Steigerungen in der ersten Oktoberhälfte haben die negativen Erträge der vorangegangenen zwölf Monate beinahe wettgemacht“, sagt Whitbeck, Head of US High Yield bei AXA Investment Managers (AXA IM).
Auf kurze Sicht prognostiziert Whitbeck, dass die Rallye bis zum Jahresende anhält und hauptsächlich von markttechnischen Faktoren angetrieben wird. Die Volatilität an den Märkten bleibe aber weiterhin hoch, da die Entscheidung der US-Notenbank Federal Reserve (Fed), den Leitzins vorerst nicht zu erhöhen, eine Normalisierung der Lage verhindere. Auch der Präsidentschaftswahlkampf in den USA werde die allgemeine Unsicherheit der Marktteilnehmer weiter erhöhen.
Die Ausfallrate hochverzinslicher US-Anleihen für das kommende Jahr schätzt Whitbeck dennoch auf weniger als 2 Prozent – allerdings ohne Berücksichtigung des Energiesektors. Denn die Energieunternehmen leiden weiterhin stark unter den niedrigen Ölpreisen. „Das Ausfallrisiko im Energiebereich sehen wir für das Jahr 2016 bei 4 bis 4,5 Prozent “, so Whitbeck. „Damit ist es signifikant höher als in den vergangenen Jahren, in denen es bei rund 2 Prozent lag“.
Trotzdem lohne der Einstieg in High Yield Bonds gerade jetzt. Besonders die Bewertungen von Hochzinsanleihen mit kurzer Duration seien aktuell so gut wie seit 2011 nicht mehr. Die hohe Liquidität und kurze Laufzeit ermögliche gute Renditen auch in einem Umfeld steigender Zinsen. Zwei Entwicklungen stützen Whitbecks optimistische Sicht: Während Ende September der breite Markt für Hochzinsanleihen im Vergleich zum Vorjahr um 2,53 Prozent gesunken war, zeigten die High-Yield-Strategien von AXA IM eine Outperformance gegenüber dem Markt. Im gleichen Zeitraum lag die US-Core-High-Yield-Strategie bei minus 1,85 Prozent und die US-Short-Duration-High-Yield-Strategie bei einem Plus von 1,16 Prozent.
Die Short-Duration-Strategie zielt darauf ab, stabile Renditen bei geringer Volatilität zu erwirtschaften. Mit dieser Strategie konnte AXA IM in den vergangenen zwölf Monaten durchgehend positive Gesamterträge erreichen. Die Core-Strategie investiert in sowohl in lang- als auch in kurzlaufende Hochzinsanleihen. Kurzlaufende Anleihen werden übergewichtet, wenn ihre Bewertungen attraktiv sind. „Die geringere Volatilität und höhere Liquidität von Short Duration Bonds, gibt uns die Möglichkeit, an anderen Stellen höhere Risiken einzugehen, indem wir uns im Marktsegment mit den höchsten Renditen engagieren“, so Whitbeck. „Gleichzeitig werden Anleihen mit niedrigeren Renditen aus einem qualitativ höherwertigen Marktsegment untergewichtet. Das spiegelt unsere Einschätzung eines anhaltend geringen Ausfallrisikos abseits rohstoffabhängiger Sektoren wider.“