Trete Großbritannien aus der EU aus, dann gebe es keinen Grund, warum die Märkte nicht schlecht darauf reagieren sollten. Niemand könne die tatsächlichen Auswirkungen auf den Handel, die Geschäftsbeziehungen, auf internationale regulatorische Anforderungen oder auf soziale und kulturelle Engagements, die Großbritannien mit Europa verbinden, voraussehen. Bleibe Großbritannien jedoch in der EU, dann sei das britische Pfund der klare Nutznießer. “Jeder, der glaubt, dass Großbritannien in der EU bleibt und London das Zentrum von allem ist (mit Ausnahme von erfolgreichen Fußballteams), der hole sich das britische Pfund“, schlussfolgert Iggo.
London werde immer ein Zentrum bleiben für verschiedene Bereiche wie Entertainment, Business, Shopping, Sport und Kultur – egal, ob Großbritannien in der EU ist oder nicht, so Iggo. Generell schätzt der Experte die europäische Wirtschaft mit einem Verbleib von Großbritannien in der EU stärker ein als ohne. Investoren fragten sich darum, wie sie das Risiko eines Austritts absichern könnten. Ein Austritt aus der EU werde sicherlich globale Auswirkungen auf die Finanzmärkte haben, sagt auch Iggo. Sogar Offizielle der Federal Reserve (Fed) seien der Meinung, dass ein solches Ereignis in die Überlegungen über einen weiteren Zinsschritt bei der Sitzung des Offenmarktausschusses (FOMC) am 15. Juni einfließen werde. „Die Unsicherheiten bezüglich zukünftiger Handelsabkommen, Investments und der Regulierung könnte sowohl Großbritannien als auch seine Handelspartner schädigen“, warnt der Experte.
In der gegenwärtigen Marktsituation schließt Iggo die Möglichkeit nicht aus, dass die seit dem 11. Februar andauernde Risikobereitschaft an den Finanzmärkten in den kommenden Wochen zurückgehen könnte. Aktien und Credits hätten gut performt, mit Renditen von 12,5 Prozent bei hochverzinsliche US-Anleihen sowie 13,3 Prozent beim S&P 500 und dem DAX. Noch habe sich das Wachstumsbild nicht verändert. Die Erträge im ersten Quartal seien weit entfernt von einem Desaster gewesen, es gebe allerdings auch wenig Grund für Hoffnung, dass sich das Ertragswachstum beschleunigen werde.
Der US-Aktienmarkt handle mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von 14 bis 15, während die europäischen Märkte aufgrund struktureller Widerstände wie die Steuerpolitik und das Bankensystem niedriger bewertet seien. Aktien seien im Vergleich zu hochverzinslichen Anleihen immer noch günstiger bewertet, so Iggo, jedoch gut vergleichbar. Investment-Grade- und Staatsanleihen jedoch nicht, da diese auf Bewertungslevels blieben, die vollständig dominiert würden von der quantitativen Lockerung in der Gelpolitik sowie den Null- beziehungsweise Negativzinssätzen. „Das bedeutet, dass High-Grade-Anleihen keine Absicherung bieten gegen eine Risk-off-Periode aufgrund des UK-Referendums, erneuten Befürchtungen bezüglich Griechenland oder der Aussicht auf ein innenpolitisch fokussiertes USA nach den Novemberwahlen.“