Bessere Konjunkturaussichten in den USA
Positiv verlaufe derzeit die Entwicklung in den USA: Nach einer Schwächephase ziehe die US-Wirtschaft wieder an. Die Geschäftsklimaindizes für die Industrie stiegen kräftig – dadurch weitete sich die Surprise Gap, welche die Lücke zwischen den erwarteten und den tatsächlichen Produktionsdaten angibt, deutlich aus. „Wir rechnen auch im weiteren Jahresverlauf mit solidem Wachstum, da die zunehmende Beschäftigung und die niedrige Inflation den Konsum stützen werden“, sagt Wenzel. Eine stärkere US-Konjunktur könne die Normalisierung der Geldpolitik beschleunigen. Jedoch lasse sich die Fed zurzeit in hohem Maße vom internationalen Konjunktur- und Finanzumfeld leiten. „Wir erwarten 2016 zwei Zinsschritte der Fed: einen im Juli nach dem Brexit-Referendum und einen im Dezember nach den US-Präsidentschaftswahlen. Internationale Probleme könnten die Fed aber veranlassen, nur am Jahresende die Zinsen zu erhöhen“, so die Experten.
Aufschwung im Euroraum noch anfällig
Die Europäische Zentralbank (EZB) hingegen dürfte ihre Geldpolitik weiter lockern. Industrieproduktion und Konsum hätten sich im ersten Quartal bisher gut entwickelt – auch Arbeitsmarkt- und Kreditdaten sprächen für einen anhaltenden moderaten Aufschwung im Euroraum. Dass dieser jedoch anfällig ist, zeige die Suprise Gap: Sie fiel im März aufgrund schwacher Produktionsdaten in Frankreich und Deutschland auf -0,4 und signalisierte damit ein Rezessionsrisiko für das verarbeitende Gewerbe. „Das schwache Wachstum des Welthandels von nur zwei Prozent und die zunehmenden politischen Risiken in Europa belasten das Geschäftsklima und damit die Unternehmensinvestitionen, auch wenn die EZB die Finanzierung immer attraktiver macht“, erklärt Wenzel. Das Referendum über einen Brexit, mögliche Neuwahlen in Spanien und die anstehenden Rückzahlungen, die Griechenland an den Internationalen Währungsfonds leisten muss, könnten eine Rückkehr der politischen Risiken in Europa bedeuten.
„Im Aktienbereich verringern wir die Gewichtung des Euroraums auf neutral“, so Wenzel. Euroraum-Aktien, die bei einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von 18 notieren, hätten sich seit Jahresbeginn trotz der energischen Maßnahmen der EZB unterdurchschnittlich entwickelt. Der Grund: Der unerwartete Rückgang der Surprise Gap und die bevorstehenden politischen Risiken verunsichern in einem Maße, das die zusätzliche Zentralbankliquidität nicht vollständig kompensieren kann – zumindest bei risikoreichen Titeln.
US-Aktien – Schutz in einem risikoreichen Umfeld
In den USA hingegen schwächten die Hinweise der Fed-Vorsitzenden Janet Yellen auf eine wenig restriktive Geldpolitik den US-Dollar und gaben dadurch amerikanischen Aktien Auftrieb. Derzeit notiert der US-Aktienmarkt nur knapp unter dem Allzeithoch. Neue Rekorde seien durchaus im Bereich des Möglichen. Die Niedrigzins-Rhetorik der Fed dürfte jedoch weder von Dauer sein noch die Fundamentaldaten verdrängen. Daher warnen die Investmentstrategen: „Das Potenzial des US-Aktienmarktes ist begrenzt, und es gibt Abwärtsrisiken. Man kann die Dinge aber auch anders sehen: Aufgrund seines niedrigen Betas bietet der amerikanische Aktienmarkt in einem risikoreichen Umfeld den besten Schutz“, erklärt der Experte.