Die erwarteten Erträge an den entwickelten Aktien- und Anleihemärkten sind angesichts des lauen Wachstumsausblickes wenig aufregend. Diese Ansicht vertritt Chris Iggo, CIO Fixed Income bei AXA Investment Managers. „Das Investmentumfeld begünstigt derzeit konservative Strategien mit diversifizierten Portfolios, die eine Art interne Absicherung haben. Dividendenstarke Aktien, High-Yield-Anleihen mit kurzer Duration, inflationsindexierte Anleihen und Anleihen der Peripherieländer sind derzeit interessant, gemischt mit ein paar US-Staatsanleihen als Absicherung. Es gibt jedoch Risiken angesichts des Brexit-Referendums in Großbritannien und der Neuwahlen in Spanien, ganz abgesehen vom nächsten Treffen der Federal Reserve – und das alles in der zweiten Hälfte des Juni.“
Die Aktienmärkte leiden Iggo zufolge derzeit einerseits unter einer recht ambitionierten Bewertung und andererseits unter einem geringen Gewinnwachstum bei Unternehmen. Er sieht vor allem spezielle Themen wie die Erholung der Rohstoffpreise oder Kostenreduzierung als Gewinntreiber. Immerhin gebe es aber nur wenig Spielraum für Enttäuschungen, da die meisten entwickelten Länder expandierten, wenn auch sehr langsam. „In Europa hat das glanzlose Umfeld sogar den Risikoappetit der Unternehmen und aggressive Bilanzstrategien geschwächt“, erläutert der Experte. „Deshalb sehen wir auch kein Verschuldungswachstum wie in den USA. Die gering ausgeprägte Aktienrückkaufkultur in Europa ist in Teilen ein Grund dafür, aber allgemein ist es das weiterhin fehlende Vertrauen, das europäische Unternehmen davon abhält, Kredite für Wachstum aufzunehmen.“ Der Fokus liege bei ihnen mehr auf nachhaltige Dividendenzahlungen. Iggo rechnet daher mit einer Rendite von vier bis sechs Prozent in diesem Jahr. Das sei kaum mehr als bisher bereits auf dem Anleihemarkt erzielt wurde und lege nicht den Schluss nahe, dass es große Umschichtungen von Assets in die Aktienmärkte geben werde, bevor es nicht zu einer Marktkorrektur komme.
Wenn die derzeitigen Bewertungen höhere Erträge auf den Aktienmärkten verhindern, dann gelte das gleiche für Anleihen, so Iggo weiter. „Die Kurve deutscher Staatsanleihen weist negative Renditen bei Laufzeiten bis zu sieben Jahren auf, und die Rendite von europäischen Unternehmensanleihen bis zur Fälligkeit ist niedriger als der Risikoaufschlag allein betrachtet.“ Investoren müssten in den sieben- bis zehnjährigen Markt gehen, bevor sie die volle Prämie für das Kreditrisiko bekommen. Der Preis dafür sei ein höheres Durationsrisiko. „Der derzeitige Renditeaufschlag für den europäischen Markt insgesamt ist etwa dort, wo er in der krisenarmen Zeit nach 2009 war“, erläutert Iggo. „Der Markt ist also fair bewertet. Aber für einen Investor ist es schwierig die gesamte Prämie zu erhalten. Folglich sehen wir anhaltend starke Zuflüsse in den europäischen High-Yield-Markt, wo die Risikoaufschläge nahe an der Rendite bis zur Fälligkeit liegen.“
Genau dies sei die Intention von Quantitative Easing: das Kapital zu weniger gut bewerteten Unternehmen zu lenken, die von Banken eventuell ihre Investmentpläne nicht finanziert bekämen. Dadurch würden die europäischen Anleihemärkte allerdings insgesamt unattraktiv. Die Investmentgrade-Anleihemärkte in den USA und in Großbritannien seien viel besser bewertet, was die Risikoaufschläge betreffe.
Iggos Fazit: „Es ist nicht die Zeit für Heldentaten – da die Märkte ziemlich teuer sind. Genießen Sie das Ende der Fußballsaison und schauen Sie dann, was die zweite Hälfte des Jahres bringt. Es könnten sich ein paar nette Möglichkeiten auftun, wenn sich der Nebel erst einmal setzt.“