„Zu Beginn des Jahres rieten wir zu einer taktischen Übergewichtung von Aktien, da wir den Kursrutsch zu Jahresbeginn und die Angst vor einer drohenden Rezession für übertrieben hielten“, schreibt das Team für Research und Investmentstrategie in seiner monatlichen Publikation „Investmentstrategie“. Für das Team um Chefstratege Franz Wenzel bleibt das Gewinnmomentum allerdings schwach, die Bewertungen seien nur etwas günstiger geworden und die Märkte seien nicht mehr überverkauft.
Die Prognose des vergangenen Monats habe sich bestätigt: Auf der einen Seite hätten die Geschäftsklimaindizes die niedrigen Wachstumserwartungen von AXA IM bestätigt. Auf der anderen Seite habe sich die Stimmung an den Märkten verbessert. Die Aktienkurse hätten sich erholt, die Rohstoffpreise seien gestiegen, und der Wechselkurs des US-Dollar sei gesunken. Trotz der leichten Besserung der jüngsten Werte und einiger Teilindizes erwarten die Experten keinen starken Aufschwung.
Für die USA rechnen die AXA-IM-Strategen trotz des stabilen Konsums nach dem ersten Quartal weiterhin mit einem schwachen Wachstum von 1,7 Prozent. „Für ein noch stärkeres Wachstum investieren die Unternehmen zu wenig und der Nettoexport leistet zudem einen negativen Beitrag.“ Der Grund hierfür sei der trotz der jüngsten Einbußen starke US-Dollar. Auch im Euroraum seien die Geschäftsklimaindizes eher schwach ausgefallen, passend zu den rückläufigen Konjunkturerwartungen. „Die starke Erholung der Industrieproduktion im Januar spricht allerdings für eine gewisse Besserung nach dem schwachen vierten Quartal und dämpft die Angst vor einem massiven Einbruch.“ Das BIP dürfte den Experten zufolge um 1,4 Prozent wachsen.
Vergleichsweise schwach seien auch die jüngsten chinesischen Konjunkturdaten gewesen. Dennoch entsprächen die Zahlen den Erwartungen für ein weniger gutes Quartal. Nach 1,4 Prozent Zuwachs im ersten Quartal rechnen die Ökonomen für das Gesamtjahr mit 6,1 Prozent, weniger als der Marktkonsens. Unabhängig vom Rückgang der Kapitalabflüsse im Februar sei die chinesische Inflation überraschend auf 2,3 Prozent gestiegen.
Geld- und Fiskalpolitik bewegen sich
Immerhin aber unternehme die Politik etwas zur Stärkung der globalen Wirtschaft: Beim jüngsten G20-Finanzministertreffen hätten sich die Abgeordneten zwar nicht auf zusätzliche geld- und fiskalpolitische Maßnahmen geeinigt, aber sie betonten erneut, dass man das gesamte Instrumentarium einsetzen müsse, um das Wachstum zu fördern. Die Geld- und Fiskalpolitik habe weltweit reagiert, um den Abschwung in China zu bremsen. Um ein höheres Wachstum zu generieren, ziehe die chinesische Regierung mögliche Maßnahmen in Betracht wie die Senkung der Unternehmenssteuern, niedrigere staatliche Gebühren sowie höhere Sozial- und Infrastrukturausgaben. Die Geldpolitik bleibe dabei expansiv.
Dazu passe, dass die Europäische Zentralbank (EZB) das Volumen ihrer Anleihekäufe im Rahmen des Quantitative Easing um 20 Milliarden Euro auf 80 Milliarden Euro monatlich ausgeweitet habe. Jetzt kämen auch Industrieanleihen für Käufe in Frage, und mit vier neuen langfristigen Liquiditätsprogrammen seien weitere Anreize zur Kreditvergabe gesetzt. „Wir gehen davon aus, dass das gesamte Maßnahmenpaket risikoreicheren Wertpapieren überdurchschnittlich nutzen dürfte.“ Dementsprechend empfehlen die Experten von AXA IM, Unternehmensanleihen (Credits) überzugewichten. Zwar halte man nach der sehr ausgeprägten Rallye risikoreicher Titel eine Konsolidierung für denkbar, doch schließe man einen weiteren Spreadrückgang nicht gänzlich aus: „Wenn es in den USA in den nächsten zwölf Monaten nicht zu einer Rezession kommt, halten wir bei internationalen Unternehmensanleihen 2016 Erträge von fünf bis sechs Prozent für denkbar.“
Insgesamt habe die eher schwächere Weltwirtschaft zu Jahresbeginn Argumente für eine weltweit lockere Geldpolitik geliefert. Sie könne wiederum die Konjunktur in diesem Jahr stärken und die Risiken verringern. Deshalb habe sich die Marktstimmung auch verbessert – mit der Folge einer deutlichen globalen Erholung von Aktien und Credits. Das Team für Research und Investmentstrategie empfiehlt nun, Aktien neutral zu gewichten, bei einer leichten Bevorzugung von Industrie- gegenüber Schwellenländern. Bei Staatsanleihen bevorzugen die Experten weiterhin den US-Markt. „Der jüngste Ölpreisanstieg und einige erste Hinweise auf eine allmählich höhere Inflation bestärken uns in der sowohl kurz- als auch langfristig optimistischen Einschätzung amerikanischer Linker.“